Strategie "Stadtteile stärken"

Ein kommunalpolitisches Konzept für Hannover


Kontakt:

Thomas Hermann, Oesterleystraße 15, 30171 Hannover, Tel.: 01712886308, Email: t.hermann.haj@t-online.de 

Der Autor ist seit 2002 baupolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion in Hannover. Der folgende Text ist eine leicht überarbeitete Fassung aus der Broschüre "Strategie Stadtteile stärken" der SPD-Ratsfraktion vom Februar 2006.


Die Stadt ist wieder "in": Wissenschaftler sprechen von einer Renaissance der Städte, wenn sie über die neue Anziehungskraft der Städte diskutieren. Wer in der Stadt eine attraktive "Bleibe" findet, der zieht auch nicht aufs Land. Kurze Wege, Kultur-, Bildungs- und Freizeitangebote, attraktive Einkaufsmöglichkeiten, Vielfalt und Lebendigkeit, urbanes Flair, die Stadt besinnt sich auf ihre Potenziale.
Die Wohnungswirtschaft entdeckt alte Industrieareale als Wohnstandorte. Was noch vor wenigen Jahren undenkbar war, ist inzwischen Realität: neben dem Ihmezentrum als Symbol des Wohnungsbaus der 1960er Jahre ist mitten in Linden auf dem ehemaligen Gelände einer Brauerei mit dem Gilde Carrée ein attraktives Einfamilienhausgebiet entstanden. Baugemeinschaften gründen sich stadtweit. Gründerzeitviertel erstrahlen in neuem Glanz. Das Wohnen am Wasser erhält mit dem Neubaugebiet Lister Blick am Mittellandkanal eine neue Qualität. Und in Wettbergen entsteht eine Vorzeige-Passivhaussiedlung.
Jedes dieser verschiedenen Wohnquartiere ist für die Bewohnerinnen und Bewohner ein Stück Heimat geworden, ein Ort der Identifikation, an dem man gerne lebt und für den man sich gerne engagiert:

  • 88 Prozent der Hannoveranerinnen und Hannoveraner leben sehr gern oder gern in unserer Landeshauptstadt. Dabei stieg die Zufriedenheitsquote in den letzten 15 Jahren kontinuierlich an.
  • Fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt 20 Jahre oder länger im jetzigen Stadtteil.
  • Und die Menschen schätzen dabei besonders die hohe Wohn- und Lebensqualität: die Nähe von Grün- und Erholungsflächen, die guten Verkehrsanbindungen, die zentrale Lage bzw. Nähe zur Innenstadt, die guten Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, die gute Infrastruktur und die Nachbarschaft.

Diese Zufriedenheit ist kein Zufall, sondern das Produkt einer kontinuierlichen und zukunftsorientierten Stadtentwicklungspolitik der SPD-Ratsfraktion. Sich darauf auszuruhen, ist nicht meine Philosophie. Neben den herausragenden Leuchttürmen der modernen Großstadt setzen wir deshalb auch weiterhin auf starke und selbstbewusste Stadtteile mit lebendigen Zentren und zufriedenen, kreativen Menschen.


