Die Kaiser-Wilhelm-Straße ist international!

Planung und Konzeption zur Aufwertung einer Straße


Kontakt:

"Lenkungskreis Kaiser-Wilhelm-Straße"; c/o: 

  • EG DU Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH, Ercan Idik, Willy-Brandt-Ring 44, 47169 Duisburg, Fon 0203-99429-32, Fax 0203-99429-33 eMail: eidik@eg-du.de
  • Entwicklungsgesellschaft Kaiser-Wilhelm-Str. GbR, Sabine Bombien und Sevki Kaya, eMail: KaiserWilhelmStr@aol.com

Inhalt:

  0. Einleitung / Darstellung des bisherigen Prozesses in der Kaiser-Wilhelm-Straße
  1. Ausgangssituation
      1.1. Städtebauliche Ausgangssituation
   1.2. Städtebauliche Potenziale
   1.3. Demografische Situation
   1.4. Ökonomische Situation
  2. Das Leitbild: Die Kaiser-Wilhelm-Straße als internationale Dienstleistungs-, Handels- und Erlebnisstraße in Duisburg-Marxloh
  3. Umsetzung des Leitbildes
      3.1. Die Entwicklungspartnerschaft Kaiser-Wilhelm-Straße (KWS)
   3.2. Die Leuchtturmprojekte
        3.2.1 Platz an der Rolfstraße: Internationale Gastronomie und Bühne der Kulturen
        3.2.2 KWS als internationales Schaufenster: Bazar + Dienstleistungszentrum
        3.2.3 Die Kunst- und Kulturmeile
        3.2.4 Dialog zwischen den Kulturen und Religionen
  4. Ausblick
  5. Anhang
      5.1. Lenkungskreis Kaiser-Wilhelm-Straße

0. Einleitung / Darstellung des bisherigen Prozesses in der Kaiser-Wilhelm-Straße

Eine Straße von vielen in Deutschland: die Kaiser-Wilhelm-Straße in Duisburg-Marxloh. Ehemals Prunkstraße und Anziehungspunkt deutlich über die Stadtgrenzen hinaus, heute dagegen eine fast „berühmt-berüchtigte“ Straße mit vielen leer stehenden Ladenlokalen und Wohnungen.
Der Absturz kam nicht von heute auf morgen, er ging allmählich, mal in kleinen, manchmal auch in größeren Schritten voran. Er war so leise, dass viele, die auf dieser Straße wohnten, ihn kaum wahrnahmen oder auch nicht wahrnehmen wollten. Diejenigen, die ihn bemerkten, nahmen die immer größer werdende Verwahrlosung einfach hin: Ganz nach dem Motto, dass man daran sowieso nichts ändern könnte.
Vor einem guten Jahr nun, im März 2001, lud die Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU) ansässige Geschäftsleute, Hauseigentümer und auch Anwohner der Kaiser-Wilhelm-Straße zu der „Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße“ ein. Dabei beschränkte sich die EG DU nicht nur auf Ankündigungen in der Presse, Anschreiben und Wurfsendungen, sondern setzte sich persönlich mit den Menschen in Verbindung und forderte sie zum Mitmachen auf.
Obwohl diese Veranstaltung über drei Tage gehen sollte, waren etwa 60 Leute bereit, ein langes Wochenende zu opfern. Jeder der Teilnehmer hatte sich vorab seine Gedanken darüber gemacht, was er in Bezug auf die Kaiser-Wilhelm-Straße wollte bzw. nicht wollte, aber dennoch wusste keiner so recht, was ihn eigentlich an diesem langen Wochenende erwarten würde. Vor allem waren sich die Wenigsten darüber im Klaren, dass das arbeitsame Wochenende nicht einmalig war, sondern der Beginn einer aktiven Mitarbeit jedes einzelnen Teilnehmers.
Am Ende des Seminars wusste jeder, dass passives Warten auf Besserung der Situation nichts brachte. Wenn man etwas ändern wollte, dann musste man sich an der Änderung aktiv beteiligen. Man musste nicht nur, man konnte tatsächlich etwas tun, um etwas zu erreichen.

Abb. 1: Impression aus der Ideenwerkstatt

Mit Hilfe eines erfahrenen Moderatorenteams wurden die Teilnehmer von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin in die Zukunft geführt, bis Pläne ausgearbeitet waren, die den Wünschen und Interessen aller (bzw. der Mehrheit) entgegenkamen. Es stellte sich heraus, dass es trotz der verschiedenen Interessen („Soll die Kaiser-Wilhelm-Straße wieder befahrbar werden oder reine Fußgängerzone bleiben?“) der Teilnehmer (Anwohner, Gewerbetreibende und Selbständige) Ziele gab, die alle erreichen wollten:

  • ein friedliches und faires Miteinander
  • eine saubere Straße
  • ein positives Image der Straße
  • historisch aufbereitete Gebäude, weg mit den Ruinen
  • weg mit dem Leerstand der Geschäfte / Wohnungen

Diese Ziele wurden schriftlich fixiert, es bildeten sich mehrere Gruppen, die in eigenständiger Arbeit die Verwirklichung der Pläne / Ziele in Angriff nahmen:

  • Verkehr und Mobilität
  • positive Internationalität
  • Wohnumfeldverbesserung
  • historische Gebäude
  • neue Nutzungen, Vielfalt der Geschäfte, Image

Dieses gemeinsame Wochenende war nicht nur der Beginn vieler Freundschaften, sondern auch der erste Schritt in eine gemeinsame Zukunft. Die Teilnehmer trafen und treffen sich regelmäßig, es hat sich ein harter Kern gebildet, der sich kontinuierlich für die Straße und die erarbeiteten Ziele einsetzt.
Im Oktober 2001 wurde beschlossen, offiziell den Verein „Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße“ zu gründen, nicht zuletzt um öffentliche Gelder beantragen zu können, die nötig sind, um die Pläne zu verwirklichen.
Außerdem wurden Räumlichkeiten angemietet, um einerseits einen Treffpunkt für die einzelnen Gruppen zu haben und andererseits eine Anlaufstelle für alle Interessierten der Kaiser-Wilhelm-Straße bieten zu können. Diese Räumlichkeiten haben eine gute Resonanz innerhalb der Bevölkerung gefunden und werden nach Absprache zudem auch von anderen Vereinen bzw. Gruppen genutzt.
Die Ideenwerkstatt ist Gesprächsthema innerhalb der Straße und auch im Marxloher Umfeld. Selbst Skeptiker fragen immer wieder mal nach, wie weit die Arbeit der Gruppe denn nun sei.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich seit März 2001 viel getan hat, aber noch mehr zu tun sein wird. Im vorliegenden Konzept zur Aufwertung der Straße werden die Ausgangssituation, das gemeinsam vor Ort entwickelte Leitbild und die Schritte zur Umsetzung des Leitbildes dargestellt.


1. Ausgangssituation

1.1 Städtebauliche Ausgangssituation

Die Krise der Kaiser-Wilhelm-Straße ist augenscheinlich: leer stehende Ladenlokale, zerstörte Werbeanlagen, ungepflegte Fassaden, Bauschäden – ein insgesamt trostlos anmutendes Straßenbild. Zu entdecken sind bei genauerem Hinsehen jedoch auch einzelne gepflegte Gebäude, neue Läden mit jungen Inhabern und die „Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße“ – erste Anzeichen dafür, dass jede Krise den Keim des Neuen birgt.

