Stadtteilarbeit in Darmstadt Kranichstein-Süd und Eberstadt-Süd
Kontakt:
Gabriele Dierks, Interkulturelles Büro der Stadt Darmstadt, Frankfurter Straße 71, 64293 Darmstadt, Tel.: 06151 / 13 35 83, Email: interkulturell@darmstadt.de
In beiden Stadtteilen leben größere Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund (vgl. Tabelle Strukturdaten). Zudem wohnen größere Gruppen von Aussiedlerfamilien und kleine aber wachsende Gruppen von Migranten/-innen mit deutschem Pass in den Stadtteilen.
Gesamtstadt Darmstadt | Stadtteil Eberstadt-Süd | Stadtteil Kranichstein | |||||
Einwohnerzahl |
135.547 |
Einwohnerzahl | 6.800 | Einwohnerzahl | 6.926 | ||
davon "Ausländer" | 15,5% | davon "Ausländer" | 19,1% | davon "Ausländer" |
24,7% |
Sozialatlas DA 31.12.2000
Die soziale Lebenslage der zugewanderten Bevölkerungsgruppen in beiden Stadtteilen ist als besonders prekär einzustufen. Die SH-Dichte liegt bei der nichtdeutschen Bevölkerung extrem hoch. In beiden Quartieren finden wir eine insgesamt verschärfte soziale Problematik, die mit einer hohen Konzentration von Migrantengruppen zusammentrifft, welche besonders hohen sozialen Risiken ausgesetzt ist.
Im Rahmen der bundesweiten Erfahrungen hat sich gezeigt, dass eine Beteiligung von Migranten/-innen an den Projekten des Programms "Soziale Stadt" aufgrund vielfältiger Faktoren (z.B. sprachliche, kulturelle und soziale Barrieren) ein besonders schwieriges Problem darstellt.
Das Interkulturelle Büro der Stadt Darmstadt hat aus diesem Grund einen neuen Ansatz entwickelt, um eine stärkere Partizipation der zugewanderten Bevölkerung in den betreffenden Stadtteilen zu erreichen.
Flankierende Maßnahmen im Rahmen des Bund-Länder Programms Soziale Stadt
Entwicklung von interkulturellen Nachbarschaften und Zivilkompetenz
Um eine stärkere Beteiligung von Migranten/-innen in den Stadtteilen zu fördern ist es wichtig, dass sich die Gemeinwesenarbeit in Stadtteilen mit einer verschärften sozialen Problematik und einer ethnisch gemischten Zusammensetzung interkulturell orientiert.
Dazu ist es notwendig den Dialog mit den wichtigsten im Stadtteil ansässigen Communities einzuleiten. Die Vernetzung der Multiplikatoren/-innen der Migrantenbevölkerung und der einheimischen Akteure - Fachkräfte der Institutionen und engagierte Bürger/-innen - muss zielgerichtet initiiert und begleitet werden. Nur so können die Ressourcen der Migrantenbevölkerung hinreichend in die Stadtteilentwicklung einfließen.
Entsprechend dieser Zielsetzung sind folgende Aktivitäten auf Stadtteilebene durchgeführt worden:
Aktivitäten |
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Ziele |
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Im Folgenden eine inhaltliche Darstellung obengenannter Aktivitäten im Einzelnen.
1. Beteiligung von Migrantinnen und Migranten
Aufbau von Migrantenarbeitsgruppen im Stadtteil
Initiierungsphase der Arbeitsgruppe mit Migrantenvertetern:
- Ausfindigmachen und Kennenlernen potentieller Multiplikatoren/-innen von Migrantenvereinen oder -Communities im Stadtteil
- Durchführung erster Treffen
- Gemeinsame Erörterung der spezifischen Situation und Bedürfnislage im Stadtteil
- Einladung von Fachkräften aus den Institutionen im Stadtteil zu den Arbeitstreffen
- Besuch einzelner Institutionen im Stadtteil
Entwicklungsphase der Arbeitsgruppe:
- Aneignung von Kenntnissen über das Programm "Soziale Stadt" und anderer (struktureller) Gegebenheiten im Stadtteil
- Erarbeitung von Vorschlägen und Durchführung von Informationsveranstaltungen, Fortbildungen etc.
