HIPPY (Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters)

Kontakt:

Arbeiterwohlfahrt LV Berlin e.V., Begegnungszentrum, Koordination HIPPY, Barbara Foerster, Waldemarstr. 57, 10997 Berlin, Tel.: 030-695 65 885, e-mail: barbara.foerster@awoberlin.de


Problemdarstellung

Immer mehr Migrantenkinder im Vorschulalter sprechen nur defizitär deutsch. Die Annahme, dass die hier geborenen Kinder durch Eltern, Kingergartenbesuch und den natürlichen Spracherwerb in ihrem Wohnumfeld die deutsche Sprache ausreichend erlernen, hat sich nicht bestätigt. Die Arbeiterwohlfahrt registriert eine größer werdende Hilflosigkeit der Eltern, die ihre Erziehungsverantwortung auf sekundäre Sozialisationsinstanzen delegieren und sich zunehmend resignativ verhalten. Diese Situation führt dazu, dass die Kinder von ihren Eltern nicht in ausreichendem Maße auf die Schule vorbereitet werden und somit ein "regulärer" Unterricht zumindest an einigen Schulen im Berliner Innenstadtbereich kaum noch möglich ist.
Die Ergebnisse der Innenstadtkonferenzen, die in den Stadtbezirken mit einem hohen Anteil an Migranten in der Wohnbevölkerung stattfanden, können wir aus den Erfahrungen der Ausländersozialberatung, der Arbeit in den Kindertagesstätten der AWO sowie nach 4 Jahren des HIPPY-Projektes bestätigen und wie folgt zusammenfassen: die Voraussetzungen für den Schulerfolg eines erheblichen Anteils von Kindern aus Migrantenfamilien sind schon bei der Einschulung sehr schlecht. Gründe hierfür sind:

  • ungenügende Sprachkenntnisse in Deutsch bei Einschulung der Kinder
  • fehlende Übung im Umgang mit Lehr- u. Lernmaterialien (Bücher, Stifte, Schere)
  • Hilflosigkeit der Eltern bzgl. der Förderung ihrer Kinder
  • mangelndes Wissen der Eltern über ihre Möglichkeiten, ihre Kinder zu unterstützen
  • Kinder kommen in die Kitas und Eltern haben überhöhte Erwartungen hinsichtlich der Förderung ihrer Kinder. Oftmals wird der vollständige Erziehungsauftrag an die Kitas abgegeben, die Eltern sind sich über ihre Rolle als Modell nicht bewusst. Die Kitas können die bestehenden Förderungsdefizite nur zum Teil auffangen. Die Aufgaben der Eltern können nicht durch öffentliche Erziehung ersetzt werden.

Die o.g. Beschreibung der Situation hat weitreichende Konsequenzen für die Perspektiven der Kinder. Ihre schulischen und beruflichen Chancen werden ohne früh ansetzende Unterstützung erheblich eingeschränkt sein. Notwendig ist eine Hilfe da, wo die Benachteiligungen beginnen, nämlich in der Familie, ansetzend in der primären Sozialisationsinstanz. Genau hier setzt das Projekt HIPPY an, welches die Arbeiterwohlfahrt 1997 geplant hat und seit 1998 in die Praxis umsetzt.
HIPPY ist ein Eltern-Kind-Programm und richtet sich an sozial benachteiligte Familien, die Kinder im Alter von 4-6 Jahren haben. Mit HIPPY haben die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder selber erfolgreich auf die Schule vorzubereiten. Wir arbeiten in Berlin mit Migrantenfamilien, in erster Linie mit türkischen Familien, aber auch mit Familien aus dem arabisch-sprachigen Raum und aus dem ehemaligen Jugoslawien.
HIPPY ist ein Lizenzprogramm, wurde von Frau Prof. Avima Lombard in Israel entwickelt und hat bisher in acht Ländern (Israel, Australien, Kanada USA, Neuseeland, Südafrika, Frankreich und in Deutschland) Verbreitung gefunden. In modifizierter Form wird mit diesem Programm auch in der Türkei und in den Niederlanden gearbeitet.
Die wichtigsten Ziele von HIPPY sind:

