FemmesTische: lebensnah und alltagstauglich

Ein Projekt der Familienbildung in Offenburg


Kontakt:

Anette Lampe, Stadt Offenburg, Fachbereich Bürgerservice und Soziales, Leiterin Stadtteil- und Familienzentrum Oststadt Grimmelshausenstr. 30, D-77654 Offenburg, Tel.: 0781 93 292-12, Fax.: 0781 93 292-26, Email: sfz.oststadt.gwa.lampe@gmx.de


FemmesTisch: der Name sagt es: mit dem Projekt sollen Frauen angesprochen werden, die sich in einer angenehmen Runde zum Austausch von brennenden Themen zusammenfinden. Der Tisch steht als Symbol für Austausch, Diskussion, Gemütlichkeit, Zusammensein.

Die FemmesTische wurden in der Schweiz von dem „Atelier für Kommunikation“ von Jean Pierre Weiss und Steffi Wirth vor allem für die Suchtprophylaxe entwickelt und werden inzwischen sehr erfolgreich in vielen Kantonen eingesetzt. Info unter www.FemmesTische.ch

In Offenburg werden sie im Rahmen der „Familienfreundlichen Kommune“ im „Ortenauer Bündnis für Familien“ als Methode in der Familienbildung in drei der sechs Offenburger Stadtteil- und Familienzentren umgesetzt. www.offenburg.de


Femmes Tische sind niedrigschwellig und unkonventionell

FemmesTische erreichen Erziehende, die aus unterschiedlichen Gründen den klassischen Elternbildungsveranstaltungen, wie Vorträgen und Trainings etc. fernbleiben, sei es aus Zeitmangel, weil ihr spezifisches Interesse nicht angesprochen wird oder weil die Zugangsschwellen zu hoch sind.

FemmesTische verknüpfen mehrere Aspekte, einer gelingenden Bildungsarbeit mit Erwachsenen:

  • Zeit und Ort sind auszuhandeln, sie sind somit flexibel, es entstehen keine Teilnahmegebühren. Die Gesprächsrunden finden ungestört in privatem Rahmen statt.
  • Jede Teilnehmerin ist die Expertin ihrer eigenen Lebenswelt, bei den Gesprächsrunden steht der Austausch von Erfahrungen im Vordergrund.
  • Die Moderatorinnen sind keine Fachexpertinnen, die ein fertiges Programm vermitteln, es findet keine Bewertung von „richtig“ oder „falsch“ in der Lebensführung oder Erziehung statt.
  • Es darf auch gelacht werden: FemmesTische machen Spaß, Frauen lernen einander kennen und können neue Kontakte knüpfen.

FemmesTische weben feine Netze im Gemeinwesen. Sie helfen mit, ein tragfähiges nachbarschaftliches Netzwerk zu schaffen.


So funktioniert´s

Die Lizenz für die Installation des Projektes wird vom „Atelier für Kommunikation“ vergeben. Ein Mitarbeiter kommt zum Projektstandort und implementiert das Projekt vor Ort.

Die Projektleitung vor Ort findet Moderatorinnen in ihrem Gemeinwesen, die sich für ein Jahr dem Projekt verpflichten. Moderatorinnen sollten Frauen sein, die kommunikativ, neugierig und im Gemeinwesen vernetzt sind.

Die Aufgaben der Moderatorinnen sind:

  • Die Gesprächsrunden zu moderieren. Dafür werden sie zeitnahe und praxisnahe auf das jeweilige Thema vorbereitet und auch in Moderationstechniken und Gesprächsführung qualifiziert.
  • Gastgeberinnen anzusprechen und den FemmesTisch gemeinsam vorzubereiten

Die Gastgeberin

Eine Gastgeberin kann jede Frau sein, die einmalig eine Gesprächsrunde in ihr Wohnzimmer oder an ihren Küchentisch einladen möchte. Als Gäste lädt sie Freundinnen, Nachbarinnen, Eltern aus Kindergarten, Schule oder anderen Zusammenhängen ein, die sich mit anderen Frauen über ein spezielles Thema austauschen möchten.