- Beteiligung an Projekten anderer Bürgerarbeitsgruppen, Vereine und Institutionen im Stadtteil
- Ergreifung von Eigeninitiativen, Initiierung von Sprachkursen, Informationsveranstaltungen, kultureller Aktivitäten etc.
Stabilisierungsphase der Arbeitsgruppe:
- Konstituierung als Bürgerarbeitsgruppe
- Gemeinsame Sitzungen mit den Moderatoren/-innen der Stadtteilarbeit
- Anbindung an die Stadtteilwerkstatt bzw. entsprechende für die Bewohner/-innenaktivierung zuständigen Institutionen vor Ort
- Beratung und Begleitung während des Einbindungsprozesses
Während der Initiierungsphase finden die Treffen zunächst in Form eines Gesprächskreises mit einer informellen und flexiblen Gesprächs- und Arbeitsstruktur statt. Es werden Projekte erörtert, die aus Sicht der jeweiligen Communities wichtig sind, um zur Entwicklung von guten Nachbarschaften mit der einheimischen Bevölkerung beizutragen. Die geplanten Aktivitäten sollen sowohl die Mehrheits- als auch die Minderheitengruppen im Quartier einbeziehen, die gemeinsame Identifikation mit dem Stadtteil stärken und sich auf ein kooperatives Verhältnis untereinander orientieren.
Die Treffen der konstituierten Migrantenarbeitsgruppen werden in ca. 6 wöchigen Abständen durchgeführt. Je nach Erforderniss werden insbesondere in den Vorbereitungsphasen von Veranstaltungen (Informationsveranstaltungen, Stadtteilfesten und anderen stadtteilbezogenen Aktivitäten) zusätzliche Treffen einberufen.
Die regelmäßige Arbeit einer Multiplikatorengruppe der zugewanderten Migranten-Communities im Stadtteil ist eine Grundvoraussetzung für die stärkere inhaltliche Beteiligung der zugewanderten Bevölkerung im Stadtteil. Durch die Vernetzung dieser, mit den formellen und professionellen Arbeitsgremien im Stadtteil, werden die in diesem Kreis vordiskutierten Inhalte und Vorschläge in den Kreis der aktiven sozialen (Fach-)Kräfte vor Ort transportiert.
Vernetzung von Migrantenarbeitsgruppen im Stadtteil
Schematische Darstellung der Phasen des Vernetzungsprozesses der Migrantenarbeitsgruppe im Stadtteil mit den haupt- und ehrenamtlich aktiven sozialen Kräften im Quartier
Durch die gestaffelte Vorgehensweise im Rahmen der Vernetzung der Migranten-Arbeitsgruppen mit den einheimischen Stadtteil-Akteuren wird eine stabile, durch Eigendynamik getragene Vernetzung zielgerichtet herbeigeführt. Schrittweise wird dadurch die Öffnung der Migranten-Communities und des Stadtteilnetzwerkes vor Ort herbeigeführt.
Das Interkulturelle Büro übernimmt im Rahmen dieses Prozesses die Moderatorenrolle bei dem Aufbau der Migrantenarbeitsgruppe sowie bei der Vernetzung mit den Stadtteilakteuren bzw. Stadtteilgremien. Die für diesen Prozess notwendigen Projekte und Aktivitäten werden initiiert und gefördert.
2. Entwicklung interkultureller Nachbarschaften
Die Entwicklung interkultureller Nachbarschaften ist ein wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit eines friedlichen und kooperativen Zusammenlebens im Stadtteil.