  1. Förderung der Lernfähigkeit der Kinder (HIPPY fördert die Sprachentwicklung, das logische Denken, übt das Gedächtnis, entwickelt die Neugier, unterstützt bei der Ausbildung von motorischen Grundfertigkeiten und übt den Umgang mit pädagogischen Materialien. Insgesamt verbessern sich mit HIPPY die Chancen auf einen erfolgreichen Schulbesuch.
  2. Eltern (Mütter) werden in ihrer erzieherischen Kompetenz gestärkt. Sie machen die Erfahrung, dass sie mit HIPPY in der Lage sind, ihre Kinder Schritt für Schritt selber auf die Schule vorzubereiten.
  3. Durch die aktive Einbeziehung der Eltern (Mütter) in das Programm kommt es zu einer Intensivierung und Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung. HIPPY fördert die Kommunikation zwischen Mutter und Kind.
  4. Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse.
  5. Eltern (Mütter) werden in ihrer erzieherischen Kompetenz gestärkt. Sie machen die Erfahrung, dass sie mit HIPPY in der Lage sind, ihre Kinder Schritt für Schritt selber auf die Schule vorzubereiten.
  6. Durch die aktive Einbeziehung der Eltern (Mütter) in das Programm kommt es zu einer Intensivierung und Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung. HIPPY fördert die Kommunikation zwischen Mutter und Kind.
  7. Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse.

Wie funktioniert HIPPY?

HIPPY läuft über 2 Jahre, fängt an, wenn die Kinder 4 Jahre alt sind und hört vor der Einschulung auf. Während dieser Zeit spielen und lernen die Mütter etwa 15 Minuten täglich mit ihren Kindern. Grundlage der spielerischen Übungen sind Aktivitätshefte, Bilderbücher und Geschichtenbücher, geometrische Formen, Buntstifte, Schere sowie Haushaltsgegenstände und in der Natur gesammelte Dinge wie z.B. Blätter und Steine. Die Aktivitätshefte enthalten Anleitungen für Spiele, Blätter zum Bemalen oder Ausschneiden sowie Fragen und Anregungen für den spielerischen Umgang mit den eigens für das Programm erstellten Bilderbüchern.
Die Mütter werden bei der Arbeit mit dem Übungsmaterial regelmäßig zu Hause von unseren Hausbesucherinnen angeleitet und unterstützt. Die Hausbesucherinnen sind sehr gut deutsch sprechende Migrantinnen, kommen aus demselben Kulturkreis wie die teilnehmenden Mütter, haben eigene Erziehungserfahrungen und sind weitgehend integriert. Sie dienen den Müttern als Modell erfolgreicher Integration und haben somit eine Vorbildfunktion. Sie vermitteln den Müttern das Material der jeweiligen Woche in einem Rollenspiel, wobei die Mutter die Rolle des Kindes übernimmt. Auf diese Weise wird sie intensiv auf die Rolle der "Lehrerin" ihres eigenen Kindes vorbereitet und hat zuvor Gelegenheit, auftretende Fragen mit der Hausbesucherin zu klären.
Die Hausbesucherinnen sind die Eckpfeiler des Programmes: es ist ihre Aufgabe, die Mütter immer wieder zur Teilnahme zu motivieren, wenn Schwierigkeiten auftreten. Z.B. fühlen sich manche Mütter zeitweilig überfordert und arbeiten nicht regelmäßig mit ihren Kindern oder aber die Kinder sagen, sie haben keine Lust, HIPPY zu machen. Dann obliegt es den Hausbesucherinnen, die Mütter zu unterstützen und ihnen Lösungsmöglichkeiten zu zeigen, nachdem sie sich zuvor mit der Koordinatorin beraten haben. Der Erfolg des Projektes steht und fällt mit dem Einsatz der Mitarbeiterinnen.
Für die Arbeit mit den Familien werden sie angeleitet und geschult. Außerdem werden sie im Rahmen des Projektes weiter qualifiziert, da sie als Migrantinnen in stärkerem Maß von Arbeitslosigkeit betroffen sind und wenig Perspektiven haben, einen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu finden.
Um die Mütter aus ihrer häufig bestehenden sozialen Isolation herauszuholen, werden regelmäßig Gruppentreffen organisiert. Die Hausbesucherinnen laden sie dazu ein, die Koordinatorin nimmt auch daran teil. Auf diesen Veranstaltungen haben die Mütter die Gelegenheit, sich kennen zu lernen und auszutauschen. Des Weiteren finden von der Koordinatorin geleitete Diskussionen mit allen Beteiligten statt. Diskussionsinhalte sind Themen wie Schule, Erziehung, gesunde Ernährung und vieles andere mehr. Über die Gruppentreffen entstehen nicht selten Netzwerke gegenseitiger Unterstützung unter den Müttern.
Für die Teilnahme an dem Programm entsteht für jede Familie ein Unkostenbeitrag von 10 € monatlich. Der Teilnahmebetrag deckt die Kosten für die Arbeitsmaterialien, die den Eltern zur Verfügung gestellt werden.