13 PlusPunkte für Vielfalt und Lebendigkeit

Nicht nur der demografische Wandel stellt die Landeshauptstadt Hannover in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen. Die Trends des städtischen Gemeinwesens lauten: wir werden weniger, grauer, bunter und – in Teilen – ärmer. Begreifen wir diese Trends als Chance für die weitere Entwicklung. Dabei gilt es, im Wettbewerb mit dem Umland und mit anderen Großstädten zu bestehen und gleichzeitig ein sozial ausgewogenes Klima in der Stadtgesellschaft aufrecht zu erhalten.
Unsere Antwort auf die Stadtteilbezogenen Herausforderungen ist die "Strategie Stadtteile stärken". Wir wissen um die Bedeutung des lokalen Umfelds für die Beurteilung von Lebensqualität, Nachbarschaft und Image eines Stadtteils: Wohnungslage und -qualität, Nahversorgung und Einkaufsinfrastruktur, soziale und kulturelle Einrichtungen, Kitas, Horte und Schulen, Bibliotheken, Bürgerämter, Naherholungs- und Freizeitangebote, Sportvereine und Kleingärtner, Kneipen und Restaurants, Sicherung von Arbeitsplätzen im Stadtteil und die Förderung der lokalen Ökonomie, den Handwerker, Bäcker und Fleischer "um die Ecke".
Eine zukunftsorientierte gesamtstädtische Entwicklung ist deshalb ohne lebendige, soziale, sichere und prosperierende Stadtteile nicht umsetzbar. Aus diesem Grund setzt die "Strategie Stadtteile stärken" mit einem Bündel von 13 PlusPunkten sowohl Schwerpunkte in den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf als auch bei der Revitalisierung von Industriebrachen, beim Quartiersmanagement und beim Stadtteilmanager, bei der lokalen Gewerbesozialplanung, beim lokal-ökonomischen Business Improvement District, bei Bürgerbeteiligung und demokratischer Teilhabe, bei Stadtteil-Stiftungen, beim Stadtplatzprogramm, bei der Kampagne "Hannover heißt Zuhause" und weiteren Image-Projekten sowie Modellprojekten nachhaltiger Stadtteilentwicklung.


PlusPunkt 1: Stadtteildemokratie wagen

Die Stadt der Zukunft kann nur mit dem Engagement ihrer Einwohnerinnnen und Einwohner funktionieren. Bereits heute betätigen sich viele Menschen für das Gemeinwohl. Ob als Baum- oder Spielplatz-Pate, bei der Umgestaltung von Stadtplätzen, in Kita und Schule als Elternvertreter, bürgerschaftliches Engagement gehört in Hannover einfach dazu.
Zusammen mit den Bezirksräten bilden unsere Engagierten einen vielfältigen Pool an Kompetenzen und Fähigkeiten, den wir für die Gestaltung unserer Quartiere nicht hoch genug einschätzen können. Gelungene Beispiele sind der Dialog mit Kindern bei der Planung von Spielplätzen, die Bürgerbeteiligung beim Stadtplatzprogramm oder die Initiierung von Wirtschaftsforen wie in der Südstadt oder der Verkehrsforen. Die SPD-Ratsfraktion wird verstärkt Kraft darauf verwenden, bürgerschaftliches Engagement und Eigenverantwortlichkeit gezielt zu aktivieren und zu stärken.


PlusPunkt 2: Modellprojekte Nachhaltige Stadtteilentwicklung

Ziel integrativer Stadtteilarbeit ist es, die Attraktivität der Stadtteile durch Vernetzung der lokalen Akteure zu erhöhen und nachhaltig zu sichern. Lebensqualität in den Stadtteilen soll durch Aktivierung der Nachbarschaften, der lokalen Wirtschaft und anderer Institutionen wie z. B. Schulen und Kultureinrichtungen aufgewertet werden. In den Stadtteilen vorhandene Potenziale können vor allem dann genutzt werden, wenn sich Stadtentwicklung am Engagement und Bedarf der Akteure vor Ort orientieren. Die örtlichen Experten setzen ihre Erfahrung und Wissen ein, um über konkrete Aktivitäten zu entscheiden und diese umzusetzen bzw. Weichen für die gute Zukunft des Stadtteils zu stellen.
Nach dem Vorbild der erfolgreichen Verkehrs- und Wirtschaftsforen hat der Rat 2004 auf SPD-Initiative beschlossen, Modellprojekte für ganzheitliche und nachhaltige Stadtteilentwicklung in folgenden Stadtteilen umzusetzen:

  • Ricklingen / Ricklinger Stadtweg
  • Kleefeld / Kantplatz
  • Mitte / Warmbüchenviertel
  • Vahrenwald / Vahrenwalder Straße
  • Döhren / Fiedeler Strasse
  • Badenstedt / Badenstedter Markt
  • Mitte / Calenberger Neustadt
  • List / Podbielskistrasse
  • Oststadt / Lister Meile