Abb. 2: Leerstehende Ladenlokale in der Kaiser-Wilhelm-Straße

Von den Impressionen zu den Fakten: Die Kaiser-Wilhelm-Straße zählt zum traditionellen Einkaufszentrum des Stadtteils Marxloh. Durch den Wandel in der Montanindustrie, veränderte Einzelhandelsstrukturen und Einkaufsgewohnheiten sowie demografische Entwicklungen verlor Marxloh zunehmend seine traditionelle Rolle als Dienstleistungs- und Einkaufszentrum für den Duisburger Norden. Schon zwischen 1984 und 1993 schrumpfte die Einzelhandelsfläche in Marxloh um 22 Prozent, eine Tendenz, die sich in den Folgejahren fortgesetzt hat.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist die Kaiser-Wilhelm-Straße. Ursache ist die Randlage im städtebaulichen Gefüge: Jenseits des Willy-Brandt-Rings schließt sich unmittelbar großflächige Industrie an, es fehlt die städtebauliche Einbindung insbesondere im südwestlichen Abschnitt.

Abb. 3: Verkehrstechnische Einbindung der Kaiser-Wilhelm-Straße
(Anklicken zum Vergrößern!)

Entsprechend ist ein deutliches Gefälle im Erhaltungs- und Pflegezustand der Bausubstanz zu erkennen: Von einer überwiegend intakten Situation im Bereich des Pollmann-Kreuzes fällt der Erhaltungs- und Pflegezustand der Gebäude im südwestlichen Abschnitt deutlich ab. In Einzelfällen ist der Zustand der Gebäude desolat.
Mangelhafte Instandhaltung und fehlende Reinvestitionen haben ökonomische Ursachen: Mehr als jedes vierte Ladenlokal (27%) in der Kaiser-Wilhelm-Straße ist zur Zeit nicht vermietet, gehäuft treten Vermietungsprobleme im südwestlichen Abschnitt der Straße auf: Zwischen Wilfried- und Rolfstraße stehen acht von siebzehn nutzbaren Ladenlokalen leer.
Bei den noch genutzten Geschäftsflächen dominiert der Einzelhandel vor den Dienstleistungen und den gastronomischen Angeboten. Aufgrund der Vermietungsprobleme und dem damit verbundenen niedrigen Mietniveau rückten bis heute vier Vereinslokale und vier „Teestuben“ von Migrantengruppen nach. Da sich diese Nutzungen in der Regel nach außen verschließen, sind sie in ihrer Häufung für eine Belebung der Kaiser-Wilhelm-Straße kontraproduktiv.
Nach wie vor betreiben – entgegen allgemeinen Annahmen – mehrheitlich deutsche Inhaber die Läden in der Kaiser-Wilhelm-Straße. Dies trifft auf 19 der 26 Einzelhandelsbetriebe und 9 der 17 Dienstleister zu. Lediglich im gastronomischen Sektor werden mehr Betriebe von ausländischen (6) als von deutschen Inhabern (4) geleitet.
Das Eigentum an Grundstücken ist kleinteilig gestreut. Der überwiegende Anteil der 72 Grundstücke gehört privaten Eigentümern, Mehrfacheigentum ist die Ausnahme. Dreizehn Eigentümer wohnen in ihren Häusern in der Kaiser-Wilhelm-Straße. Ähnlich wie bei den Betriebsinhabern bilden ausländische Eigentümer eine Minderheit: Bei vierzehn Grundstücken sind ausländische Eigentümer im Grundbuch verzeichnet.
Eine rentable Vermietung der Gebäude und damit eine regelmäßige Pflege und Instandhaltung der Bausubstanz fällt den Eigentümern zunehmend schwerer. Das aufgrund der fehlenden Nachfrage nach Ladenflächen und Wohnraum sehr niedrige Mietniveau lässt offensichtlich Rücklagen für Reinvestitionen nicht zu.
Die Strukturdaten machen deutlich, dass die erheblichen städtebaulichen Probleme im wesentlichen auf die unbefriedigende ökonomische Situation zurückzuführen sind. Auf der anderen Seite trägt das inzwischen äußerst problematische städtebauliche Umfeld dazu bei, dass Einzelinvestitionen und damit eine positive ökonomische Entwicklung ausbleiben – ein Teufelskreis, der nur durch eine tragfähige Gesamtkonzeption und gemeinsames Handeln aller Beteiligten zu durchbrechen ist.


1.2 Städtebauliche Potenziale

Trotz der gravierenden städtebaulichen Probleme sind in der Kaiser-Wilhelm-Straße durchaus städtebaulichen Potentiale vorhanden:

  • Die gründerzeitlich geprägte städtebauliche Grundstruktur mit einem großzügigen Straßenraum, einer einheitlichen Randbebauung auf Parzellen von 10 bis 15 Metern Breite und etwa 30 Metern Tiefe bildet ein flexibles und robustes städtebauliches Gerüst für mögliche Folgenutzungen.
  • Ein niedriges Mietniveau und ungenutzte Flächen erhöhen die Chancen für junge Unternehmer oder Existenzgründer auf einen erfolgreichen Markteintritt und bieten Perspektiven auch für nicht vorrangig ökonomisch orientierte Nutzungen.
  • Die für den motorisierten Individualverkehr gesperrte Straße bietet Raum für Nutzungen wie Außengastronomie und Veranstaltungen und ist Voraussetzung für eine ungestörte Aufenthaltsqualität.

1.3 Demografische Situation

Die Rhein-Ruhr-Metropole Duisburg ist neben Köln mit 77.453 ausländischen Staatsangehörigen (Ende 2001) das Migrationszentrum in Nordrhein-Westfalen. Der Ausländeranteil in Duisburg liegt bei 15,2% (Quelle: Amt für Statistik, Stadtforschung und Europaangelegenheiten der Stadt Duisburg, Stand: 31.12.2001). Wie im restlichen Ruhrgebiet, dominiert auch hier die türkische Bevölkerung. Ende 2001 betrug die Zahl der türkischen Staatsbürger 44.976. Ihr Anteil unter den Ausländern liegt bei 58,1% und überschreitet damit den entsprechenden Anteil im Ruhrgebiet, der bei rund 45% liegt. Die Dominanz der türkischen Bevölkerung nimmt besonders im Stadtteil Marxloh zu. Die türkischen Staatsangehörigen machen 70% der ausländischen Bevölkerung im Stadtteil Marxloh aus. Mehr als jeder dritte Einwohner hat in Marxloh einen ausländischen Pass. Mit diesem Wert von 34,5% ist der Ausländeranteil mehr als doppelt so hoch wie im Duisburger Durchschnitt. Neben den türkischen Staatsangehörigen bilden die ehemaligen Jugoslawen die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe unter den Ausländern in Marxloh, wobei Bürger aus Bosnien-Herzegowina und der BR Jugoslawien dominieren. Die EU-Ausländer sind hingegen eine sehr kleine Minderheit in Marxloh.

Tabelle 1: Ausländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit in Marxloh und Duisburg, Stand 31.12.2001

Staatsangehörigkeit Marxloh Duisburg
Insgesamt Anteil in % Insgesamt Anteil in %
         
Bevölkerung insges. 18.758 100,0 510.378 100,0
         
Deutsche Bevölkerung 12.289 65,5 432.925 84,8
         
Ausländer insgesamt 6.469 100,0  77.453 100,0
   Türkei 4.630 71,6 44.976 58,1
   Ehem. Jugoslawien 779 12,0 9.385 12,1
   Italien 132 2,0 3.960 5,1
   Griechenland 82 1,3 2.122 2,7
   Niederlande 51 0,8 1.573 2,0
   Polen 98 1,5 1.884 2,4
   Marokko 146 2,2 1.141 1,5
   Spanien 26 0,4 1.033 1,3
   EU gesamt 373 5,8 10.713 13,8
   Sonstige 525 8,1 11.379 14,7

Mit den rund 3.000 eingebürgerten ehemaligen Ausländern erreicht die Migrantenbevölkerung in Marxloh die Größenordnung von 10.000. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung ist abzusehen, dass in den kommenden Jahren der Anteil der Migranten noch zunehmen wird. Daher ist es folgerichtig, dass die Migrationsrealität als ökonomisches Potenzial bei der Entwicklung der KWS eine tragende Rolle einnehmen muss. Der Rückgang der Bevölkerungszahl von Marxloh um 15,2% im Zeitraum 1990-2001 bedeutet einen einschneidenden ökonomischen Verlust, der sich in den gegenwärtigen Wohnungs- und Ladenlokalleerständen auf der KWS widerspiegelt.