läuft über 2 Jahre, fängt an, wenn die Kinder 4 Jahre alt sind und hört vor der Einschulung auf. Während dieser Zeit spielen und lernen die Mütter etwa 15 Minuten täglich mit ihren Kindern. Grundlage der spielerischen Übungen sind Aktivitätshefte, Bilderbücher und Geschichtenbücher, geometrische Formen, Buntstifte, Schere sowie Haushaltsgegenstände und in der Natur gesammelte Dinge wie z.B. Blätter und Steine. Die Aktivitätshefte enthalten Anleitungen für Spiele, Blätter zum Bemalen oder Ausschneiden sowie Fragen und Anregungen für den spielerischen Umgang mit den eigens für das Programm erstellten Bilderbüchern.
Die Mütter werden bei der Arbeit mit dem Übungsmaterial regelmäßig zu Hause von unseren Hausbesucherinnen angeleitet und unterstützt. Die Hausbesucherinnen sind sehr gut deutsch sprechende Migrantinnen, kommen aus demselben Kulturkreis wie die teilnehmenden Mütter, haben eigene Erziehungserfahrungen und sind weitgehend integriert. Sie dienen den Müttern als Modell erfolgreicher Integration und haben somit eine Vorbildfunktion. Sie vermitteln den Müttern das Material der jeweiligen Woche in einem Rollenspiel, wobei die Mutter die Rolle des Kindes übernimmt. Auf diese Weise wird sie intensiv auf die Rolle der "Lehrerin" ihres eigenen Kindes vorbereitet und hat zuvor Gelegenheit, auftretende Fragen mit der Hausbesucherin zu klären.
Die Hausbesucherinnen sind die Eckpfeiler des Programmes: es ist ihre Aufgabe, die Mütter immer wieder zur Teilnahme zu motivieren, wenn Schwierigkeiten auftreten. Z.B. fühlen sich manche Mütter zeitweilig überfordert und arbeiten nicht regelmäßig mit ihren Kindern oder aber die Kinder sagen, sie haben keine Lust, HIPPY zu machen. Dann obliegt es den Hausbesucherinnen, die Mütter zu unterstützen und ihnen Lösungsmöglichkeiten zu zeigen, nachdem sie sich zuvor mit der Koordinatorin beraten haben. Der Erfolg des Projektes steht und fällt mit dem Einsatz der Mitarbeiterinnen.
Für die Arbeit mit den Familien werden sie angeleitet und geschult. Außerdem werden sie im Rahmen des Projektes weiter qualifiziert, da sie als Migrantinnen in stärkerem Maß von Arbeitslosigkeit betroffen sind und wenig Perspektiven haben, einen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu finden.
Um die Mütter aus ihrer häufig bestehenden sozialen Isolation herauszuholen, werden regelmäßig Gruppentreffen organisiert. Die Hausbesucherinnen laden sie dazu ein, die Koordinatorin nimmt auch daran teil. Auf diesen Veranstaltungen haben die Mütter die Gelegenheit, sich kennen zu lernen und auszutauschen. Des Weiteren finden von der Koordinatorin geleitete Diskussionen mit allen Beteiligten statt. Diskussionsinhalte sind Themen wie Schule, Erziehung, gesunde Ernährung und vieles andere mehr. Über die Gruppentreffen entstehen nicht selten Netzwerke gegenseitiger Unterstützung unter den Müttern.
Für die Teilnahme an dem Programm entsteht für jede Familie ein Unkostenbeitrag von 10 € monatlich. Der Teilnahmebetrag deckt die Kosten für die Arbeitsmaterialien, die den Eltern zur Verfügung gestellt werden.