Mit Hilfe von Stadtteilkonferenzen werden unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie lokalen Akteuren aus den Bereichen Wohnen, lokale Ökonomie und Beschäftigung, Soziales, Jugend, Kultur, Bildung, Sport und Vereinswesen Konzepte zur nachhaltigen Verbesserung von Lebensqualität, Stadtteilidentitäten und positive Standort-Images entwickelt.
In ersten Arbeitsschritten sind hierzu für die o. a. Stadtquartiere Bestands- sowie Stärken-Schwächen-Analysen angefertigt worden, aus denen Stadtteil-Leitbilder und entsprechende Einzelvorhaben entwickelt wurden. Gleichzeitig dienen die Leitbilder als Grundlage für den Dialog mit den Beteiligten im Stadtteil - der Wohnungswirtschaft, dem Einzelhandel, den Trägern der öffentlicher Einrichtungen und vor allem der Stadtteilöffentlichkeit: Sie sollen damit auch Impulse für private Investitionen geben. Intakte soziale Netze und Infrastrukturen sind letztlich auch eine Voraussetzung, um die Stadt-Umland-Wanderung zu bremsen und die Stadt auch für Bewohner des Umlands attraktiv zu machen.
Auf SPD-Initiative hat der Rat zum Haushalt 2006 zudem beschlossen, für die Umsetzung von konkreten Maßnahmen aus den Modellprojekten Sach- und Investitionsmittel in Höhe von insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung zu stellen.


PlusPunkt 3: "Hannover heißt Zuhause"

Hannover hat als Wohnstandort vieles zu bieten. Dennoch wanderten in den vergangenen Jahren zumeist junge Familien mit Kindern und kinderlose Paare ins Umland ab. Damit verliert Hannover einen wichtigen Teil seiner Bevölkerung, der häufig zu den gesellschaftlich und politisch Aktivsten zählen. "Hannover heißt Zuhause" verfolgt das Ziel, den Wohnstandort Hannover für die Einwohnerinnen und Einwohner - und hier vor allem junge Menschen und ihre Familien - attraktiv zu halten bzw. attraktiver zu machen. Deshalb wurde 2003 die Kommunikations- und Marketingkampagne "Hannover heißt Zuhause" gestartet, mit der die Menschen auf die Qualitäten des Wohnens in Hannover und ihres Zuhauses aufmerksam gemacht werden sollen.
Zu den konkreten Projekten gehören beispielsweise die Schaffung neuer qualitätsvoller Wohnangebote in der Stadt wie etwa der Lister Blick, das Gilde-Carre´ in Linden, Vasati in der Südstadt, die städtischen Angebote im Rahmen des Einfamilienhausprogramms, aber auch die Verbesserung der Wohnqualitäten im Bestand, insbesondere in Hannovers City nahen Gründerzeitquartieren. Auch der Hannover-Kinder-Bauland-Bonus ist hier zu nennen.
Aufgabe von "Hannover heißt Zuhause" ist es, ein "Wir-Gefühl" unter den Menschen in den Stadtteilen zu unterstützen. Die Menschen in dieser Stadt sollen darin bestärkt werden, sich in ihrem Wohnumfeld wohl zu fühlen. Begleitet durch identitätsstiftende Aktionen sollen mit Werbemaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne soll als sichtbares Zeichen eines funktionierenden Stadtteillebens bewusster gemacht werden, dass das Gefühl "sich Zuhause zu fühlen" sehr wichtig ist.
Begonnen wurde zunächst in den Stadtteilen List und Stöcken, Linden und Döhren, Badenstedt und Groß Buchholz, Ricklingen und Mitte. Im Frühjahr 2006 startet die Kampagne in der Südstadt.


