Qualitätsmerkmale sozial-kultureller Arbeit

Der Ruf nach "meßbaren" Qualitätsmerkmalen sozialer Arbeit wird immer lauter


Gefragt sind:

  • Qualitätsmerkmale als meßbare Indikatoren für die Effektivität und Effizienz sozialer Arbeit
  • Qualitätsmerkmale als Orientierungshilfe für die Nutzerinnen
  • Qualitätsmerkmale als Orientierungsgröße für die Mitarbeiterinnen
  • Qualitätsmerkmale als Grundlage für die Verhandlung mit den "Auftraggebern"

Wenn auch die Frage nach den Qualitätsmerkmalen in einem direkten Zusammenhang mit der allgegenwärtigen Spardiskussion steht, gilt es bei der Beantwortung dieser Frage, die Effektivität der Arbeit nicht zu vernachlässigen. Als Fachleute der sozialkulturellen Arbeit beteiligen wir uns an der Diskussion mit dem Ziel, bürgernahe, kostengünstige, bedarfsorientierte Angebote von konkreten sozialen Hilfen und kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten für die Bürgerlnnen in einem Stadtteil zu entwickeln.
In der nachfolgenden Aufstellung wird der sozial-kulturelle Arbeitsansatz anhand von neun Merkmalen unter folgenden Fragen beschrieben: Was ist das? Wie geht das? Was braucht es? Wie kann es überprüft werden? Was bringt das?
Die Aufstellung ist aus Sicht des "Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit e.V." geschrieben mit dem Ziel, damit eine Grundlage für die Diskussion in den Einrichtungen selbst und darüberhinaus mit den verschiedenen Auftraggebern für die weiteren Verhandlungen zu schaffen. Dazu ist allerdings die "Übersetzung' in die Sprache der jeweiligen Adressaten von den einzelnen Einrichtungen zu leisten.
Die in der Aufstellung aufgelisteten Instrumentarien und Bedingungen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Einige Bedingungen gelten für alle Merkmale, wir haben sie jedoch dort plaziert, wo wir ihre Beachtung für besonders wichtig halten.
 