1.4 Ökonomische Situation

Der gesellschaftliche, politische und administrative Umgang der Akteure in Duisburg-Marxloh mit der Migrationsrealität ist weitgehend von einer unverkrampften Selbstverständlichkeit und konstruktiven Offenheit geprägt. Daher kommt dem Aspekt der Internationalität für die ökonomische Entwicklung der Kaiser-Wilhelm-Straße (KWS) eine zentrale Bedeutung zu. Die bisherigen Ergebnisse der Ideenwerkstatt wie auch des Lenkungskreises der KWS untermauern die Feststellung, dass die bisherige bürgerschaftliche Akteurskonstellation mit ihrem Engagement und ihren Zielsetzungen ein positives Beispiel im Umgang mit der Migrationsrealität für das Ruhrgebiet darstellt. Die Bestandsaufnahme der derzeitigen Nutzungsstruktur (Ergebnisse einer mehrmaligen Begehung der KWS und Befragung von Geschäftsinhabern durch Mitarbeiter des Zentrums für Türkeistudien im Februar/März 2002) verdeutlicht, dass für die stadtteilorientierte Grundversorgung auf der KWS eindeutig Überkapazitäten an Ladenflächen existieren. Die Funktion der Grundversorgung kommt in erster Linie der Weseler Straße und dem August-Bebel-Platz zu. Folglich kann die KWS langfristig als Einkaufsstraße nicht überleben, wenn sie einen auf die Grundversorgung ausgerichteten Branchenmix aufweist. Deshalb kann eine Wende nur dann eingeleitet werden, wenn auswärtige Kundschaft und damit Kaufkraft für die KWS gewonnen werden kann.

Abb. 4: Nutzungen in der Kaiser-Wilhelm-Straße
(Anklicken zum Vergrößern!)

Vom Nutzungspotenzial der KWS werden derzeit nur 64% faktisch gewerblich genutzt. Rechnet man die nicht-gewerbliche Nutzung hinzu, steigt dieser Wert auf rund 73%. Entgegen der Stigmatisierung des Stadtteils als „Türken- oder Ausländerghetto“ existiert keine Dominanz der Migranten in der Unternehmerstruktur. Der Anteil der Geschäftslokale von selbständigen Migranten unter dem gewerblich genutzten Ladenlokalen liegt bei 36,4%. Die Leerstände gehen auf die Diskrepanz zwischen der angebotenen Ladenfläche und nicht vorhandener Kaufkraftkapazität im Stadtteil zurück. Die gewerbliche Angebotsstruktur der KWS ist durch kleinstrukturierte gewerbliche Nutzungen und eine insgesamt geringe Sortimentstiefe gekennzeichnet. Es werden überwiegend Produkte des niedrigeren Preissegments angeboten, und es existieren nur wenige Fachgeschäfte. Auch die gastronomische Infrastruktur (Imbisse, kleine Kneipen) ist unterentwickelt. Hinzu kommt die einfache und wenig ansprechende Außendarstellung der Ladenlokale, die fehlende sichtbare Profilierung einiger Geschäfte und eine zum Teil fehlende Übereinstimmung von Beschriftung und Angebotsstruktur. Diese Gesamtbeurteilung trifft im Kern sowohl auf die Geschäfte von deutschen Inhabern wie auch von Zuwanderern zu. Hinzu kommt, dass die Werbung aufgrund der Kundenstruktur weitgehend nur lokal ausgerichtet ist. Dieses eher negative Gesamtbild der aktuellen Situation wird dadurch verstärkt, dass in der äußeren Wahrnehmung der Eindruck entsteht, dass die leer stehenden Ladenlokale nicht zu vermieten sind.


2. Das Leitbild: Die Kaiser-Wilhelm-Straße als internationale Dienstleistungs-, Handels- und Erlebnisstraße in Duisburg-Marxloh