PlusPunkt 4: Stadtteil-Images

Nichts ist für einen Stadtteil fataler, als ein falsches oder gar kein Image zu haben. Neben "Hannover heißt Zuhause" hat der Rat auf Initiative der SPD-Ratsfraktion 2004 beschlossen, gezielte Imagekampagnen in ausgewählten Stadtteilen durchzuführen, die insbesondere die Veränderung bzw. Verbesserung des Stadtteil-Images bewirken sollen.
Ziel des Projektes "Stadtteil-Images" ist es, mit Hilfe kleinerer Kampagnen und Maßnahmen zusammen mit den Stadtteilbewohnern am "richtigen" Image zu feilen, die Stärken der Quartiere herauszuarbeiten und das örtliche Bürgerengagement zu unterstützen.
Im Sahlkamp gibt es neben Nahversorgungsproblemen (Ladenleerstände) vor allem eine mangelnde Stadtteil-Identifikation. Viele Bewohner der besseren Wohngegenden im Stadtteil vermeiden es sogar, den Namen Sahlkamp zu erwähnen und bezeichnen sich als "Bothfelder" oder "Klein-Buchholzer", weil der Sahlkamp meist nur mit dem sozial stigmatisierten Hochhausviertel in Verbindung gebracht wird. Aufbauend auf den Ergebnissen der 2002 stattgefundenen Zukunftskonferenz "Sahlkamp 2010" und zur Unterstützung der vom Bezirksrat Bothfeld-Vahrenheide initiierten "Marktanalyse für den Sahlkamp" wird mit Hilfe des Projektes versucht, Leitbild und Image des Stadtteiles aufzubessern.
In Diskussionen zwischen Politik und Wirtschaftsforum Südstadt hat sich herausgestellt, dass der Informationsstand von Maklern, Wohnungssuchenden, Vermietern und Gewerbetreibenden über die Strukturen im Stadtteil sehr schlecht ist (vielfach wird die Südstadt noch als überalterter Beamtenstadtteil gesehen). Andererseits boomt es im Stadtteil: Familien mit Kindern wohnen hier gern, die Zentrumsnähe wird allseits geschätzt, am Südbahnhof entsteht ein Einkaufszentrum, hochwertiger Wohnungsneubau gibt der Südstadt neues Flair. Die Kampagne soll u. a. dazu dienen, den Informationsfluss zu verbessern, Leerständen mit einer Kampagne "Standort Südstadt" frühzeitig zu begegnen und der Südstadt ein neues Leitbild (Orientierung, Identifikation, Image) zu geben.
In den Stadteilen Misburg und Linden sollen die zentralen Einkaufbereiche Meyers Garten und Limmerstraße, die in der Vergangenheit bzw. gegenwärtig größeren Umstrukturierungsprozessen (Ladenleerstände, Geschäftsaufgaben, Inhaberwechsel, Fußgängerzone) ausgesetzt sind, mit Hilfe von Image fördernden Kampagnen aufgewertet werden.
Die Stadtteile Groß Buchholz (Roderbruch) und Mühlenberg (Ossietzkyring) haben aufgrund der Bebauung Imageprobleme wie alle in den 1970er Jahren entstandenen Quartiere. Ein besonderes Problem sind dabei die Hochhäuser. Unter Einbeziehung der Bewohner und aller Stadtteilakteure sollen die Imagekampagnen dazu dienen, die Identifikation und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Quartier zu stärken. Vorbild für diese Kampagnen könnten Teile der in Hamburg-Mümmelmannsberg erfolgreichen Stadtteilimagekampagne sein.
In Herrenhausen fand unter dem Motto "Ich lebe gern in Herrenhausen, weil…" ein Wettbewerb statt, den der Stadtbezirksrat mit Hilfe der Arbeitsgemeinschaft Herrenhäuser Vereine und der Arbeitsgemeinschaft Herrenhäuser Geschäftsleute sowie der Herrenhäuser Kirche initiierte hatte. Ziel der Imagekampagne ist, über eine Veröffentlichung der Ergebnisse des Wettbewerbs mit Hilfe von Plakaten u. ä. das "Wir-Gefühl" im Stadtteil Herrenhausen zu stärken und nachhaltig zu verbessern.