Auf der Grundlage der Entwicklung eines Gesprächskreises von Migrantengruppen (s. Punkt 1) und der Stärkung der interkulturellen Kompetenz der engagierten Kräfte vor Ort (s. Punkt 5) geht es hier darum, Möglichkeiten für ein gegenseitiges Kennenlernen und für einen kulturellen Austausch zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen im Quartier zu schaffen.
Kulturelle Aktivitäten
Eine gute Gelegenheit für die Entwicklung interkultureller Nachbarschaften im Quartier ist bei den Stadtteilfesten bzw. Kulturveranstaltungen gegeben. Sie werden durch die Gruppen und Vereine sowohl der zugewanderten als auch der einheimischen Bevölkerung gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Die Vernetzung der Migranten - Communities und den einheimischen Gruppen und Vereinen wird dadurch eingeleitet. Durch die gemeinsame Organisation und Durchführung der jährlich stattfindenden Stadtteilfeste stabilisieren und verselbständigen sich die Kontakte. Die Darbietung kultureller Beiträge im Rahmen des Bühnenprogramms sowie das Angebot von kulinarischen Spezialitäten aus den jeweiligen Herkunftsländern machen die Präsenz der zugewanderten Bevölkerungsgruppen im Stadtteil positiv sichtbar. Stadtteilfeste und Kulturveranstaltungen bieten die Möglichkeit für ein gegenseitiges Kennenlernen und die Entwicklung von Nachbarschaften.
Gemeinsame Aktivitäten der Bürgerarbeitsgruppen
Um die Vernetzung zwischen den Bürgerarbeitsgruppen der einheimischen Bewohner/-innen und den Mitgliedern der Migrantenarbeitsgruppe zu erreichen, ist es wichtig, gemeinsame Aktivitäten durchzuführen. Die Multiplikatoren/-innen der Migrantenarbeitsgruppe nehmen an den im Rahmen der Bewohnerbeteiligung geplanten Aktionen aktiv teil. Die Aktivitäten verstärken die gemeinsame Identifikation mit dem Stadtteil und sind darauf ausgerichtet, das Klima unter den Bewohner/-innen und die Wohnqualität des Quartiers zu verbessern. So entstehen einzelne Kontakte zwischen zugewanderten und einheimischen engagierten Kräften im Stadtteil. Durch die Vorbereitung und die Durchführung der gemeinsamen Aktivitäten verfestigen sich und dienen somit dem Aufbau und der Entwicklung interkultureller Nachbarschaften. Das Interkulturelle Büro unterstützt die Beteiligung der Migrantenarbeitsgruppe und kooperiert hierbei mit den sozialpädagogischen Fachkräften der Stadtteilwerkstätten bzw. Stadtteilbüros, die für die Aktivierung der Bevölkerung vor Ort zuständig sind.
Einige gemeinsam durchgeführte beispielhafte Aktivitäten der Arbeitsgruppen:
- Bürgerversammlungen
- Stadtteilrundgänge
- Durchführung einer Haushaltsbefragung
- Beteiligungsworkshop zur Neugestaltung eines Spielplatzes
- Stadtteilreinigungsaktionen
- Mieterversammlungen
- Gemeinsame Arbeitsgruppensitzungen
- Informationsstände "Soziale Stadt"
- Teilnahme an Fortbildungsangeboten
3. Öffnung der Institutionen /Kooperation mit Eltern und Migranten-Communities
Integration von Migranten/-innen kann durch die wechselseitige Öffnung sowohl der Institutionen der Mehrheitsgesellschaft als auch der Migranten-Communities erreicht werden.
Dabei kommt den Kindergärten und Schulen ein besonders wichtiger Stellenwert zu. Zwar leisten die sozialen Fachkräfte der betreffenden Institutionen sehr engagierte pädagogische Arbeit; meist ist jedoch aus diversen Gründen der Kontakt zu den Migranteneltern nicht ausreichend.