Marxloh ist international. Das ist ein Faktum. Dabei verstehen wir Internationalität nicht als Plädoyer für das unverbindliche Nebeneinander von zugewanderten und deutschen Marxlohern, sondern als ein Miteinander mit kulturellen und ökonomischen Neuschöpfungen. Die KWS als alteingesessene Einkaufsstraße in Marxloh hat ihr Gesicht im Zuge des Attraktivitätsverlustes von innerstädtischen Einkaufsstraßen zu Gunsten außerstädtischer Einkaufszentren, des damit einhergehenden Veränderungsprozesses im Handel, der demografischen Zusammensetzung ihrer Bevölkerung und des industriellen Strukturwandels in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert. Das Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft verläuft insgesamt sehr friedlich. Die teilweise vorhandenen Reibungen und gegenseitigen Vorbehalte wollen wir nicht verdrängen. Aber wir wollen aus der Internationalität unserer Straße und unseres Stadtteils positive ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Impulse gewinnen.
Die KWS hat als ökonomischer Ankerpunkt in Marxloh nur dann eine Zukunftsperspektive, wenn wir nicht in der Vergangenheit verhaftet bleiben, sondern unseren Blick auf die Chancen der Straße lenken. Die Vielfalt seiner Menschen und Kulturen bietet hierfür ein großes, bisher noch unausgeschöpftes Potenzial. Ohne die Geschichte des Stadtteils zu verdrängen, wollen wir Tradition mit internationaler Vielfalt verbinden, um hieraus Synergien für unser Handeln zu gewinnen. Dabei sind die Deutschen wie auch die Migranten, die Geschäftsleute wie auch die Eigentümer, die Anwohner wie auch die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsträger stimm- und entscheidungsberechtigte Partner im Gestaltungsprozess der KWS. Die Migranten und ihre Familien verstehen sich inzwischen nicht mehr als Gäste auf Zeit, sondern als Marxloher. Sie sind wie die deutschen Nachbarn oder Geschäftsleute auch um die Verbesserung der Perspektiven im Stadtteil und der KWS bemüht. Ihre Zukunft sehen sie nicht mehr im Herkunftsland, sondern in dem Stadtteil, in dem sie leben, arbeiten und wirtschaften.
Marxloh ist nicht nur in Bezug auf die Herkunft seiner Bewohner gemischt. In Marxloh wird nach wie vor gewohnt, gelebt und gearbeitet, nur dass das Wohnen, Leben und Arbeiten sich anders gestaltet als vor 20, 30 oder 40 Jahren. Weseler Straße und Pollmann-Kreuz wurden in den 90er Jahren nicht nur städtebaulich erneuert. Sie sind wieder Mittelpunkt für die Versorgung des Stadtteils und Zeichen für das Leben im Stadtteil geworden. Basis dieser Erneuerung waren auch die Marxloher mit einer Migranten-Biografie. Gerade in den 90er Jahren haben sie begonnen, in Marxloh endgültig Wurzeln zu schlagen und diesen Stadtteil zu ihrer neuen Heimat zu machen. Sie haben ihr angespartes Geld zunehmend in Wohneigentum gesteckt, kleine Geschäfte und Betriebe aufgebaut und erweitert. Diese wirtschaftliche Investitionstätigkeit der Migranten wollen wir in Verbindung mit dem ökonomischen Beitrag der deutschen Unternehmer zum Wohle des Stadtteils begleiten und steuern, um hochwertige und attraktive Geschäfts- und Handlungskonzepte zu entwickeln.
Wenn nicht alle gemeinsam an einem Strang ziehen, werden nicht nur einkommensstarke deutsche Familien vom Stadtteil abwandern, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich integrierte Schichten aus den Migrantenfamilien. Es kommt daher in Zukunft auch darauf an, dass das Marxloher Kapital im Stadtteil bleibt, um als produktiver Beitrag für die Zukunftsperspektive der KWS eingesetzt werden zu können. Damit ist nicht nur das Kapital in Form von Geld gemeint, sondern auch das „Humankapital“, die Einsatz- und Risikobereitschaft, das familiäre und soziale Umfeld, die kulturellen Wurzeln und die internationalen Verbindungen der Menschen. Davon werden im Ergebnis alle Marxloher, egal welcher Herkunft, profitieren und voneinander lernen können. Internationalität ist nicht nur eine Herausforderung für die politischen, administrativen und gesellschaftlichen Kräfte, sondern vor allem für das Individuum, gleichwohl ob Deutscher oder Zuwanderer. Denn es sind in einem dicht besiedelten Stadtteil wie Duisburg-Marxloh die individuellen Einstellungen und Strukturen, wie Geben und Nehmen, Zulassen und Ermöglichen und nicht Druck und Isolation entscheidende Konstanten, um die Neupositionierung der KWS in Angriff nehmen zu können. Daher ist nicht die Herkunft wichtig, sondern der individuelle Beitrag für die KWS. Aufgerufen sind alle, sich mitverantwortlich für ihre Straße zu fühlen, ob als Anwohner, Eigentümer oder Unternehmer.
Eine Wiederbelebung der Straße kann nur dann nachhaltig gelingen, wenn zusätzliche Nachfrage von außen für Marxloh gewonnen werden kann. Dies setzt voraus, dass Marxloh sich zu seinen besonderen Chancen bekennt und dies auch stolz nach innen wie nach außen kommuniziert. Die KWS hat eine wirtschaftliche Zukunft, wenn sie sich als internationales Handels-, Dienst- und Erlebniszentrum versteht. „Marxloh ist international“ bedeutet, die kulturellen, kulinarischen und wirtschaftlichen Potenziale der Migranten wie auch der Deutschen auf der KWS einem breiten Publikum sichtbar, fühlbar, erlebbar und kostbar werden zu lassen.
Die KWS muss im Zuge des Gestaltungs- und Entwicklungsprozesses einen Stimmungswechsel von einer lethargischen Binnenorientierung zu einer Aufbruchstimmung mit positiver Außenkommunikation vollziehen. Es gibt hierfür bereits vielfältige Ansätze durch besondere Verbindungen und Geschäftsbeziehungen nach außen, regional wie international. Dahinter steht eine junge „Gründerszene“, die aus den Migrantenfamilien stammt, die risiko- und unternehmungsfreudig sind, die die deutsche Sprache gut beherrscht und ihre Interessen zu organisieren beginnt. Sie sind sich ihres Migrantenhintergrundes bewusst, verstehen sich aber in erster Linie als Ruhrgebietler, als Duisburger, als Marxloher. Viele von ihnen haben sich im türkischen Unternehmerverband TIAD organisiert. Der TIAD ist in Marxloh entstanden und hat nach wie vor hier seinen Kern.
Die ökonomische Leistungsfähigkeit der selbständigen Migranten ist die entscheidende Grundlage für den Auf- und Ausbau von Kompetenzfeldern in den Bereichen Handel, Dienstleistungen und Gastronomie. Durch die Gewinnung international ausgerichteter Dienstleister und anspruchsvollen Handels für die KWS wird die Straße nicht nur qualitativ aufgewertet. Bedeutsam ist vor allem die Kombination und Ergänzung der verschiedenen Angebote in ihrem Gesamtbild als ein „Internationales Schaufenster“. So wird z.B. das Projekt Internationale Gastronomie gleichzeitig auch eine Bühne der Kulturen sein. Das in Ansätzen bereits vorhandene Kompetenzfeld „Internationaler Bazar + Dienstleistungen“ setzt auf ein internationales Kundenprofil und damit auf Zielgruppen von außerhalb des Stadtteils.
Ausgehend von der Ideenwerkstatt im März 2001 hat sich der Verein „Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße e.V.“ unter dem Motto „Eine Idee wird konkret“ zusammengefunden. Inzwischen hat der Verein in der KWS Räumlichkeiten bezogen. Die Akteure unterstützen den Aufwertungsprozess in der Straße und setzen sich in besonderem Maße dafür ein, dass das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen funktioniert und über einen „Dialog der Kulturen“ das Verständnis noch wächst. Kunst und Kultur stellen oft den besten Transmissionsriemen für einen solchen Dialog dar. Künstlern fehlt oft der unmittelbare Bezug zu Lebensumfeldern, die die künstlerische Arbeit inspirieren können. Und ihnen fehlt häufig einfach Raum. Beides hat Marxloh und insbesondere die Kaiser-Wilhelm-Straße „im Überfluss“. Künstlern, Kulturschaffenden und „Dialogarbeitern“ sollen daher unter dem Stichwort „Internationale Kunst und Kultur“ Wege zur Auseinandersetzung mit dem Leben im internationalen Stadtteil Marxloh eröffnet und auch temporär oder dauerhaft preiswerte Räume für ihre Arbeit angeboten werden.
Um die Attraktivität der KWS auch für Zielgruppen außerhalb Marxlohs zu erhöhen, ist die weitere Profilierung in der angedeuteten Ausrichtung unmittelbar an das Ziel gekoppelt, in den jeweiligen Feldern einen qualitativ anspruchsvollen Standard zu erreichen. Dies gilt für alle drei Handlungsfelder „Internationale Gastronomie + Bühne der Kulturen“, „Internationales Schaufenster: Bazar + Dienstleistungszentrum“ und „Internationale Kunst + Kultur“. Aus städtebaulichen und wirtschaftlichen Gründen bieten sich räumliche Schwerpunktbildungen an: gewerblicher Basar und internationale Dienstleistungen im nordwestlichen Teil der Kaiser-Wilhelm-Straße im Anschluss an die Ausstrahlung des Pollmannkreuzes, endend mit einer neu zu schaffenden Platzsituation für den Kernbereich der internationalen Gastronomie im Bereich der Einmündung von Armin- und Rolfstraße; jenseits der Rolfstraße dann Angebote von Kunst + Kultur im Bereich der niedrigsten Mieten und der höchsten Leerstände.

Abb. 5: Die drei Handlungsfelder „Kunst- und Kultur“ „Internationale Gastronomie“ und „Internationaler Bazar + Dienstleistungszentrum“ sowie die vier Leuchtturmprojekte
(Anklicken zum Vergrößern!)

Diese Leitvorstellungen und der Handlungsrahmen sind vor Ort mit Akteuren aus dem Stadtteil entstanden, die zuletzt in einer Leitbildwerkstatt am 24. April 2002 mit den Bürgern und Akteuren abgestimmt wurden. Für die Projektansätze sind belastbare und engagierte Arbeitsgruppen mit örtlich verankerten Akteuren gebildet worden, so dass das bürgerschaftliche Engagement im Projektzeitraum und darüber hinaus mit verantwortlich und engagiert agierenden Multiplikatoren, Bürgern, Unternehmern, Eigentümern und Politikern gesichert ist. Im Zuge des Entwicklungs- und Gestaltungsprozesses wird sich die KWS als internationale Dienstleistungs-, Handels- und Erlebnisstraße im Ruhrgebiet und darüber hinaus einen Namen machen. Für diese Zielsetzung wollen wir uns einbringen, Verantwortung übernehmen und um Unterstützung bitten.