 


Das HIPPY-Material

Die Übungsmaterialien, die die Eltern wöchentlich erhalten, bestehen aus 60 Aktivitätsheften, 18 Geschichtenbüchern und einem Satz von 16 bunten geometrischen Formen. Die Aktivitätshefte sind nach lerntheoretischen Aspekten strukturiert. Die Struktur kann verglichen werden mit einem gut geschriebenen Lehrplan, um das Lernen neuer Konzepte zu erleichtern. Aber diese Materialien sind keine Lehrpläne für professionelle Erzieher; sie wurden konzipiert, um Mütter, die eine geringe und oft wenig erfolgreiche Schulbildung haben zu unterstützen, für Mütter, die es sich in der Regel nicht zutrauen, ihren Kindern etwas beizubringen. Die Arbeitsmaterialien sind deshalb mit genauen Anweisungen versehen, die die Eltern-Kind-Aktivitäten Schritt für Schritt vorgeben. Dieser Ansatz, der die sorgfältig abgestimmte Folge von Aktivitäten umfasst, garantiert Erfolg und gibt den Eltern den Mut und das Vertrauen, sich zunehmend verantwortlich in ihrer Rolle als "Lehrer" zu sehen. Viele Aktivitäten sind zeitlich nicht begrenzt und lassen Raum für Kreativität und gemeinsame Erfahrungen.
Die Auswahl der Themen und Aktivitäten für die HIPPY-Aktivitätshefte wurde nach 5 Gesichtspunkten getroffen:

  • Das Material muss altersentsprechend sein
    Da bei den teilnehmenden Kindern Unterschiede in der Entwicklung anzunehmen sind, wurden solche Aktivitäten ausgewählt, die sowohl für besser entwickelte als auch für schwächere Kinder passend sind. Die Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise bei jeder Aktivität ermöglicht eine Anpassung an unterschiedliche Niveaus. Langsamere Lerner sollen nach ihrem eigenen Tempo lernen, während diejenigen, für die die Übungen einfacher sind, sich darüber freuen, sie besonders gut zu können. 
  • HIPPY soll dazu beitragen, dass aus Kindern erfolgreiche Schüler werden.
    Kognitive Fähigkeiten
    beinhalten die Fähigkeit, mit Hilfe der Wahrnehmung, mit Hilfe von Regeln, Schlussfolgerungen und dem Gedächtnis Informationen zu interpretieren, zu speichern, abzurufen und auszuwerten. Kinder müssen lernen, alle ihre Sinne zu benutzen, um sich Informationen aus ihrer Umwelt zu erwerben. Sie müssen lernen, all das zu verstehen, was um sie herum geschieht, und sie müssen sich das notwendige Vokabular aneignen, um anderen die Informationen zu übermitteln.
    Drei große kognitive Bereiche wurden ausgewählt, die von grundsätzlicher Bedeutung für die Lernfähigkeit der Kinder sind: Sprache, Differenzierungsfähigkeit in Wahrnehmung und Benennung und das Problemlösen.
    Die Sprachfähigkeit der Kinder steht in einem engen Zusammenhang mit ihrer Lernfähigkeit. Im HIPPY-Programm konzentrieren sich die Sprachaktivitäten auf Bücher, Vokabular, Konzepte und verbale Interaktionen.
    • Bücher: Die Eltern lesen den Kindern die Geschichten vor und sprechen mit ihnen über die Ereignisse und Charaktere. Zu jedem Buch gibt es eine Reihe von Aktivitäten und Spielen, die dem Kind helfen, neue Ideen, Wörter und Konzepte zu verstehen und zu lernen. Die Illustrationen zu jeder Geschichte helfen Kind und Mutter, sich an Ereignisse zurückzuerinnern, ohne den Text noch einmal lesen zu müssen.
    • Konzepte: das Erlernen von Konzepten steht in engem Zusammenhang mit der generellen Sprachentwicklung; verbessert sich das eine, kann man davon ausgehen, dass sich das andere auch verbessert. Die verwendeten Konzepte in HIPPY fallen in drei Kategorien: Attribute, räumliche Beziehungen und Mengen.
    • Verbale Interaktion: verbale Interaktionen zwischen Eltern und Kindern sind häufig beschränkt auf elterliche Anweisungen (Tu das!) und Schimpfen (ich hatte dir das verboten!), und wenn die Kinder Fragen stellen und Behauptungen aufstellen, erhalten sie meist keine Antwort. HIPPY fördert das Gespräch und den Austausch zwischen Eltern und Kindern in vielerlei Hinsicht. Zusätzlich arbeitet HIPPY mit einem eingebauten Element des korrigierenden sprachlichen Feedbacks zwischen Eltern und Kindern. Eltern lernen, den Kindern "die richtige Antwort" zu geben, wann immer eine Frage beantwortet werden muss.