PlusPunkt 5: "Hannover schafft Platz" – das Stadtplatzprogramm

"Hannover schafft Platz" ist ein Highlight hannoverscher Kommunalpolitik. Fünf Jahre sind seit dem Start des Stadtplatzprogramms vergangen. Es ist die Erfolgsgeschichte einer Initiative der SPD-Ratsfraktion. Das Stadtplatzprogramm ist in seiner Zielsetzung und bürgerfreundlichen Durchführung ein ausnehmend gewichtiger Baustein für die Lebensqualität in der Stadt. Es nimmt richtungweisend alle Leitthemen der Stadtentwicklungsstrategie "Hannover plusZehn" auf und stärkt die Stadtteile nachhaltig in ihren sozialen, kulturellen und ökonomischen Verhältnissen.
Mit insgesamt 258 Stadtplätzen besitzt die Landeshauptstadt Hannover ein beachtliches Potenzial an attraktiven Stadträumen. Plätze schaffen Heimat und Lebensgefühl. Als "kleine Leuchttürme" sind sie fester Bestandteil der Lebensqualität im Wohnquartier, stiften Stadtteilidentität, sind Zentren der Begegnung im öffentlichen Raum, zumeist auch Bestandteil der lokalen Einkaufsszene.
"Hannover schafft Platz" hatte sich 1999 zum Ziel gesetzt, rund ein Drittel der Hannoverschen Stadtplätze innerhalb von 10 Jahren zu neuem Leben zu erwecken. Es galt städtebauliche und auch historische Bezüge und Sichtbeziehungen wieder herzustellen, Plätze zu entrümpeln und neu zu ordnen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und die Eigenart der Plätze auszubauen, neue Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder im Stadtteil zu schaffen, Nutzungskonflikte zu entspannen, die Sauberkeit dauerhaft zu verbessern und eine neue Pflegekultur für das Stadtgrün zu entwickeln.
Mit mehr als vier Millionen Euro sind inzwischen 24 Stadtteilplätze in allen Teilen der Stadt aufgewertet und teilweise umgestaltet worden – unter großer Beteiligung und mit viel Engagement der jeweiligen Bevölkerung. Egal ob Kinder, Jugendliche, Familien oder Senioren: sie alle haben mit dazu beigetragen, dass "ihr" Platz um die Ecke ein Stück lebens- und liebenswerter geworden ist.

Stadtplatzprogramm Hannover

Andreaestraße, Mitte

2.500 €

Bonifatiusplatz, List

236.000 €

Platz an der Bothfelder Kirche, Bothfeld

48.000 €

Bahnhofsplatz Kleefeld

115.000 €

Am Bache, Anderten

184.000 €

Bemeroder Rathausplatz

120.000 €

Geibelplatz, Südstadt

90.000 €

Oesterleyplatz, Südstadt

253.000 €

Sallplatz, Südstadt

400.000 €

Fiedelerplatz, Döhren

374.000 €

Butjerbrunnenplatz, Oberricklingen

288.000 €

Schünemannplatz,Ricklingen

179.000 €

Eingangsplatz Von-Alten-Garten, Linden 

373.000 €

Stephanusstraße, Gartenallee, Linden

97.000 €

Ahlemer Rathausplatz

400.000 €

Badenstedter Markt

235.000 €

Davenstedter Markt

100.000 €

Borglingstraße/Immelmannstraße

71.500 €

Herrenhäuser Kirchplatz, Hegebläch

79.000 €

Vinnhorster Rathausplatz

90.000 €

Beleuchtung Mühlenberger Markt

6.000 €

Eingangsplatz Zooviertel

270.000 €

Neustädter Markt

52.000 €

Küchengartenplatz

700.000 €

Schwarzer Bär

180.000 €

Jahnplatz (in Arbeit)

ca. 950.000 €

Sahlkampmarkt

50.000 €

Meyers Garten (in Planung)

ca. 825.000 €


PlusPunkt 6: Soziale Stadtsanierung – Soziale Stadt

1999 haben Bund und Länder das Förderprogramm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt" eingeführt, um der sich verschärfenden sozialen und räumlichen Spaltung in den Städten entgegenzusteuern. In Hannover wurden die Gebiete Mittelfeld und Hainholz und als Modellprojekt Vahrenheide-Ost in das auf Partizipation, Integration und Kooperation angelegte Programm aufgenommen. Folgende Ziele stehen dabei im Vordergrund:

  • Verbesserung der Wohnsituation (Sanierung und Renovierung der Häuser) und der Lebensbedingungen der Quartiersbevölkerung sowie die wirtschaftliche Lage im Stadtteil.
  • Die Lebenschancen der Gebietsbewohnerinnen und – bewohner durch Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen zu erhöhen.
  • Gebietsimage, Stadtteilöffentlichkeit und Identifikation mit den Quartieren zu stärken.