3. Umsetzung des Leitbildes

3.1 Die Entwicklungspartnerschaft Kaiser-Wilhelm-Straße

Ausgangssituation und Idee
Für die weitere Entwicklung der Kaiser-Wilhelm-Straße müssen Strukturen geschaffen werden, die den Aufwertungsprozess sowie die Vermarktung auch langfristig tragen können. Unser zentrales Anliegen ist dabei, dass die bereits vorhandenen Strukturen organisch weiterentwickelt werden. Wichtige, bereits vor Ort aktive Organisationen sind der Verein Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße e.V. sowie der Verband Türkischer Unternehmer TIAD. Diese beiden Organisationen wollen nun eine Entwicklungspartnerschaft Kaiser-Wilhelm-Straße eingehen, um hier eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu setzen.
Diese Entwicklungspartnerschaft soll durch einen Beirat unterstützt werden, der sich aus wichtigen Akteuren aus dem Umfeld (EG-DU, Stadt, IHK, GfW etc.) sowie externen Dienstleistern zusammen setzt. Mit dieser Kombination soll zum einen die Nähe zu den Betroffenen vor Ort sowie die Kompetenz und Qualifikation der Betroffenen gesichert werden.

Zielsetzung und Aufgaben der Entwicklungspartnerschaft
Nach einer Anschub-Phase von ca. vier Jahren gibt es eine tragfähige Struktur, die das wirtschaftliche Rückgrat der Straße bildet. Die Entwicklungspartnerschaft kümmert sich um die kontinuierliche Weiterentwicklung der Straße. Sie organisiert die Vermarktung der Flächen und Handlungsfelder. Und sie betreut die aus den Handlungsfeldern abgeleiteten Leuchtturmprojekte.
Sie kümmert sich um die Profilierung der Straße im regionalen und auch überregionalen Kontext und entwickelt dementsprechend passende Marketingmaßnahmen und Veranstaltungen. Sie sorgt dafür, dass die einzelnen Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind und so eine optimale Außenwirkung erzielen können. Und sie organisiert die Qualifizierung der Geschäftsleute in der Straße und die Betreuung und Förderung von Investoren und Existenzgründern.

Träger der Entwicklungspartnerschaft
Träger der Entwicklungspartnerschaft sind die beiden lokalen Vereine TIAD e.V. und Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße e.V.:

  • TIAD e.V.
    Der TIAD ist der Verein türkischer Geschäftsleute in Duisburg und Umgebung e.V. Ziel des 1996 gegründeten Zusammenschlusses ist die Wirtschaftsförderung: „Hilfestellungen für Neueinsteiger, Kampf gegen Schwarzarbeit und unlauteren Wettbewerb, Kooperation mit deutschen Unternehmen, Schaffen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie der Informationsaustausch über wirtschaftliche Entwicklungen“ (Festschrift 5 Jahre TIAD e.V.). Der TIAD baute Netzwerke mit den lokalen Akteuren, Ämtern und Institutionen auf. Er leistet seit seinem Bestehen einen entscheidenden Beitrag für die lokale Ökonomie und setzt wichtige Impulse durch sein länder- und nationenübergreifendes gesellschaftliches Engagement.
    Marxloh war der Gründungsort des TIAD. Wenngleich inzwischen Mitglieder aus allen Stadtteilen Duisburgs hinzugestoßen sind, ist der TIAD sehr stark in Marxloh verwurzelt. Dies ermöglicht ein spezielles Engagement auf der Kaiser-Wilhelm-Straße hinsichtlich der ökonomischen Entwicklung und der Ansiedlung neuer, dem Leitbild entsprechender Unternehmen.
  • Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße e.V.
    Der Verein Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße e.V. hat sich im Jahre 2001 gegründet, um „ideelle und materielle Unterstützung bei der städtebaulichen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Entwicklung, Erneuerung und Stabilisierung der Kaiser-Wilhelm-Straße und des Stadtteiles Duisburg-Marxloh“ zu geben (Satzungsziele).
    Auslöser der Gründung war die Ideenwerkstatt im März 2001, bei der über 60 Anwohner, Geschäftsleute, Hauseigentümer u.a. über drei Tage gemeinsam zur Zukunft der Straße gearbeitet hatten. Der Wunsch, diese Arbeit fortzuführen und dem ehrenamtlichen Engagement einen rechtlichen Rahmen zu geben, war Grund für die Vereinsgründung.
    Inzwischen hat der Verein eigene Räumlichkeiten auf der Kaiser-Wilhelm-Straße geschaffen, die als Versammlungsraum auch für andere Initiativen, als Informationsbörse und für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden. Informationen zum Aufwertungsprozess auf dem Stadtteilfest, Versammlungen der Geschäftsleute und Hauseigentümer, Pflanzaktionen zur Verschönerung der Straße u.v.m. sind weitere konkrete Aktivitäten im ersten halben Jahr gewesen.
    Der Verein versteht sich auch als Multiplikator, um weitere Akteure auf der Straße für die Aufwertung zu gewinnen.

Bereitschaft der Trägervereine, Hauseigentümer und Geschäftsleute auf der KWS
Die Vorstände der beiden Trägerorganisationen, TIAD und Ideenwerkstatt KWS e.V., haben beschlossen, dass Sie die finanzielle Verantwortung für die Entwicklungspartnerschaft übernehmen und einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen wollen (siehe „Die Struktur der Entwicklungspartnerschaft“).
In mehreren Einzelgesprächen und einer Veranstaltung der Ideenwerkstatt KWS e.V. haben die anwesenden Hauseigentümer und Geschäftsleute ihre grundsätzliche Bereitschaft deutlich gemacht, sich an der Entwicklungspartnerschaft zu beteiligen und auch einen Eigenbeitrag zu leisten. So sind z.B. die Hauseigentümer bereit, sich an einem sogenannten Flächenpool zu beteiligen, um eine gemeinsame Vermarktung der leerstehenden Immobilien zu ermöglichen.

Die Struktur der Entwicklungspartnerschaft
In der Entwicklungspartnerschaft sind Mitglieder der Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße und des TIAD sowie Hauseigentümer und Geschäftsleute organisiert. Grundlage der Entwicklungspartnerschaft ist ein Vertrag zwischen der Ideenwerkstatt KWS e.V. und dem TIAD e.V., in dem beide Organisationen die Verantwortung für die Entwicklungspartnerschaft übernehmen.

Inhalte des Vertrages sind:

  1. Ziele und Aufgaben der Entwicklungspartnerschaft
  2. Erklärung über die Bereitschaft zur Stellung einer Person für das Management KWS
  3. Erklärung über die Bereitschaft zur Übernahme der finanziellen Verantwortung für den Eigenanteil
  4. Erklärung über die Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung im Rahmen der Steuerungsgruppe

Die Entwicklungspartnerschaft ist wie folgt strukturiert:
Das Management Kaiser-Wilhelm-Straße besteht aus zwei bis drei Personen. Eine Person wird vom TIAD gestellt und eine Person von der Ideenwerkstatt KWS. Diese Personen werden für  die Erfüllung von Aufgaben im Rahmen der von der Entwicklungspartnerschaft formulierten Ziele bezahlt. Ein wichtiges Ziel ist die weitere Entwicklung der Leuchtturmprojekte. Das KWS - Management übernimmt hier eine steuernde und koordinierende Funktion. Hierfür wird von der Entwicklungspartnerschaft insgesamt ein jährlicher Betrag von 45.000 € zur Verfügung gestellt.
Das Steuerungsgremium Kaiser-Wilhelm-Straße ist ein ehrenamtliches Gremium, das die Arbeit des Management KWS unterstützt, aber auch im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung kontrolliert. Das Steuerungsgremium setzt sich zusammen aus zwei Mitgliedern der Ideenwerkstatt KWS, zwei Mitgliedern des TIAD und übergangsweise einem Vertreter der EG-DU.
Der Beirat ist ein weiteres Gremium, das sich aus „externen“ Akteuren zusammen setzt. Er stellt eine Fortführung des bisherigen Lenkungskreises dar. Dazu gehören die EG-DU, die GfW (Gesellschaft für Wirtschaftsförderung), die IHK (Industrie- und Handelskammer), Akteure, die in den Leuchtturmprojekten involviert sind sowie externe Dienstleister. Der Beirat übernimmt ebenfalls eine unterstützende und kontrollierende Funktion. Hier wird das ganze Umfeld und Netzwerk der Kaiser-Wilhelm-Straße mit ihren Ressourcen in den Prozess involviert.