Die Sprachkenntnisse der Kinder verbessern sich, je mehr sie es lernen, zuzuhören, wiederzugeben, zu antworten und neue Wörter, Konzepte und Informationen zu erproben und zu gestalten. Sie lernen, aufmerksam zu sein und zu tun, was von ihnen verlangt wird (in den Übungen zeigen, markieren, schneiden), neue Wörter zu wiederholen, Fragen beantworten, indem sie neue Wörter benutzen und ihr Verständnis für das neu Gelernte in neuen Situationen testen. Diese Prozesse verbessern die verbale Interaktionsfähigkeit zwischen Eltern und Kindern und erzeugen bei beiden ein wachsendes Gespür dafür, dass es angenehm und hilfreich ist, mehr zu sprechen.
Fähigkeit, in der sinnlichen Wahrnehmung zu unterscheiden
In diesem Bereich der Kognition müssen die Kinder ihre Sinne benutzen, um Charakteristika der beobachteten Dinge und Phänomene zu erkennen und zu beschreiben, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ihnen aufzuzeigen. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf visuelle, auditive und taktile Wahrnehmungsunterscheidungen. Visuelle Förderung umfasst das Beschreiben und Zuordnen realer Gegenstände und Bilder. Visuelle Unterscheidungsaktivitäten werden auch genutzt, um die Feinmotorik und die Koordination von Auge und Hand zu fördern. Visuell-motorische Übungen sind entwickelt worden, um die Kinder mit einer Vielzahl von Situationen vertraut zu machen, in denen sie Papier, Schere, Stifte etc. benutzen sollen. Das Hören fokussiert Lautstärke und Tonlage. Des weiteren werden Fühl-Spiele gespielt, um die Unterscheidungsfähigkeit zwischen hart-weich, zart-rauh, dünn-dick zu fördern.
Gedächtnis ist eine andere Dimension der Wahrnehmung, ohne die kein Lernen und keine Veränderung stattfinden kann. Das Gedächtnis arbeitet mit Bildern (bildhaften Vorstellungen von etwas Bekanntem) und symbolischen Konzepten (Vorstellungen, die symbolisch sind, aber keine physische Ähnlichkeit mit dem vorgestellten Objekt haben). Je mehr das Gedächtnis der Kinder in ihrer Entwicklung auf symbolische Vorstellungen angewiesen ist, umso besser können sie beschreiben und mehr Informationen behalten. Das Langzeit-Gedächtnis, das den unmittelbaren Reiz überdauern muss, schließt Prozesse des Wiedererkennens und Erinnerungsvermögens ein, beides Dinge, die durch Übung verbessert werden können.
Probleme lösen
Diese Fähigkeit entwickelt sich in dem Ausmaß, wie es die Kinder gelernt haben, sich Merkmale von Gegenständen zu merken, Ähnlichkeiten und Unterschiede zu identifizieren, sie einzuordnen und zu klassifizieren. Die Kinder erwerben sich diese Fähigkeiten mit den HIPPY-Aktivitäten und sind daher gut dazu in der Lage, sie in einer Vielzahl von Matrix-Spielen einzusetzen. In diesen Spielen lernen sie, logisch zu denken, Entscheidungen zu treffen und selbständig Lösungen zu finden. Bei anderen Aktivitäten, die das Problemlösen fördern, wählen die Kinder die "beste Antwort", markieren Punkte, die nicht in eine Kategorie passen und fassen Ergebnisse zusammen, die den gegebenen Kriterien entsprechen.