Ein Schwerpunkt der Sanierung des knapp 8.200 Einwohner zählenden Stadtteils Mittelfelds ist der Umbau und die Modernisierung zu familiengerechten Wohnungen. Bislang konnten 48 Wohnungen umgebaut werden. Daneben wurden 153 Wohnungen mit Städtebaufördermitteln energetisch saniert. Weitere 83 Wohnungsumbauten sind in Arbeit. Dabei wurden auch vier behindertengerechte Wohnungen geschaffen. Insgesamt 55 Wohnungen sind durch die Modernisierungen barrierefrei umgestaltet worden. Zur Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur wurde der St. Eugenius Weg als neuer Grünzug entlang der Stadtbahnstrecke geschaffen. Mehrere Straßen (Gleiwitzer Str., Im Triftfelde, Breslauer Str., Rübezahlplatz) wurde erneuert. Insgesamt sollen in die Sanierung Mittelfelds rund 29,5 Mio. Euro investiert werden, davon 7,13 Mio. Euro aus Städtebaufördermitteln.
Im Sanierungsgebiet Hainholz leben 6.700 Personen. Ein Viertel der Hainhölzer bezieht Hilfen vom Staat wie Arbeitslosengeld, ALG II oder Sozialhilfe. Die städtebauliche Struktur des Quartiers ist geprägt von der historischen Entwicklung des Stadtteils, der in unterschiedliche Teilbereiche zerfällt. Nutzbare öffentliche Freiräume sind nicht vorhanden.
Deshalb wurde mit dem Städtebaulichen Rahmenplan ein Zielkonzept für die weitere Entwicklung verabschiedet, das vor allem für die ansässigen Gewerbebetriebe, den Wohnungsneubau und die Entstehung öffentlichen Grüns Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Zudem sind der Bau eines Kinder- und Jugendhauses sowie die Umwandlung des Hainhölzer Bades, eine der bedeutendsten Einrichtungen im Stadtteil, in ein Naturfreibad vorgesehen. Bisher wurden für Hainholz 3,8 Mio. Euro Städtebaufördermittel von Bund und Land bewilligt.
Das älteste Sanierungsgebiet ist Vahrenheide-Ost. Es entstand zwischen 1955 und 1974 als erste niedersächsische Großwohnsiedlung, ist 73 ha groß und beherbergt rund 7.000 Menschen. Die Gebäudemodernisierung ist während der gesamten Laufzeit der Sanierung ein wesentlicher Bestandteil. Die Modernisierung von mittlerweile 554 Wohneinheiten sind bei gleichzeitiger Neugestaltung der Gebäude bezogenen Freiflächen sichtbare Ergebnisse der insgesamt 10 Mio. Euro kostenden Sanierung und Gebietsentwicklung. Derzeit steht die Modernisierung von 80 Wohneinheiten in der Plauener Straße kurz vor der Fertigstellung. Mit dem Abriss der Hochhäuser im Klingenthal und der Wiederbebauung mit Einfamilien-Reihenhäusern ab 2006 soll das Gebiet zusätzlich aufgewertet werden.
Mit der Umgestaltung des Emmy-Lanske-Hauses zu einem Familienorientiertes Zentrum mit Kita und Altenwohnungen hat sich die Einrichtung zu einem Stadtteilzentrum entwickelt. Nahezu abgeschlossen ist die Stärkung des Nahversorgungszentrums am Vahrenheider Markt. Durch die Teilprivatisierung der Ladenzeile, Umbau der öffentlichen Räume konnte auch eine Neuansiedlung eines Lebensmitteldiscounters zur Attraktivitätssteigerung beitragen.
Allein aus den unterschiedlichen Haushaltsstellen des Sozialdezernates fließen jährlich rund 400.000 Euro in die drei Stadtteile für sozial begleitende Maßnahmen wie pädagogische Mittagstische, Hausaufgabenhilfe, begleitetes Wohnen, Beteiligungsmodell für den Aufbau eines Kinder- und Jugendhauses in Hainholz, Wohnumfeldverbesserungen, Gesundheitstreffs, Nachbarschaftshilfen u. v. m.


