Die Kinderkantine - Lernen geht durch den Magen
Kontakt:
Phillip Thelen, Nachbarschaftsheim Wuppertal, Platz der Republik 9-10, 42107 Wuppertal, Tel.: 0202/24519-0, Fax: 0202/2451919
Einleitung
Die "Offene Tür" des Nachbarschaftsheims Wuppertal liegt mitten in Wuppertal Elberfeld-Ostersbaum. Ostersbaum ist ein "Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf". Die BesucherInnen der "Offenen Tür" stammen überwiegend aus der Türkei, Kurdistan, Italien, Ex-Jugoslawien, Vietnam, Sri Lanka und Deutschland.
Die Offene Tür hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kindern und Jugendlichen sozialraumorientiert Hilfen zur Lebensbewältigung anzubieten. Kinder und Jugendliche besonders dieses Stadtteils brauchen Angebote und Alternativen, ihr Leben selbstbestimmt führen zu können.
Eine Hilfe ist die Kinderkantine.
Der Begriff Kinderkantine beschreibt ein Gesamtpaket aus
- warmem Mittagessen (0,50 € Unkostenbeitrag)
- Hausaufgabenhilfe und
- freiem Spielangebot.
Das Angebot versucht eine Versorgungslücke für all diejenigen zu schließen, die auf Grund familienungünstiger Arbeitszeiten oder Versorgungsengpässen nicht kochen, und/oder ihre Kinder bei den Hausaufgaben begleiten können.
Die Idee und der Anfang
Seit längerem hatten LehrerInnen umliegender Schulen und MitarbeiterInnen der Offenen Tür Fehl- und Mangelernährung bei Kindern beobachtet und ein Projekt zur Abhilfe gefordert.
Ein monatliches "Essensgeld" in Höhe von 30,- – 40,- Euro könnte aber nur in Ausnahmefällen von Familien getragen werden. Allerdings zeigten sich die Eltern gerne bereit, ihren Kindern 50 Cent bis 1,- Euro morgens zuzustecken. Eine "Mark" wird von den Kindern als Unkostenbeitrag für Mittagessen angenommen. Die Kinder lernen somit verantwortliches Umgehen mit Geld und Körper auf subtile und niederschwellige Weise und helfen bei der Finanzierung der Kinderkantine. Die vermeintliche Schwelle zwischen besser und schlechter verdienenden Familien wird auf diese Weise auch gelüftet – "Alle sitzen an einem Tisch".
Das Essen
Die Kinderkantine stellt nicht nur die Grundbedürfnisse der BesucherInnen sicher. Die warme Mahlzeit bildet dabei auch den Anfang eines jeden Öffnungstages. Der ungestörte Verzehr, gemeinsam mit anderen Kindern und pädagogischen Fachkräften kann also als Ruhepause und Übergang zwischen Schule und Freizeit verstanden werden.
Die Hausaufgabenhilfe
Die BesucherInnen der Offenen Tür zeigen häufig Lernschwächen und -blockaden und brauchen Hilfe bei der Schularbeit. Die Eltern sind mit dieser Aufgabe oft überfordert. Die Hausaufgabenhilfe bietet ein niederschwelliges Angebot zur Hilfe, das von ca. 15 Schülern tägl. genutzt wird. Während der Hausaufgabenhilfe wird neben der schulischen Förderung auf (psycho-)soziale Aspekte der Belange der Kinder eingegangen.
Das Team der Offenen Tür steht im ständigen Kontakt zu den betreffenden Schulen.
Die Spielzeit
Nach dem Mittagessen haben die Kinder Zeit sich in der Einrichtung frei zu bewegen und Spielmöglichkeiten mit Freunden, anderen Kindern, pädagogischen Mitarbeiter oder alleine zu nutzen. Ca. 40 Kinder und Jugendliche kommen täglich zu dieser Zeit, um den Stress der Schule und den Alltag zu bereden und spielerisch zu verarbeiten.
Unsichere Zukunftsaussichten
Dieses im Rahmen Offener Kinder- und Jugendarbeit an familiären Strukturen orientierte Angebot hat sich bisher gut bewährt und ist zum etablierten Bestandteil der Offenen Tür geworden. Für die Zukunft finden wir es erstrebenswert, auch in Phasen höherer Frequentierung, bzw. auf intensivere Betreuungsbedürfnisse, flexibel reagieren zu können. Es liegt dabei in der Natur Offener Kinder- und Jugendarbeit, dass sie als niederschwelliges Angebot, zum einen Schwankungen bzgl. der Besuchskontinuität und andererseits mit den durch persönliche Krisen der Kinder hervorgerufenen temporär intensiveren Betreuungs- und Beratungsbedürfnissen konfrontiert ist.
Dieses Projekt wird und wurde im Rahmen des Stadtteilprojektes "Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf" durch die verantwortlichen Vertreter der Infrastruktureinrichtungen und den beteiligten Kooperationspartnern getragen.
Sowohl in der Medienöffentlichkeit als auch in den zuständigen Abteilungen des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Stadtentwicklung, Kultur und Sport (MASSKS) wird dieses Projekt mit hohem Interesse verfolgt. Nicht zuletzt wurde es von den Fachleuten für Stadtentwicklung im MASSKS ausgewählt, um auf der "Weltkonferenz Urban 21" im Juli 2000 im ICC Berlin präsentiert zu werden.
Trotz der beschriebenen Wertschätzung ist es immer noch nicht gelungen eine Dauerfinanzierung seitens Stadt oder Land für dieses Projekt herbeizuführen, so dass dieses längst etablierte Angebot weiterhin auf Spenden angewiesen bleibt.
Kostenplan Kinderkantine (für ein Kalenderjahr)
Sachkosten (Lebensmittel)
- durchschnittlich 25 TeilnehmerInnen / Schultag (Jan. - Dez. 2002)
- 192 Tage à 25 TeilnehmerInnen = 4.800 Mahlzeiten
- Kosten pro Mahlzeit:1,50 Euro = 7.200,- Euro
- Eigenbeteiligung der TeilnehmerInnen pro Mahlzeit:0,50 Euro = 2.400,- Euro
- Restkosten = 4.800,- Euro
Personalkosten
- (Essensausgabe und pädagogische Betreuung der Maßnahme) für 1 MitarbeiterIn
- 2 Stunden täglich á € 25,- x 192 Öffnungstage = 4.800,- Euro
- Gesamt = 9.600,- Euro