  • Die Kinder mögen die Aktivitäten
    Die Aktivitäten sind so ausgewählt, dass die Kinder ihr Vergnügen daran haben. Aktivitäten machen keinen Sinn, wenn die Kinder nicht von ihnen gefesselt werden.
    Anstatt das Lernen zu fördern, kann eine Aktivität, die das Kind nicht mag zu einem Eltern-Kind-Konflikt führen und dazu, dass HIPPY als Ganzes abgelehnt wird. Einige Kinder lieben eine Reihe von Übungen mehr als andere, aber insgesamt gesehen sind die Übungen für die Kinder attraktiv. 
  • Das Programm wird mit wenig Aufwand zu Hause durchgeführt
    HIPPY versucht die Eltern darin zu unterstützen, sich aktiv um die Förderung ihrer Kinder zu kümmern. The message is: "Sie können es"! Wichtig ist das Engagement der Eltern und nicht, dass sie ihre Kinder mit kostspieligen Materialien ausstatten. Die Aktivitätshefte sind einfach und nicht teuer, die Art der Aktivitäten sind den begrenzten finanziellen Möglichkeiten, die bei vielen teilnehmenden Familien vorhanden sind, angepasst. Nötige Arbeitsmaterialien sind bunte geometrische Formen, dazu noch Farbstifte, Schere, Klebstoff sowie verschiedene Haushaltsgegenstände (z.B. Schachteln, Korken oder Zahnstocher) und Materialien aus der Natur (Steine, Blätter etc.). 
  • Die Aktivitäten machen Sinn für die Eltern
    HIPPY-Eltern beteiligen sich an dem Programm, um zum Schulerfolg ihres Kindes beizutragen. Damit sie die Übungen ernst nehmen, sollte ihnen bewusst sein, dass alle Aktivitäten die Fähigkeiten fördern, die auch in der Schule verlangt und erwartet werden. Kritzeln z.B., eine wichtige Vorübung zum Schreibenlernen, wird von den meisten Eltern unserer Zielgruppe nicht ernstgenommen. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn die Eltern diesen Zusammenhang sehen könnten und ihre Kinder kritzeln ließen; aber anstatt das Kritzeln mit in die ersten Aktivitätshefte aufzunehmen, wurden eine Vielzahl von mehr direktiven Aktivitäten entwickelt, die die Kontrolle des Kindes über Papier und Schreibwerkzeuge (Bleistifte, Buntstifte etc.) fördert. Wenn die Eltern sich erst mit dem Programm auseinandergesetzt haben und darauf achten, wie ihre Kinder die Schreibutensilien benutzen, sind sie viel zugänglicher für eine Menge von Ideen, die das Schreibenlernen fördern, einschließlich kritzeln.  