PlusPunkt 7: Gewerbeberatung - Gewerbesozialplanung

Zur Unterstützung der Aktivitäten in den drei Soziale-Stadt-Gebieten Mittelfeld, Hainholz und Vahrenheide-Ost hat im Febraur 2006 ein Projekt begonnen, das sich mit Hilfe externer Planungsbüros vorrangig um die Sicherung und Entwicklung der dort liegenden Gewerbestandorte und ansässigen Betriebe sowie ansiedlungsinteressierte Gewerbemieter, Existenzgründer und Investoren kümmern soll. Daneben hat die Sicherung der Versorgung der Stadtteilbevölkerung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen sowie der bestehenden und Förderung neuer Arbeitsplätze in den Quartieren Priorität. Hierzu sollen für die einzelnen Standorte Nutzungskonzepte zusammen mit den Gewerbetreibenden entwickelt werden.


Pluspunkt 8: Business Improvement Districts (BID)

BIDs sind in Kanada und den USA entstanden. Meist handelt es sich um Geschäftsbezirke, die aufgrund veränderten Einkaufsverhaltens von den Kunden gemieden werden. Um nun dieser Abwärtsspirale (weniger Einnahmen - Geschäftsaufgaben - Verschlechterung der Situation im Geschäftsbezirk - weniger Kunden) entgegenzutreten, entwickelten die Geschäftsleute und Grundeigentümer einen für diesen Bezirk feststehenden Verein/Zusammenschluss.
Nach einem mehrheitlichen Beschluss aller Geschäftsleute und allen Grundstückseigentümern des Bezirks, müssen nun alle eine feste Abgabe, die mit der Grundsteuer von der Verwaltung eingezogen wird, bezahlen. Die Verwaltung gibt nach der Einnahme dieses Kapitals, dieses vollständig an das BID zurück, so dass für die Aufwertungsmaßnahmen eine solide Finanzierung vorhanden ist.
Wie das BID-Kapital re-investiert wird, entscheidet das jeweilige BID-Management. Damit können einmalige Investitionen in einen Straßenumbau oder aber auch kleinere Dienstleistungen gemeint sein, wie z.B. das Entfernen von Graffitis.
BIDs sind in Niedersachsen noch Zukunftsmusik. Die SPD-Ratsfraktion appelliert daher an den Landesgesetzgeber, BIDs auch in Hannover zuzulassen, damit das gemeinsame Engagement von Geschäftsleuten für zentrale Stadtteileinkaufslagen zum Wohle des Gemeinwohls genutzt werden kann.


PlusPunkt 9: Quartiersmanagement

Methoden der Gemeinwesenarbeit und des Quartiersmanagements werden vor allem in Stadtteilen eingesetzt, in denen sich soziale Probleme und Benachteiligungen kumulieren. Ihre Ziele sind, zum einen alle für das Gebiet relevanten Akteure (Bewohnerinnen und Bewohner, Eigentümer, lokale Organisationen, Politik, Verwaltung, Wirtschaft) zusammenzubringen, um Ressourcen zu bündeln, zum anderen, die Bewohnerinnen und Bewohner und ihre Selbsthilfepotenziale für den Stadtteil zu aktivieren. Nach den guten Erfahrungen in den Soziale-Stadt-Gebieten hat der Rat auf SPD-Initiative 2004 beschlossen, in weiteren sozial benachteiligten Stadtteilen wie Linden-Süd, Teilen des Mühlenbergs usw. die städtische Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBH) mit Aufgaben des Quartiersmanagements zu beauftragen, da sie als ansässiges Wohnungsunternehmen gut zur sozialen Stabilisierung der Quartiere beitragen kann.


PlusPunkt 10: Stadtbezirksmanager

Die ehrenamtlichen Stadtbezirksräte sind erste Anlaufstation für die Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Vereine und Netzwerke aus den Stadtteilen. Eine stärkere Identifikation mit dem Stadtteil und der Stadtteilpolitik führt unseres Erachtens über eine verstärkte Teilhabe und eine verbesserte Koordination der verschiedenen Stadtteilakteure. Professionelle Unterstützung an der Schnittstelle von Bevölkerung, Politik und Verwaltung könnten Stadtbezirksmanager leisten. Die Stadtbezirksmanager sollen Ideen und Projekte aus dem Stadtbezirk aufgreifen, unterstützen und auch initiieren. Als zentrale Anlaufstelle übernehmen sie die Position des "Kümmerers" im Stadtbezirk.