Phasenmodell für die Entwicklungspartnerschaft
Die Entwicklungspartnerschaft entwickelt in einer Anschub-Phase von ca. vier Jahren (bis 2006) ein stabiles Netzwerk aktiver Hauseigentümer, Bürger und Geschäftsleute und funktionsfähige Arbeitsstrukturen.
In diesen ersten vier Jahren erfolgt eine Anschub-Finanzierung, die die Einrichtung des Management KWS, sowie Qualifizierungs- und Marketingmaßnahmen und andere Aktivitäten zur Aufwertung der Kaiser-Wilhelm-Straße ermöglicht.
Nach diesen vier Jahren sollen die Strukturen und Aktivitäten soweit entwickelt sein, dass die Arbeit mit einem selbst erwirtschafteten Jahresetat getragen werden kann.
Im Folgenden wird ein Phasenmodell für die konkrete Arbeit der Entwicklungspartnerschaft skizziert. Die Arbeit der Entwicklungspartnerschaft wird hierbei in vier (teilweise überlappenden) Phasen gegliedert:


3.2 Die Leuchtturmprojekte

Die Leuchtturmprojekte sind die Lichtsignale, die von der Kaiser-Wilhelm-Straße in den Stadtteil und darüber hinaus gesendet werden: „Auf der Kaiser-Wilhelm-Straße passiert etwas! Es lohnt sich, dabei zu sein!“ Sie sind zudem Keimzellen für die weitere Entwicklung der einzelnen Handlungsfelder.
Sie zeigen, dass Dinge in Bewegung kommen, dass sich Engagement lohnt und geben Mut zur Investition. Mit kurzfristigen und sichtbaren Maßnahmen im Rahmen der einzelnen Projekte wird eine Aufbruchstimmung ausgelöst, die weitere Akteure auf der Kaiser-Wilhelm-Straße und interessierte Geschäftsleute und Investoren aus dem Umfeld anzieht.
Als Gesamtkoordination und Trägerin des Aufwertungsprozesses fungiert dabei die Entwicklungspartnerschaft Kaiser-Wilhelm-Straße: Die Entwicklungspartnerschaft bildet das Dach, unter dem die Leuchtturmprojekte weiterentwickelt und begleitet werden und unter dem die weitere wirtschaftliche Entwicklung der KWS koordiniert wird. Das Management KWS übernimmt dabei auch zunehmend die Koordinierung der einzelnen Projektgruppen.
Damit wird der Umschwung eingeleitet. Nach und nach werden die Leuchtturmprojekte realisiert und geben der Kaiser-Wilhelm-Straße ihr neues Gesicht eines lebendigen und attraktiven Ortes zum Arbeiten, Flanieren und Leben.
Folgende Leuchtturmprojekte wurden von Akteuren der Kaiser-Wilhelm-Straße entwickelt und werden von ihnen getragen:

  • Platz an der Rolfstraße: Internationale Gastronomie und Bühne der Kulturen
  • KWS als internationales Schaufenster: Bazar + Dienstleistungszentrum
  • Die Kunst- und Kulturmeile
  • Dialog zwischen den Kulturen und Religionen

Sie werden im Folgenden vorgestellt. Es werden jeweils die Grundidee und Vision des Projektes, die Beteiligten und Träger, der aktuelle Planungstand und die weiteren Realisierungsschritte beschrieben. In Tabellenform wird der Kostenrahmen für die einzelnen Bausteine und der Eigenbeitrag der Akteure vor Ort dargestellt.
Für die Projektansätze sind belastbare und engagierte Arbeitsgruppen mit örtlich verankerten Akteuren gebildet worden, so dass das bürgerschaftliche Engagement im Projektzeitraum und darüber hinaus mit verantwortlich und engagiert agierenden Multiplikatoren, Bürgern, Unternehmern und Eigentümern gesichert ist. Die Projektgruppen haben die Einstiegsphase zu diesem Zeitpunkt so konkret wie möglich skizziert und mit Finanzierungsplänen versehen. Darüber hinaus haben sie einen Ausblick für die nächsten Jahre formuliert.


3.2.1 Platz an der Rolfstraße: Internationale Gastronomie und Bühne der Kulturen

Die Idee
Schon im März 2001 schlug die „Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße“ im Bereich Rolfstraße/Arnimstraße eine „Piazza“ vor, die durch Restaurants, Cafés und Außengastronomie belebt werden sollte. Diese Idee wurde im Rahmen der Konzeptentwicklung für die Kaiser-Wilhelm-Straße aufgegriffen und konkretisiert.
Zwei Gründe sprechen für diese Idee:

  • Die Kaiser-Wilhelm-Straße ist über ihre Gesamtlänge von fast 700 Meter zwischen der Weseler Straße und dem Willy-Brandt-Ring kaum gegliedert. Der Straßenquerschnitt von etwa 18 Metern Breite zieht sich gleichförmig durch. Einzige Beschreibungs- und Orientierungsmerkmale sind die einmündenden Querstraßen sowie die Hausnummern der Gebäude. Es fehlen besondere „Orte“, die zu erkennbaren Abschnitten führen und die Orientierung erleichtern.
  • Der „gerichtete“ Straßenraum der Kaiser-Wilhelm-Straße ist eher auf Bewegung und „Durchgang“ als auf Aufenthalt angelegt. Es fehlt ein Ort, der zum Verweilen einlädt, der sich zum Treffpunkt entwickeln kann. Es fehlt ein „öffentlicher Raum“, der diese Aufgaben wahrnimmt.

Im Bereich der Einmündung der Rolfstraße besteht die Chance, einen solchen Platz zu realisieren.

  • Die Fläche gliedert die Straße etwa in zwei gleiche Abschnitte und bildet damit allein aufgrund der Lage eine identifizierbare „Mitte“.
  • Die ehemalige Tankstellennutzung mit einer geringen baulichen Ausnutzung bietet die entsprechenden Flächenpotentiale.
  • Schon heute konzentrieren sich hier gastronomischen Angebote, wenngleich zur Zeit einige Flächen leer stehen; dies legt nahe, hier dem Leitbild entsprechend einen Nutzungsschwerpunkt „internationale Gastronomie“ zu bilden, der als Keimzelle auf die gesamte Straße und die Nebenstraßen ausstrahlt und mittelfristig weitere Ansiedlungen im Umfeld bewirkt.