4 Jahre HIPPY in Berlin – Ergebnisse und Auswirkungen

HIPPY ist in Berlin ein neuer und "ungewöhnlicher" Ansatz der aufsuchenden Familienarbeit. Er setzt unmittelbar bei den Eltern an, die es sich primär nicht zutrauen, ihre Kinder selber zu fördern.Das Programm läuft in den Berliner Bezirken Kreuzberg, Neukölln, Mitte und Spandau. Während es im 1. Programmjahr noch schwierig war, Familien zur Programmteilnahme zu motivieren (über Kitas, Kinder- u. Jugendgesundheitsdienste, Erziehungsberatungsstellen, Beratungsstellen für MigrantInnen, Kinderärzte, logopädische Praxen etc.), melden sich die Familien jetzt aus eigenem Antrieb (Mundpropaganda, Schneeballeffekt), um am Programm teilzunehmen. Der Bekanntheitsgrad des Projekts ist enorm gestiegen. Es lassen sich 3 Zielgruppen umschreiben, die von HIPPY profitieren:  

  1. Die Kinder erleben, dass Lernen Spaß machen kann und genießen die Zeit, in der ihre Mütter ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Sie beschäftigen sich gerne mit dem Material und den Bilderbüchern. Die Neugier wird angeregt – eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Durch die Beschäftigung mit dem Material werden die Kommunikation innerhalb der Familie und die Deutschkenntnisse der Kinder gefördert.
    Äußerungen von Müttern: "Bevor wir mit HIPPY angefangen haben, konnte Onur keine 5 Minuten still sitzen und an einer Sache dran bleiben. Das hat sich geändert. Jetzt wartet er schon immer auf die neuen "Aufgaben", am liebsten möchte er das ganze Heft auf einmal machen."
    "Cem (fast 6 Jahre alt) hatte Angst, alleine zum Bäcker zu gehen, gleich nebenan. Nachdem wir das Buch ‚ Das mutige Froschmädchen’ gelesen hatten, traute er sich zum ersten Mal, alleine Brötchen zu holen".
    "Seitdem wir HIPPY machen, reden wir viel mehr miteinander, manchmal fragt sie mich Löcher in den Bauch". 
  2. Die Mütter erfahren, dass sie eine wesentliche Rolle in der Förderung ihrer Kinder einnehmen und dazu beitragen können, ihre Kinder auf die Schule vorzubereiten: "Ohne HIPPY hätte ich gar nicht gewusst, wie ich Songül fördern und unterstützen sollte. Selbst nur das eine Jahr hat viel gebracht, die Erzieherin sagt, sie ist viel selbstbewusster geworden."
    HIPPY intensiviert die Mutter-Kind-Beziehung. Dies beinhaltet für die Mutter die Möglichkeit, das Kind und seine Bedürfnisse, Fähigkeiten und Schwächen besser kennen zu lernen: "Jetzt weiß ich endlich, was mein Kind kann und was es nicht kann, und ich kann ihm etwas beibringen."
    Teilnehmende Mütter mit schlechten Deutschkenntnissen werden motiviert, Deutschkurse zu besuchen. Selbst Analphabetinnen beteiligen sich an dem Programm; viele Übungen können, nachdem sie ausführlich von den Hausbesucherinnen erklärt worden sind, auch von ihnen ausgeführt werden.
    "Ich habe endlich mit dem Deutschkurs angefangen, was schon lange anstand. Ich will doch meinem Kind helfen können, wenn es in die Schule geht."
    Langfristig wird die Stellung der Mütter in den noch häufig sehr traditionell und patriarchalisch strukturierten Familien aufgewertet. HIPPY vermittelt ihnen mehr Selbstbewusstsein und positive Erfahrungen, indem sie erleben, dass sie selber dazu in der Lage sind, ihren Kindern etwas beizubringen: "Tayfun sieht mich jetzt mit anderen Augen. Ich glaube, er hat mir gar nicht zugetraut, dass ich ihm etwas beibringen kann. Er nennt mich "Mama Lehrerin". 
  3. Die Hausbesucherinnen, die vor der Arbeitsaufnahme langzeitarbeitslos waren, üben eine gesellschaftlich anerkannte und sinnvolle Tätigkeit aus. Für Migrantinnen ist dies oftmals eine Erfahrung, die sich von ihren bisherigen beruflichen Werdegängen deutlich abhebt. Aufgrund ihrer eigenen Integrationserfahrungen sind sie sehr gut in der Lage, sich in die Situation von Migrantenfamilien hinein zu versetzen. Durch die Arbeit mit den Müttern und die begleitende Qualifizierung werden in ihnen Fähigkeiten und Ressourcen geweckt, die zu einer Stärkung des Selbstwertgefühls führen. Die Qualifizierung vermittelt ihnen außerdem Schlüsselqualifikationen, die sie vor allem für die Tätigkeit oder Ausbildung in Sozialberufen benötigen. Durch den täglichen Umgang mit Menschen wird dieses theoretische Wissen kontinuierlich praktisch erprobt.