"Mama lernt Deutsch" an Schulen
Erfahrungen aus Ländern mit ausgeprägter Tradition in der "community-education" zeigen, dass die Einbeziehung von Migranteneltern in den Schulprozess am erfolgreichsten ist, wenn es für die Eltern selbst Angebote an den Schulen gibt. Bei dem Projekt "Mama lernt Deutsch" werden Sprachkurse für Mütter an den jeweiligen Schulen, die ihre Kinder besuchen, durchgeführt. Die Zielsetzung des Projektes geht über die reine Aneignung von Sprachkenntnissen weit hinaus.
Müttern wird die Möglichkeit geboten:
- in einem vertrauten Umfeld Deutsch zu lernen
- mit Hilfe besserer Sprachkenntnisse Selbstsicherheit zu gewinnen
- die Schwellenängste gegenüber der Schule abzubauen
- den Kontakt zu den Lehrenden zu verbessern und somit ihre Kinder besser zu unterstützen
"Mama lernt Deutsch" wird an Schulen mit hohem Migrantenanteil angeboten.
Elterngesprächskreis an Schulen und Kindergärten
Die Durchführung von Elterngesprächskreisen an Schulen und Kindergärten dient der Herstellung engerer Kontakte und stärkerer Vertrauensverhältnisse zwischen Migranteneltern und den Fachkräften der Institutionen.
In den Gesprächskreisen mit Eltern werden diese über Themenbereiche, die im Zusammenhang mit erziehungs- und bildungsrelevanten Themen stehen, informiert. So entsteht ein Dialog zwischen den Migranteneltern und den Fachkräften in Schulen und Kindergärten über Unterschiede in Erziehungs- und Bildungsvorstellungen. Sie ermöglichen den Migranteneltern einen Erfahrungsaustausch hierüber in ihrer jeweiligen Herkunftssprache.
Dadurch wird die gemeinsame Verantwortung der Migranteneltern mit den Fachkräften für die Erziehung und Bildung der Kinder gefördert. Die Stärkung des Selbstvertrauens von Migranteneltern und ihre aktivere Teilnahme an Elternabenden u.a. Elternveranstaltungen sowie ihre stärkere Einbeziehung in den Alltag von Schule und Kindergarten kann so erreicht werden.
Themen der Elterngesprächskreise, die von einer entsprechend geschulten zweisprachigen Honorarkraft an Nachmittagsterminen moderiert werden, sind:
- Aufgaben und Funktion der Schule und des Kindergartens
- Entwicklungsstadien des Kindes
- Bedeutung der Erziehung
- Unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung, Formen der geschlechtsspezifischen Erziehung
- Fragen der Gewaltanwendung als Erziehungsmaßnahme
- Verhaltensauffälligkeiten des Kindes, Möglichkeiten der sonderpädagogischen Förderung
- Soziale Einrichtungen und Hilfsangebote außerhalb der entsprechenden Institution
- Übergang von Kindergarten zur Schule
- Sprachförderung in Deutsch
- Erläuterung des Schulsystems
- Thematisierung von Erziehungs- und Lernproblemen, Sucht- und Kriminalitätsgefährdung
- Vorbereitung von Elternabenden und anderen Elternveranstaltungen
4. Informationsvermittlung
Neben der Informationsvermittlung an Schulen und Kindergärten bedarf es weiterer Formen der Informationsvermittlung, um die Partizipation der im Stadtteil lebenden Migranten/-innen zu ermöglichen. Es ist notwendig eine Vielzahl von zweisprachigen Informationsangeboten einzurichten, um zu gewährleisten, dass die Angehörigen der Migranten-Communities über ausreichende Informationen verfügen, die für eine gesellschaftliche Teilhabe notwendig sind.