Qualitätsmerkmale sozial-kultureller Arbeit Was ist das?
Beschreibung der Ziele
Wie geht das?
Instrumentarien
Was braucht es?
Bedingungen und Standards
Wie kann es überprüft werden?
Evaluation und Qualitätssicherung
Was bringt es?
Ergebnis
Orientierung an den Fragen, Kenntnissen und Interessen der NutzerInnen und BewohnerInnen Die Menschen sind bei der Planung und Durchführung der Veranstaltungen beteiligt. Die Hilfe und Angebote richten sich nach ihren Fragen, Problemen und Wünschen.
  • Stadtteilerkundigungen
  • Stadtteilanalysen
  • Befragung der StadtteilbewohnerInnen
  • Bildmaterial, Stadtteilgeschichte
  • Gemeinsame Planung durch MitarbeiterInnen und BesucherInnen
  • Reagieren auf aktuelle Ergebnisse und Entwicklungen
  • Klarheit über vorhandene Ressourcen
  • Beteiligungsmodelle für alle
  • nachvollziehbare Entscheidungs- Strukturen
  • übersichtliches Informations- System
  • Rollenklarheit
  • kommunikative Fähigkeiten
  • handhabbare Dokumentation
  • Überprüfung von Untersuchungs- Ergebnissen und tatsächlichen Programmen
  • BesucherInnen- Befragungen
  • Interviews im Stadtteil
  • statistische Auswertung
  • Beschreibung der Ziele und Ergebnisse
  • Szenarien
  • Planspiele
  • bürgernahes, bedarfsorientiertes Angebot
  • Entfaltungs- Möglichkeiten im Stadtteil
Orientierung an der Bedarfslage im Stadtteil Sozialpädagogische Angebote und Dienstleistungen, die im Stadtteil fehlen und an denen ein Bedarf besteht.
Flexible Antworten auf neuentstehende Problemlagen.
Basis- und prozessbegleitende Beratung.
  • Flexibilität in den Angeboten
  • Übernahme von Trägerfunktionen
  • Institutionelle Vernetzungen und Absprachen
  • Flexibilität
  • freie Kapazitäten für Entwicklungsaufgaben
  • Sicherung der Finanzierung
  • Zugang zu Informationen anderer Institutionen und Ämter
  • Abstimmung mit zuständigen kommunalen Stellen
  • NutzerInnen- Befragungen
  • Umfrage im Stadtteil
  • Rückmeldung von Stadtteilkonferenzen, Sozialraum, AGs und ähnlichen Gremien
  • Experten-Hearings
  • Abbau von Defiziten in der sozialen und kulturellen Versorgung der Stadtteile
Multikulturelles und generations- übergreifendes Begegnen und Zusammenwirken in Stadtteilen Menschen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Generationen und weltanschaulicher Orientierungen werden zusammengeführt und dabei gefördert, gruppenspezifische und gemeinsame, stadtteilbezogene Interessen zu verwirklichen.
  • Zielgerichtete Angebote für einzelne Bereiche
  • geplante gemeinsame Angebote
  • Freiräume für Begegnungen
  • Raumvermietung an Fremdgruppen
  • Angebote an wechselnden Orten
  • Informations- Veranstaltungen, Feste
  • fach-, kultur- und sprachkompetentes Personal
  • Blick über den Tellerrand
  • Bereitschaft zur Zusammenarbeit
  • Flexibilität
  • Berücksichtigung kultureller Werte und Normen
  • Phantasie und Toleranz
  • Dokumentation der spezifischen Angebote
  • Abgleich mit der Gesamtkonzeption
  • Überprüfung der Akzeptanz bei den TeilnehmerInnen
  • regelmäßige Auswertung gemeinsamer Aktionen
  • Auswertung der Pressemitteilungen
  • Ein Ort der Begegnung für alle Altersgruppen und Nationalitäten im Stadtteil
  • aktiver Beitrag zum Verständnis und sozialem Miteinander
  Was ist das?
Beschreibung der Ziele
Wie geht das?
Instrumentarien
Was braucht es?
Bedingungen und Standards
Wie kann es überprüft werden?
Evaluation und Qualitätssicherung
Was bringt es?
Ergebnis
Hilfe zur Selbsthilfe Im Vordergrund der Arbeit steht: Menschen dabei zu unterstützen, ihre Fragen und Probleme aus eigener Kraft bzw. in einer Gruppe Gleichgesinnter zu lösen.
  • Informationsrunden
  • Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit
  • Beratung von Interessierten und Gruppen
  • Organisation, Krisenintervention, Mediation
  • Kooperation mit Fachleuten
  • Räume und Infrastruktur zur Verfügung stellen für Bürgerinitiativen und Vereine
  • eigene Räume
  • verbindliche und entscheidungsbefugte Koordinationsstelle
  • kommunikative Fähigkeiten und Akzeptanz im Umgang mit unterschiedlichen Gruppen
  • professionelle Verfahren in Interaktionen, Beratung und Kriseninterventionen
  • Auswertungstage mit VertreterInnen der Selbsthilfegruppen
  • Dokumentation der Vermietungen
  • Stärkung und Erweiterung der Eigenverantwortung und Kompetenz der Menschen
  • Abbau von Abhängigkeiten
Vernetzung im Stadtteil
Gemeinwesen - Entwicklung
Zielgerichtete Einbeziehung aller im Stadtteil vorhandener "Einheiten" - wie soziale, kulturelle Einrichtungen, Vereine, Initiativen, Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Beiträge zur Lösung der anstehenden Probleme im lokalen Wohnumfeld unter Einbeziehung der AnwohnerInnen.
  • Teilnahme an/ oder Initiierung von Nachbarschafts- Konferenzen, Arbeitskreisen, Gremien, Informationsgesprächen, Ausschüssen und informellen Treffen
  • Aktuelle Information über Stadtteilereignisse
  • gemeinsame Trägerschaft
  • gemeinsame Nutzung von Ressourcen
  • klare Trägerstandpunkte
  • funktionierende Informationsnetze
  • Kommunikations- Fähigkeiten
  • Transparenz und Kontrollarbeit
  • Kenntnis der verschiedenen "Einheiten"
  • Akzeptanz durch die "Einheiten"
  • Überprüfung von Selbstbild und Fremdbild
  • Imageüberprüfung
  • regelmäßige Überprüfung des eigenen Angebotes im Kontext sonstiger Angebote im Stadtteil
  • Protokolle der Treffen
  • Rückkopplung zur eigenen Einrichtung
  • Delphi-Befragung
  • wirksame und kostengünstige Koordination aller im Stadtteil wirksamen Ressourcen