Das Konzept
Der Entwurf sieht vor, das ehemalige Tankstellengebäude – heute als Pizzeria genutzt – abzureißen und das Tankstellengrundstück sowie die angrenzenden Straßenflächen der Kaiser-Wilhelm-Straße und der Rolfstraße zur Gestaltung eines Platzes mit einer Größe von etwa 1.500 Quadratmetern zu nutzen.
Der neue Platz erhält seine räumliche Kontur durch die Bestandsgebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße und der südwestlichen Rolfstraße. Das Gebäude Rolfstraße 6, das zukünftig die nordwestliche Platzwand bildet, ist zur Zeit in einem schlechten baulichen Zustand. Dieses Gebäude ist entweder umfassend zu erneuern oder durch einen Neubau zu ersetzen. Die Erdgeschosszone der Randbebauung wird weitgehend genutzt durch Gastronomiebetriebe, die sich in der warmen Jahreszeit zum Platz öffnen und eine Außengastronomie betreiben.
Die Gestaltung der Platzfläche orientiert sich am Motiv einer „Bühne“. Das Niveau des zentralen Bereichs wird durch zwei Stufen leicht angehoben, so entsteht eine erhabene Fläche, die sich für Stadtteilfeste und kulturelle Veranstaltungen anbietet: eine „Bühne der Kulturen“. Ein Brunnen oder ein Skulptur – vielleicht aus einem Künstlerwettbewerb hervorgegangen – bildet ein weiteres unverwechselbares Merkmal für die neue Mitte der Kaiser-Wilhelm-Straße.
Die Gestaltung des Platzes weist inhaltliche und räumliche Bezüge zu mehreren Leitprojekten der Entwicklung Kaiser-Wilhelm-Straße auf:
Der Platz ist räumlicher Schwerpunkt der „internationalen Gastronomie“ und ist gleichzeitig öffentlicher Ort für den „Dialog zwischen den Kulturen und Religionen“ und auch für Künstler-Performances.

Abb. 5: Die geplante „Bühne der Kulturen“ mit internationalen Gourmetrestaurants

Projektgruppe „Bühne der Kulturen und Internationale Gastronomie“
Die Projektgruppe setzt sich aktuell aus einem Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, anliegenden Eigentümern, einem Mitarbeiter der EG-DU und dem städtebaulichen Beratungsbüro, das den Entwurf erarbeitet und erste Kontakte zu den Eigentümern aufgenommen hat, zusammen. Für die Entwicklung und Umsetzung des gastronomischen Konzeptes wird die Projektgruppe im weiteren Verlauf um interessierte Investoren und Gastronomiebetreiber erweitert (hierfür gibt es bereits Interessenten).
Die Federführung für das Verfahren der städtebaulichen Umgestaltung liegt bei der EG-DU in enger Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt. Die EG-DU sichert dabei die Kontakte zu den lokalen Akteuren und dient in der Anschubphase als Schnittstelle zur Entwicklungspartnerschaft, die das Projekt koordinatorisch begleitet, um die verfahrensmäßigen und inhaltlichen Synergieeffekte zu den weiteren Leitthemen der Entwicklung der Kaiser-Wilhelm-Straße zu gewährleisten.
Die Projektgruppe ist verantwortlich für den Planungs-, Aktivierungs- und Umsetzungsprozess und akquiriert und betreut gründungs- und ansiedlungswillige Unternehmer und Gastronomen. Punktuell sind hierfür externe Beratungsdienstleistungen hinzu zuziehen, z.B. bei der Qualifizierung bereits ansässiger oder interessierter neuer Gastronomiebetriebe, um die gewünschte Qualität des Angebotes zu erreichen. Hier besteht aktuell die Möglichkeit, Synergieeffekte mit einem Verbundprojekt, an dem die EG-DU mit anderen Akteuren beteiligt ist zur Qualitätssteigerung bei Gastronomiebetrieben in Duisburg zu nutzen.

Gestaltung des Platzes: Aktueller Planungsstand
Es hat bereits ein Treffen mit anliegenden Eigentümern stattgefunden. Das Interesse der Anwesenden war groß. Entscheidend sind jetzt die Verhandlungen mit dem Eigentümer der abzureißenden Pizzeria. Es muss geprüft werden, welchen Kaufpreis der Eigentümer von der Stadt erhalten kann und ob es für ihn mit dieser Summe möglich ist, ein Ladenlokal eines anderen Eigentümers zu kaufen. Ein weiterer anliegender Eigentümer ist bereit, dem Pizzeria-Besitzer sein Ladenlokal im EG und darüber hinaus mittelfristig Wohnungen im selben Haus zu verkaufen, um auch dessen Wunsch nach Wohneigentum für die Kinder zu erfüllen. Diese Option könnte ein Anreiz für den Pizzeria-Besitzer sein, dem Konzept zuzustimmen.
Der Antrag auf Städtebauförderungsmittel für die reine Platzumgestaltung (ohne Fassadensanierung und Sanierung oder Neubau der Rolfstr. 6) wurde von der EG-DU bereits gestellt. Aktuell wird geprüft, ob der Grunderwerb förderfähig ist (s. Finanzierung).

Weitere Realisierungsschritte

  • Altlastengutachten: Es ist davon auszugehen, dass das Tankstellengrundstück Altlasten aufweist. Auf der Grundlage einer Altlastenuntersuchung sind die Kosten für den erforderlichen Sicherungs- oder Sanierungsaufwand zu ermitteln.
  • Wertermittlungsgutachten für das Tankstellengrundstück
  • Preisangebot der Stadt an den Besitzer des Tankstellengrundstückes und Verhandlungen zur Verlagerung der Pizzeria in enger Kooperation mit weiteren Eigentümern
  • Ergebnis geht als Beschlussvorlage an den Rat der Stadt Duisburg (Grundlage ist ein „letter of content“ der Beteiligten)
  • Falls erforderlich: B-Plan-Verfahren
  • Parallel: Grundlegende Erneuerung oder der Neubau des Gebäudes Rolfstraße 6: Gespräche und Verhandlungen mit dem Eigentümer
  • Gestaltungsplanung anhand einer Beteiligung der lokalen Akteure

Internationale Gastronomie: Aktueller Planungsstand
Der neue Platz an der Rolfstraße ist Kernbereich für die Ansiedlung international ausgerichteter gastronomisch hochwertiger Betriebe. Die Grundlagenuntersuchung des Zentrums für Türkeistudien sowie die Einschätzungen von Teilnehmern der Leitbildwerkstatt, die selbst im gastronomischen Sektor tätig sind, stützen die grundsätzliche Tragfähigkeit dieser Idee. Erste potentielle Interessenten haben sich bereits bei Herrn Idik von der EG-DU gemeldet: Herr Topkapi, Herr Emir Kuruyemis, Herr Erol Yildiz und Herr Güzide Güneroglu. Außerdem werden bei der Suche nach geeigneten Gastronomen Unternehmerverbände von Migranten, die im Arbeitskreis „Selbständige Migranten in NRW“ organisiert sind, als Partner angesprochen.

Weitere Realisierungsschritte
Zur professionellen Qualifizierung des gastronomischen Konzeptes muss das Konzept im Rahmen einer akquirierenden ökonomischen Untersuchung noch weiter ausgearbeitet werden. Bei dieser Untersuchung sollen insbesondere Unternehmer befragt werden, die als Betreiber in Frage kommen. Daraufhin kann dann ein Gesamtkonzept für das Kompetenzfeld „Internationale Gastronomie“ in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und den potentiellen Betreibern unter Hinzuziehung eines Architekten und eines Unternehmensberaters erarbeitet werden. Ist dies geschehen, startet die intensive Akquisephase u.a. mit der persönlichen Ansprache weiterer potenzieller Investoren und Betreiber. Die Aktivitäten sind durch die Mitarbeit der EG-DU und weiteren Institutionen mit den „klassischen“ Förderwegen verknüpft, z.B. über das „Verbundprojekt“ zur Qualitätssteigerung der Gastronomiebetrieben in Duisburg.
Bei den bereits durchgeführten Schritten wurde deutlich, dass wegen der Vielzahl inhaltlicher und organisatorischer Abhängigkeiten ein intensives Verfahrensmanagement durch die „Entwicklungspartnerschaft“ erforderlich ist.