Informationsveranstaltungen mit Migrantenvereinen
Zweisprachige Informationsveranstaltungen erweitern die Kenntnisse der Multiplikatoren/-innen und anderer Community- Angehöriger. Die Themen der Informationsveranstaltungen werden in der Regel durch Mitglieder der Migrantenarbeitsgruppe an die Moderatorin des Interkulturellen Büros herangetragen und orientieren sich an dem Informationsbedarf der Communities. Das Interkulturelle Büro übernimmt gemeinsam mit den Multiplikatoren/-innen die Planung und Durchführung der Informationsabende. Entsprechend der Themengebiete werden geeignete Fachkräfte aus den Institutionen des Stadtteils als Kooperationspartner und Referenten geworben. Die Übersetzungen während der Veranstaltung und die Erstellung von muttersprachlichen Einladungen wird von den Multiplikatoren/-innen durchgeführt.
Für die Institutionen im Stadtteil besteht die Möglichkeit sich bei Anhäufungen von Problemlagen mit bestimmten zugewanderten Gruppierungen an das Interkulturelle Büro zu wenden, um gemeinsam eine Informationsveranstaltung zu den entsprechenden Themengebieten durchzuführen. Die Einladung der Community-Angehörigen sowie die Moderation der Informationsabende werden vom Interkulturellen Büro, in der Funktion einer vermittelnden Instanz zwischen Institutionen und den Communites im Quartier, durchgeführt.
Themen der Informationsveranstaltungen:
- "Erziehungsschwierigkeiten und Hilfsangebote"
in Kooperation mit:- Erziehungsberatungsstelle
- Städtischer Sozialdienst
Für Mitglieder des Ariana e.V.
- "Das Schulsystem in Deutschland"
in Kooperation mit:- Schulleitung
für russischsprachige Migranteneltern
- "Teilnahme an Klassenfahrten im Rahmen der Schulgesetzgebung"
in Kooperation mit:- Schulleitung
Für Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde
- "Sprachprobleme von Migrantenkindern in der Schule und Zuhause"
in Kooperation mit:- Schulleitung
- Kindertagesstättenleitung
- einer Expertin für Sprachförderung
Für russischsprachige bzw. türkischsprachige Migranteneltern
- "Konflikte mit Kindern und Jugendlichen"
in Kooperation mit:- Städtischer Sozialdienst
- Stadtteilpolizei
- Ausländerbeauftragter der Polizei
Für Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde
Informationsblätter für Migranten/-innen
Die Erstellung von mehrsprachigem Informationsmaterial ist eine weitere Maßnahme im Rahmen der Informationsvermittlung.
Zu erziehungs- und bildungsrelevanten Themen werden Broschüren erstellt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Nach Möglichkeit wird schriftliches Informationsmaterial der Institutionen im Stadtteil in mehreren Sprachen veröffentlicht. Insbesondere auch die Informationsblätter bezüglich des Programmes "Soziale Stadt" werden übersetzt. Die Mitglieder der Migrantenarbeitsgruppe organisieren die Übersetzungen.
Bei der Erstellung von mehrsprachigem Informationsmaterial ist zu berücksichtigen, dass der mündlichen Informationsvermittlung meist ein höherer effektiver Nutzen zukommt als der Informationsvermittlung durch schriftliches Material. Jedoch ist es wichtig durch die Übersetzungen der verschiedenen Materialien die Öffnung der Institutionen für die Partizipation der zugewanderten Bevölkerungsgruppen zu demonstrieren.
5. Qualifizierung in Zivilkompetenz im interkulturellen Bereich
Das Zusammenleben in Stadtteilen mit multhiethnischer Zusammensetzung wird von interkulturellen Konflikten begleitet. Diese Konflikte unterschiedlichster Art gehören zum Alltag. Aus diesem Grund ist es notwendig Qualifizierungsangebote bereitzustellen, die die notwendigen Kompetenzen für ein friedliches und kooperatives Zusammenleben im Stadtteil vermitteln.
Fortbildungen
Die Fortbildungsangebote sind für alle Angehörigen der einheimischen und zugewanderten Bevölkerungsgruppen sowie für die hauptamtlichen Fachkräfte vor Ort. Unter jeweiliger Berücksichtigung der Besonderheiten einzelner Gruppen (Frauen, Männer, Jugend, Senioren/-innen, pädagogische Fachkräfte etc.) werden differenzierte Einzelangebote initiiert. Dabei ist es wichtig, aus allen relevanten Gruppen vor Ort Multiplikatoren/-innen zu Themenbereichen, welche die Ressourcen für die Entwicklung von Zivilkompetenz und interkulturellen Nachbarschaften im Stadtteil stärken, fortzubilden.