PlusPunkt 11: Stadtteil-Stiftungen

Aktive Bürgerinnen und Bürger sowie Politiker aus den Stadtteilen Sahlkamp und Vahrenheide haben Ende 2004 die erste Stadtteil-Stiftung Niedersachsens gegründet. Nach dem Vorbild von Bürgerstiftungen haben über dreißig Stifterinnen und Stifter, darunter der Verein Selbsthilfe Sahlkamp, Mitglieder des Bezirksrates Bothfeld-Vahrenheide und des Rats der Stadt Hannover, Kirchengemeinden, die beiden ansässigen Wohnungsgesellschaften GBH und BauBeCon, Schulen und viele Kleinspender mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement Verantwortung für ihre Stadtteile übernommen. Mit Zinserlösen und zusätzlichen Spenden werden seitdem Initiativen und Einrichtungen für Kinder, Familien und Senioren in den beiden Stadtteilen unterstützt. Sammeln und Vermehren des Stiftungskapitals ist das Eine. Über diesen Prozess engagieren sich viele Bewohner und Einrichtungen für ihren Stadtteil, identifizieren sich mit ihrem Quartier, erzeugen Zusammengehörigkeit und lokale Vernetzung.
Nach dem Vorbild der Stadtteil-Stiftung Sahlkamp-Vahrenheide soll auf Beschluss des Rates ab 2006 der Aufbau vier weiterer Stadtteil-Stiftungen mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt werden: für jeden Euro aus dem Stadtteil gibt die Stadt einen Euro als Zuschuss für das notwendige Gründungskapital von 50.000 Euro.


PlusPunkt 12: Revitalisierung von Industriebrachen

Industrie- und Bahnbrachen bilden in einigen Stadtteilen ein enormes Entwicklungspotenzial. Meist liegen sie zentral im Stadtteil und sind gut erschlossen. Die alte Nutzung hat meist Spuren in Form von Altlasten hinterlassen.
Der derzeitige Schwerpunkt der Sanierung in Limmer ist die Vorbereitung des ehemaligen Conti-Geländes für eine Wohnbebauung. Knapp 5 Mio. Euro sind bislang in den Abriss alter Industrieanlagen und Gebäuden investiert worden. Der Rahmenplan für die Entwicklung der Wasserstadt Limmer ist beschlossen, derzeit wird die Bauleitplanung vorbereitet.
Die Planungen auf dem Gelände des Südbahnhofs sind weit fortgeschritten. Ein Investor hat einen Großteil des südlichen Südbahnhofsgeländes erworben und wird dort einen Baumarkt, einen Elektro-Fachmarkt und ein großes Lebensmitteleinkaufzentrum errichten. Auch andere Konzerne haben den Wert des Geländes in der direkten Nachbarschaft zur bevölkerungsreichen Südstadt erkannt. Eine neue Straße über das Gelände soll insbesondere LKW-Belastungen in der Südstadt vermeiden.
In einen kleineren Teil der riesigen Halle des Hauptgüterbahnhofs am Weidendamm wird die Post einziehen. Sie errichtet dort ihre bislang in der Kurt-Schumacher Straße beheimatete Filiale, der auch die Selbst-Abholer-Schließfächer angeschlossen ist. Damit gibt die Bahn ihren Plan auf, das Gebäude möglichst großflächig an einen Investor zu veräußern, sondern ist bereit, auch kleinteiliger zu vermieten. Vielleicht ist diese Ansiedlung wie beim Ihmezentrum der erste Schritt, dem Gelände neues Leben einzuhauchen.


PlusPunkt 13: Sanierung Ihmezentrum

Der Durchbruch nach jahrelangen quälenden Diskussionen um die Revitalisierung des Ihmezentrums scheint gelungen. Im Bereich der halb-öffentlichen Flächen und den Gewerbeflächen und Läden verwahrloste der Betonklotz an der Ihme zunehmend schneller. Ebenerdig entsteht rund um ein SB-Warenhaus als Ankermieter ein neues Einkaufszentrum. Die Stadt Hannover wird den Prozess mit über 4,5 Mio. Euro sowie der Anmietung zahlreicher Büroräume aktiv unterstützen. Zur Begleitung der Umbaumaßnahmen und zur Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner wurde ein Beirat gegründet.