Alle Themen sind vorgegeben und vorbereitet, die Anwesenden konzentrieren sich auf dieses bestimmte, für alle wichtige Thema. Als didaktischer Input wird ein Filmausschnitt von etwa 15 Minuten gezeigt. Das erleichtert den Einstieg. Die Moderatorinnen bringen auch begleitende Fachinformationen, in Form von Literaturlisten zum Thema, Adressen von Beratungs- oder Informationsstellen, Informationen über Sprachkurse, etc. mit in die Gruppe.


Was wird durch Femmes Tische erreicht

FemmesTische sind eine Form von Empowerment. Empowerment ist keine Methode, sondern eine Grundhaltung in der professionellen Arbeit und wird von folgenden Prinzipien geleitet:

  • Fragen stellen, anstatt Antworten geben
  • Rahmenbedingungen schaffen, welche die Handlungsoptionen der Beteiligten erweitern
  • Orientierung an den Stärken und Fähigkeiten von Einzelnen und Gruppen

„ Atelier für Kommunikation“, Basel

FemmesTische bringen Frauen zusammen und geben die Rahmen vor für eine Auseinandersetzung mit Themen aus ihren Lebenszusammenhängen. In den Gesprächsrunden werden keine Programme oder Trainingseinheiten gelehrt, im Mittelpunkt steht der Austausch miteinander.

Ein Austausch auf gleicher Augenhöhe lässt andere an eigenen Erfahrungen partizipieren und ermöglicht das Finden von alltagstauglichen Lösungsmöglichkeiten.

FemmesTische ermutigen die Teilnehmerinnen in den Auseinandersetzungen mit Themen ihre Lebenssituationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und kommen dabei gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger aus. Auf eine Bewertung unterschiedlicher Lebensstile oder pädagogischer Vorstellungen wird verzichtet.

Über die eigene Situation zu sprechen und Schwierigkeiten zu benennen kann allein schon eine Ventilfunktion erfüllen. Dabei entscheiden die Teilnehmerinnen zu jeder Zeit selbst, wie persönlich sie sich in ein Thema einbringen wollen.

Im Jahr 2008 wurden in Offenburg vier thematische Veranstaltungsreihen in den Sprachen deutsch, türkisch, mazedonisch und russisch durchgeführt. 14 Moderatorinnen haben in 101 Veranstaltungen insgesamt 463 Frauen erreicht.

Durchgeführte FemmesTische 2008:

  • Übergang zwischen Kita und Schule: 19 FemmesTische 70 Teilnehmerinnen
  • Ernährung zwischen Fast-Food und Biokost: 35 FemmesTische mit 165 Teilnehmerinnen
  • Leben in unterschiedlichen Familienformen: 21 FemmesTische mit 94 Teilnehmerinnen
  • Wege aus der Brüllfalle: 26 FemmesTische mit 134 Teilnehmerinnen

FemmesTische machen Mut

Die Methode FemmesTische schafft Zugänge zu den unterschiedlichen Zielgruppen. Moderatorinnen mit Migrationserfahrungen finden leichter Zugänge zu ihren Sprach- und Kulturräumen. Vorrausetzung dafür ist eine effektive Öffentlichkeitsarbeit, die das Projekt auf unterschiedlichen Kanälen bekannt macht und Vertrauen schafft und eine qualifizierende Vorbereitung und Begleitung der Moderatorinnen durch die Projektleitung.


Die Moderatorinnen

Die Moderatorinnen sind keine Expertinnen oder Fachfrauen der Themen, sondern ganz normale türkische, russische, kroatische oder badische Frauen von nebenan.

Sie erfahren durch ihre Rolle und Funktion eine persönlichkeits-entwickelnde und stabilisierende Wirkung. Sie formulieren selbst, dass sie an der Aufgabe wachsen, sicher werden und an Selbstbewusstsein gewinnen. Die Frauen profitieren sowohl von den thematischen Weiterbildungen als auch in der Entwicklung ihrer Kompetenzen: zu kommunizieren, organisieren, Gruppen leiten, sich durchsetzen und bewusst leben.

Die Moderatorinnen erhalten eine Aufwandentschädigung von 40 Euro pro FemmesTisch. Neben dem ideellen Gewinn für die Moderatorinnen sollte sich das Engagement für die Frauen auch auf pragmatischer Ebene lohnen. Diese Aufwandentschädigung ist weit entfernt von einer bezahlten Dienstleistung, dennoch eine Wertschätzung die das Engagement und die Bedeutung der Aufgabe der Moderatorinnen würdigt.