Das Ziel ist, durch eine Weiterqualifizierung ein gewisses Repertoire an Methoden zu vermitteln, die kontextbezogen eingesetzt werden können, um Konflikte zu lösen oder auf ihren Verlauf deeskalierend einzuwirken.
Themen der Fortbildungen:
- Was tun bei Gewalt? - Nützliche Hinweise
- Konfliktmediation
- Gewaltdeeskalation
- Interkulturelle Konfliktbearbeitung im Stadtteil
- Interkulturelle Kommunikation im Quartier
- Sicherheitstraining - Sicherheit im Stadtteil
- Sicherheitstraining für Seniorinnen
- Sicherheitstraining für Frauen
Tagungen
Die Tagungen richten sich an die hauptamtlichen Fachkräfte und die Multiplikatoren/-innen der Migranten-Communities. Die Durchführung der Tagungen dienen in erster Linie dem Ziel, Ressourcen der Migranten/-innen im Quartier sichtbar zu machen und gemeinsam Methoden zu entwickeln, wie diese im Rahmen der sozialen Arbeit vor Ort effektiv eingesetzt werden können. Praxisbeispiele aus anderen Städten werden vorgestellt und in Workshops deren Umsetzung in Bezug auf den jeweiligen Stadtteil erarbeitet. Die Workshops fördern Kontakte zwischen den hauptamtlichen Kräften und den Multiplikatoren/-innen.
Die gemeinsame Erarbeitung von Perspektiven für den Stadtteil lässt Synergieeffekte entstehen, die sich auf die zukünftige praktische Arbeit vor Ort positiv auswirken.
Themen der Tagungen:
Entwicklung interkultureller Stadtteilarbeit am Beispiel Kranichstein
- Referate
- Soziale Situation in Kranichstein
- Interkulturelle Gemeinwesenarbeit
- Präsentation von externen Projekten
- Selbstinitiativen der Einwohner
- Migrantenvereine als Träger von Sozialarbeit
- Erarbeitung von Perspektiven für Kranichstein in Workshops
Gemeinwesenarbeit mit Aussiedlerinnen und Aussiedlern sowie anderen Migrantinnen und Migranten am Beispiel Eberstadt-Süd
- Referate
- Aussiedlerarbeit vor neuen Herausforderungen
- Netzwerkarbeit mit Aussiedlerinnen und Aussiedlern
- Präsentation von externen Projekten
- Multiplikatorenprojekt
- Gemeinwesenorientierte Integrationsmaßnahmen mit jungen Aussiedlerinnen und Aussiedlern
- Erarbeitung von Perspektiven für Eberstadt-Süd in Workshops
Rahmenkriterien für die Beteiligung von Migrantinnen und Migranten im Stadtteil
Das Gelingen der Partizipation der zugewanderten Bevölkerungsgruppen an der Stadtteilentwicklung hängt in erheblichem Masse von den strukturellen Gegebenheiten im Stadtteil ab. Im folgenden eine Auswahl an zu berücksichtigenden Rahmenkriterien:
- Vernetzungsgrad der Institutionen im Stadtteil
- Qualifikation und Kompetenz der Fachkräfte
- Organisationsgrad der einzelnen Migrantengruppen
- Engagement und Kompetenz einzelner Multiplikatoren/-innen aus den Migrantengruppen
- Kooperationsbereitschaft der einheimischen Vereine
- Öffnungsbereitschaft der einheimischen Bürgerarbeitsgruppen
- Engagement und Interesse einzelner Bürger/-innen
- Räumlichkeiten für bürgerschaftliche Nutzung
Auswertung der bisherigen Praxis
In Kranichstein-Süd ist es dem Interkulturellen Büro gelungen, einen Migrantengesprächskreis mit Vertretern/-innen aus sieben Migranten-Communities zu etablieren. Die Verteter/-innen stammen aus türkisch-alevitischen, afghanischen, irakisch-kurdischen Communities sowie aus Communities der Ahmadiyya-Gemeinde und der Russlanddeutschen. Weitere Verteter/-innen stammen aus Syrien und Palästina.