Schritte zur Implementierung des Programms 

Bevor ein HIPPY-Programm vor Ort eingerichtet wird, sind folgende Schritte notwendig:  

  • Eine Bedarfsanalyse für die Zielgruppe im Stadtteil erstellen (HIPPY kann auch in ländlichen Gebieten durchgeführt werden unter der Voraussetzung, dass die Erreichbarkeit der Familien durch entsprechende Verkehrsmittel gesichert ist.
  • Vorbereitende Gespräche mit potentiellen Kooperationspartnern führen. Für die Zielgruppen zuständige Einrichtungen werden über HIPPY informiert, und es soll mit ihnen über die Notwendigkeit eines solchen Programms vor Ort diskutiert werden. In die Gespräche sollen folgende Organisationen mit einbezogen werden:
    • MitarbeiterInnen von Kita,- Vorschul,- und Schuleinrichtungen
    • VertreterInnen von Einrichtungen für MigrantInnen und Elternvereinen
    • MitarbeiterInnen vom Jugendamt und Gesundheitsamt
    • Stadtratsmitglieder
    • VertreterInnen potentieller Geldgeber, Träger von Maßnahmen nach BSHG, Arbeitsamt etc.
  • Sicherstellung der Finanzierung. Erstrebenswert ist eine Finanzierung über 2 Jahre. Soll HIPPY in erster Linie als ein Programm der Elternbildung eingesetzt werden, so bildet hierfür das KJHG § 16 Abs. 1 die gesetzliche Grundlage. 
  • Antrag auf Eröffnung eines örtlichen HIPPY-Programms bei HIPPY-Deutschland stellen. Kontaktadresse:
    AWO Kreisverband Nürnberg e.V., Koordination HIPPY, Renate Sindbert, Gostenhofer Hauptstr. 63, 90443 Nürnberg, E-mail: renate.sindbert@awo-nbg.de
    HIPPY muss in eine Organisation eingebunden sein, die anerkannter Träger der Jugendhilfe ist oder einem Wohlfahrtsverband angehört.
  • Eine geeignete Koordinatorin auswählen
  • Lizenzvertrag mit HIPPY-Deutschland schließen

Kosten 

Im Moment betragen die Programmkosten pro Familie und Jahr ca. 1.200 – 1.600 €. Diese Kosten schlüsseln sich auf in Personalkosten:  

  • pädagogische Fachkraft (Koordinatorin) sechs bis sieben Wochenstungen pro HIPPY-Gruppe
  • eine Hausbesucherin pro Gruppe mit 16-18 Wochenstunden (1 Gruppe = 12-15 Familien)
  • Training und Fortbildung durch externe Kräfte

und Sachkosten:  

  • Miete für Büro- und Gruppenräume
  • Telefon, Kopierkosten usw.
  • Lizenzgebühr
  • HIPPY-Material
  • Fahrtkosten
  • Soziale Betreuung (Ausflüge, Abschlussfest, Tee/Kaffee bei Gruppentreffen.

Die Modelle, nach denen Hausbesucherinnen angestellt werden, sind höchst unterschiedlich. Gegenwärtig praktizierte Modelle sind:  

  • ABM-Verträge (bei der derzeitigen ABM-Situation nicht zu empfehlen)
  • geringfügig Beschäftige
  • BSHG-Kräfte
  • Praktikantinnenverträge.