3.2.2 KWS als internationales Schaufenster: Bazar + Dienstleistungszentrum

Die Neuausrichtung der KWS kann nur mit Besinnung auf die internationalen Potenziale erfolgen. Entscheidende Basis für die internationale Ausrichtung der Dienstleistungen und Produktangebote sind Unternehmer mit Migrantenhintergrund, die über Geschäfts- und Kundenbeziehungen zu ihrer eigenen oder mehreren ethnischen Zielgruppen verfügen. Diese Beziehungen bestehen innerhalb der Region aber auch mit dem jeweiligen Heimatland. Dieses Potenzial soll bei diesem Projekt genutzt und gestärkt werden.
Die bereits ansässigen Unternehmer mit Migrantenhintergrund weisen eine hohe Identifikation mit dem Stadtteil auf. Sie haben das Potenzial, sich kreativ und ideell aber auch ökonomisch aus eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus für die KWS zu engagieren. Bisher mangelte es jedoch an einem örtlich verankerten aber überörtlich ausstrahlenden Leitbild, das konkrete inhaltliche, finanzielle und zeitliche Umsetzungsperspektiven aufzeigt.
Die international ausgerichtete Neupositionierung der KWS bedeutet nun eine Wende im Wahrnehmungsprozess, der eine verstärkte Ansiedlung weiterer Dienstleister und Händler zur Umsetzung des Leitbildes der positiven Internationalität ermöglicht. Darüber hinaus wurde das Projekt mit den bereits vorhandenen Strukturen der IHK, der regionalen Transferstelle Duisburg und der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung vernetzt, um auch die klassischen Instrumente der Wirtschaftsförderung in dieses Projekt mit einzubeziehen.
Derzeit gibt es auf der KWS einige erste Finanzdienstleister, Reise- und Werbeagenturen, Beratungs- und Consultingunternehmen und Handelsunternehmen, die örtliche wie auswärtige Kunden ansprechen. Die Migrantenunternehmer unter ihnen sind dabei gleichzeitig auch im TIAD organisiert. Daher gibt es enge persönliche, unternehmerische und ideelle Verknüpfungen untereinander. Dieser Unternehmer- und Kommunikationsmix bietet einen ersten Nährboden für den Aufbau des Projektansatzes „KWS als internationales Schaufenster: Bazar + Dienstleistungszentrum“.
Die Grundidee ist nun, weitere Unternehmen anzusiedeln, die aufgrund ihrer internationalen Herkunft oder ihrer Beziehungen in das ursprünglichen Heimatland der Familie international ausgerichtete Dienstleistungen und Produkte von hoher Qualität anbieten können. Damit knüpft dieses Projekt an dem Internationalen Bazar der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) an, der 1999 in Marxloh stattgefunden hat.

Projektgruppe „Bazar + Dienstleistungszentrum“
Die Projektgruppe besteht aktuell aus den Mitgliedern des TIAD, zwei ansässigen deutschen Unternehmern, einer Mitarbeiterin der IHK, einem Mitarbeiter der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg (GfW), einer Mitarbeiterin der regionalen Transferstelle Duisburg und einem Mitarbeiter der EG-DU. Hier besteht die Möglichkeit für den TIAD, als Träger der Entwicklungspartnerschaft das Projekt mit größtmöglichen Synergieeffekten mit den anderen Handlungsfeldern wie dem Dialog zwischen den Kulturen und Religionen zu entwickeln.
Durch die Kooperation mit den „klassischen“ und etablierten Wirtschaftsförderern ist das Projekt in die bestehende Förderlandschaft und Gründungsberatung eingebunden und kann auf bestehende Netzwerke und Know-How zurückgreifen.
Die Gruppe ist aktuell noch in der Einstiegsphase. Die geplanten Aufgaben der Projektgruppe sind die folgenden:

  • Sie ist verantwortlich für den Planungs-, Aktivierungs- und Umsetzungsprozess
  • Sie betreut und begleitet gründungs- und ansiedlungswillige Unternehmer
  • Sie baut, pflegt und kommuniziert die gemeinsame Kommunikations- und Kompetenzplattform
  • Sie gewinnt und betreut Eigentümer, die Mietflächen für das Projekt einbringen

Aktueller Planungsstand
Es gab ein Treffen mit den Mitgliedern des TIAD, um nach dem Einstieg auf der Leitbildwerkstatt das weitere Vorgehen zu besprechen. Daneben fanden Einzelgespräche mit der GfW und der IHK statt.
Erste Interessenten haben sich bereits bei der EG-DU gemeldet, so z.B. das Handels – und Vertriebsunternehmen Selman Döner, das Troja Kunstatelier und der IT-Dienstleister Eckba Net.


3.2.3 Die Kunst- und Kulturmeile

Die Idee
In Marxloh herrscht ein buntes Kulturleben. Die bestehende kulturelle Infrastruktur und die Angebote der diversen Institutionen und Vereine zeigen, dass Kunst und Kultur als eine Triebfeder der integrierten Stadtteilentwicklung fungieren. Wenn es gelingt, diese Triebfeder durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit in die öffentliche Wahrnehmung hinein zu transportieren, dann prägt dies entscheidend die Wahrnehmung des Stadtteils und unterstützt den Stadtteil auch auf ökonomischer Ebene.
Für die weitere Entwicklung des künstlerischen Lebens bietet nun die Kaiser-Wilhelm-Straße einige interessante Aspekte. Zum einen liefert die Kaiser-Wilhelm-Straße ein besonderes Umfeld, das geprägt ist von einem Spannungsfeld zwischen Internationalität und Tradition. Auf der anderen Seite bietet sie aufgrund der Leerstände viel Raum, der insbesondere von Künstlern mit ihren Ateliers genutzt werden kann.
Ziel ist es nun, internationale Künstler anzusiedeln, die aufgrund ihrer Arbeit etwas schaffen, was typisch für Marxloh ist. Ihre Aufgabe ist es, den Dialog in der Straße und mit dem Umfeld zu unterstützen. Innerhalb von 3-4 Jahren sollen in der Kaiser-Wilhelm-Straße zehn bis fünfzehn Künstler und Kulturschaffende arbeiten, die von ihrer Kunst leben können. Die Künstler haben sich miteinander vernetzt und organisiert. Unter der Überschrift „Internationale Kunst- und Kulturmeile“ hat sich die KWS nun über Marxloh hinaus zu einer Anlaufstelle für internationale Künstler entwickelt. Ein Zentrum der internationalen Kunst und Kultur hat sich gegründet und ist zu einem Aushängeschild für Marxloh geworden.
Mit Hilfe der Entwicklungspartnerschaft werden die Künstler frühzeitig mit den anderen Handlungsfeldern auf der KWS vernetzt. So kann der Platz „die Bühne der Kulturen“ für Performances genutzt werden. Dienstleister und Händler arbeiten mit den Künstlern zusammen, wenn es z.B. darum geht, ein kreatives Design oder besondere Aktionen zu entwickeln. Mit dem Dialog zwischen den Kulturen und Religionen gibt es ganz automatisch eine enge Verbindung durch den gemeinsamen Fokus auf den Reichtum der verschiedenen internationalen Kulturen auf der Kaiser-Wilhelm-Straße. Durch personelle Überschneidungen in den Projektgruppen ist hier schon jetzt ein enger Austausch gegeben.

Projektgruppe Künstlermeile Kaiser-Wilhelm-Straße
Ausgehend von der Leitbild