Die Einbindung der Migrantenarbeitsgruppe in das Stadtteilnetzwerk vor Ort konnte durch den hohen Vernetzungsgrad der Institutionen im Stadtteil untereinander und das große Engagement einzelner Fachkräfte sukzessive stabilisiert werden. Aufgrund der im Stadtteil ansässigen größeren bereits organisierten Migrantenvereine und der Kooperationsbereitschaft der einheimischen Vereine konnte die kontinuierliche Durchführung gemeinsamer kultureller Aktivitäten in relativ kurzer Zeit erfolgreich etabliert werden.
In Kranichstein-Süd stehen Räume zur bürgerschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Die Räume werden mittlerweile von 11 Frauengruppen verschiedener Herkunftsnationalitäten genutzt. Das Angebot reicht von Deutsch- und Alphabetisierungskursen, muttersprachlichen Kursen für Kinder, Mädchentreffs bis hin zu informellen Treffen zu speziellen Themenbereichen. Über die Raumnutzung entstehen Kontakte und Austausch zwischen den Gruppierungen und das hohe Maß an Aktivitäten der Migrantengruppen wird im Stadtteil sichtbar. Die in Kranichstein-Süd vorgefundenen Rahmenbedingungen haben sich sehr förderlich auf den Entwicklungsprozess der Partizipation von Migranten/-innen im Stadtteil ausgewirkt.
In Eberstadt-Süd ist ein Migrantengesprächskreis mit Vertreter/-innen aus drei Migranten-Communities entstanden. Die Vertreter/-innen stammen aus türkischen und türkisch-alevitischen Communities sowie aus der Community der Russlanddeutschen.
Neben der kürzeren Zeitdauer der Arbeit des Interkulturellen Büros in Eberstadt-Süd unterscheiden sich einige der Rahmenkriterien in diesem Stadtteil verglichen mit denen in Kranichstein-Süd erheblich. Die Vernetzung der Institutionen in Eberstadt-Süd untereinander ist nicht sehr ausgeprägt, so geht es hier in erster Linie darum den Kontakt zwischen Vertreter/-innen der Migrantenarbeitsgruppe und einzelnen Fachkräften und Institutionen im Stadtteil herzustellen. Die Migranten-Communities waren bei Aufnahme der Arbeit des Interkulturellen Büros nicht organisiert. Die Communities mussten zunächst hinsichtlich der Durchführung von Aktivitäten und der Gründung von Vereinen mobilisiert und unterstützt werden. Da in Eberstadt-Süd keine Räume zur bürgerschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen, ist es für die Gruppierungen dort besonders schwierig sich zu organisieren und eigene Aktivitäten zu entwickeln. Um die kontinuierliche Präsenz der Migranten-Communities in der Stadtteilentwicklung zu gewährleisten wird es in Zukunft besonders wichtig sein, geeignete Räume zur Verfügung zu stellen.
Insgesamt sind in beiden Stadtteilen wichtige Voraussetzungen erfüllt um die Migrantenbeteiligung am Stadtteilerneuerungsprozess zu gewährleisten. In Kranichstein-Süd ist bereits eine Vielzahl der im Stadtteil lebenden relevanten Migrantengruppen stabil in den Stadtteilentwicklungsprozess eingebunden. In beiden Stadtteilen, jedoch insbesondere in Eberstadt-Süd, wird es notwendig sein die Migrantenarbeitsgruppen sukzessive weiterzuentwickeln und auf alle relevanten Migrantengruppen im Stadtteil zu erweitern.