Förderung von Familien, anderen Lebens- Gemeinschaften und Nachbarschafts- Beziehungen durch informelle Vernetzung Berücksichtigung und Funktionsstärkung der informellen Hilfesysteme.
Ausgleich von Defiziten.
Verknüpfung von familialen und stadtteilbezogenen Netzwerken.
  • generationsübergreifende Aktivitäten
  • Familienberatung/ -erholung/ -bildung
  • Beratung für neue Wohnformen
  • Wohnungstausch
  • Tauschringe
  • Nachbarschaftshilfe
  • Nachbarschaftsfeste
  • Kompetenz in Beratung und Mediation
  • Sensibilität für unterschiedliche Sichtweisen
  • Rückmeldung von anderen, mit diesen Fragen befassten Institutionen wie Schule, Ämter für sozialpädagogische Dienste, Erziehungsberatungs- Stellen, Jugendgerichtshilfe, Wohnungsamt
  • Auswertungsgespräche mit allen Beteiligten
  • Kooperation mit Vereinen
  • Stabilisierung von Beziehungsgefügen
  • Konstruktive Bewältigung von Generations- Konflikten
  • positive Sozialisations- Effekte
  Was ist das?
Beschreibung der Ziele
Wie geht das?
Instrumentarien
Was braucht es?
Bedingungen und Standards
Wie kann es überprüft werden?
Evaluation und Qualitätssicherung
Was bringt es?
Ergebnis
Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen Ehrenamtliche Arbeit erweitert und ergänzt die Reichweite der profesionellen Angebote von Nachbarschafts- Einrichtungen. Sie umfasst Freiwilligendienste und die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen der Einrichtungen
  • Informations- Veranstaltungen
  • Werbung für ehrenamtliche Arbeit
  • Anerkennung freiwilliger Leistungen
  • Arbeitsplätze und -formen für ehrenamtliche Arbeit schaffen
  • Beratung, Unterstützung, Qualifizierung
  • Entscheidungsgremien schaffen
  • klare Aufgabenstellungen
  • geklärte Verantwortungen, Rollen und Zeiteinheiten
  • nachvollziehbare Entscheidungsstrukturen
  • nachvollziehbare Mitbestimmungsmodelle
  • Innovationsbereitschaft
  • Akzeptanz unterschiedlicher Motivationen
  • Stimmungsbarometer bei haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
  • statistische Auswertung
  • Aufgaben- und Zielanalysen
  • gemeinsame Auswertungstage und Supervision
  • Befragung im Stadtteil
  • Zukunftswerkstatt
  • Ort für bürgerschaftliches Engagement
  • Ausnutzung verschiedener Kenntnisse und Fähgkeiten zur aktiven Lebensweltgestaltung
Verbindung von sozialer und kultureller Arbeit an einem Ort Soziale und kulturelle Arbeit gehören zusammen. In beiden Bereichen stehen die Kommunikations- und Ausdrucksfähigkeit der Menschen in ihrer direkten Umgebung im Mittelpunkt. Die soziale und kulturelle Eigeninitiative wird gefördert
  • soziale und kulturelle Methoden
  • Organisation und Koordination
  • Kultur für alle und Kultur von allen verstehen
  • Kultur vor Ort und als Alltagskultur fördern
  • Vielfalt kreativer Möglichkeiten nutzen
  • Kultur als Basis für Identität und Lebenssinn
  • Räume und Infrastruktur zur Verfügung stellen
  • Definition der Schnittstelle Sozial- und Kulturarbeit
  • fachliche und konzeptionelle Kompetenz in Methoden der kulturellen und sozialen Arbeit
  • Kreativität und Experimentierfreude
  • hohe Kommunikations- Bereitschaft
  • Offenheit für Ungewohntes
  • professionelle Sensibilität
  • Überprüfung der Nutzung der Angebote
  • statistische Auswertung von BenutzerInnenzahlen
  • Stimmungsbarometer im Stadtteil
  • BesucherInnenprofile
  • Erfassung von Anfragen
  • Stärkung von Kommunikations- und Ausdrucksformen der BürgerInnen zur Verbesserung der Lebensqualität
  • Aufwertung des Stadtteils
  • Positive Identifikation mit dem Stadtteil
Bündelung von Angeboten; Gesamtverwaltung; Gesamtleitung, Transparenz und Erreichbarkeit Die gemeinsame Leitung der verschiedenen Bereiche stellt ein gemeinsames Profil der Angebote sicher und ermöglicht die Bündelung der zur Verfügung stehenden Ressourcen und sichert die notwendige Fexibilität und eine klare Orientierung der NutzerInnen.
Gemeinsame Verwaltung begünstigt deren optimale und kostengünstige Nutzung.
  • Organisation und Kooperation
  • Informationssammlung und -weitergabe
  • Entscheidung für übergeordnete Themen
  • Gesamtkonzeption erstellen und aktualisieren
  • gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit
  • Verantwortung für die Philosophie der Einrichtung
  • Gesamtüberblick über Finanzierungsfragen
  • überprüfbares Gesamtkonzept
  • angemessenes Informationswesen und nachvollziehbare Entscheidungs- Strukturen
  • Kooperation und Kommunikationsfähigkeit
  • Innovations-/ Risikobereitschaft, Visions-/ Motivations- Fähigkeit
  • wirksame Öffentlichkeitsarbeit
  • betriebswirtschaftliche und Verwaltungskompetenz
  • Durchführung von überschaubaren Selbst- Evaluationsprojekten in den einzelnen Bereichen und in der Gesamteinrichtung
  • regelmäßiger Abgleich der Konzeptionen mit den tatsächlichen und geäußerten Bedürfnissen der Stadtteil- BewohnerInnen
  • Dokumentation von Kosten und Finanzierung
  • Auswertung der Öffentlichkeitsarbeit
  • Fremdevaluation
  • kostengünstige, flexible, bürgernahe soziale und kulturelle Angebote zur Verbesserung der Lebensbedingungen der BürgerInnen im Gemeinwesen
  Was ist das?
Beschreibung der Ziele
Wie geht das?
Instrumentarien
Was braucht es?
Bedingungen und Standards
Wie kann es überprüft werden?
Evaluation und Qualitätssicherung
Was bringt es?
Ergebnis

(Der vorstehende Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des "Verbandes für sozialkulturelle Arbeit e.V." der Zeitschrift "Rundbrief" (33) 1/97, S. 15-17 entnommen)