Umsonst-Laden Ottensen

Kontakt:

Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V., Hamburg, Stresemannstraße 150 (Nähe S-Bahnhof Holstenstraße, schräg gegenüber der "Neuen Flora"), Tel.: 040 - 39 90 64 88, eMail: neuearbeithamburg@web.de, Homepage: http://www.neue-arbeit-hamburg.de 


Wenn jemand in Hamburg vom Stadtteil Ottensen spricht, tauchen meist Wörter auf wie "bunt" oder "alternativ". Zwar ist das Viertel im Westen der Stadt nicht von Yuppiesierung und steigenden Mieten verschont geblieben, aber die Einwohnerschaft ist tatsächlich immer noch bunt gemischt, reicht vom Punk bis zum Porsche-Fahrer. In den Straßen ist die Atmosphäre geprägt von türkischen Gemüsehökern, von Second-Hand-Läden, orientalischen Imbissen, Szene-Kneipen und Bio-Läden also Geschäften, die man gern als alternativ bezeichnet. Ein Laden aber in dieser bunten Geschäftswelt von Ottensen ist ganz anders, die Alternative zu den alternativen Läden gewissermaßen: der Umsonst-Laden. Man muss schon wissen, wo der ist, denn keine große Leuchtreklame, kein Werbeschild weist auf den Eingang hin. In einer Seitenstraße unweit des bekannten Kultur- und Konzertzentrums "Fabrik" geht es vom Bürgersteig einige Stufen hinab ins Souterrain und dann steht der Besucher in einem Raum, der gar nicht nach Laden aussieht, sondern nach einem etwas unaufgeräumten, etwas vollgestellten Wohnzimmer. Keine Kasse, kein Tresen, keine Wühltische. Auf einer Seite stehen zwei kleine Glastische, vollgestellt mit Bechern, Thermoskannen, Kerzenhaltern. Um die Tische versammelt sind an diesem Freitag fünf, sechs Männer und Frauen, die sich bei Kaffee und Tee sehr angeregt unterhalten. Auf der anderen Seite des Raums nimmt eine junge Frau gerade Kleidung auf einem Rollständer in Augenschein, hier und da stehen im Zimmer noch Gegenstände wie zufällig herum, eine alte Stereoanlage, eine Vase und anderes.
Wer hier zu den Aktiven des Ladens gehört und wer Besucher ist, lässt sich auf den ersten Blick nicht ausmachen. Das ist durchaus beabsichtigt und Ausdruck der Idee, aus der das Projekt Umsonst-Laden erwachsen ist, wie Hilmar Kunath erläutert. Der Lehrer, der an diesem Freitagmittag Teilnehmer der lockeren Tee- und Kaffeerunde ist, gehört zu den Initiatoren des Projekts. Wobei, wie er gleich betont, der Laden nur ein Vorhaben in einer Reihe miteinander verbundener Projekte ist. Kunath holt weit aus und erklärt die Entstehung und den theoretischen Unterbau der Projekte sehr ausführlich. Denn die Gefahr eines Missverständnisses ist groß: Leicht kann man den Umsonst-Laden, der eigentlich "Stadtteilladen Neue Arbeit" heißt, für einen Gag halten, eine Ergänzung zu den verbreiteten Restposten-Läden oder eine reine Versorgungseinrichtung. Wer den Begriff Umsonst-Laden zum erstenmal hört, fragt sich vielleicht, was dahintersteckt: ein Trick etwa, um Leute in den Laden zu locken und ihnen dann doch etwas anzudrehen? Wird da geschickt für etwas geworben? Kann man da Dinge tauschen? In einer Gesellschaft, in der alles seinen Preis hat, rechnet niemand damit, dass etwas verschenkt wird. Aber im Umsonst-Laden kann man tatsächlich Brauchbares mitnehmen, ohne zu bezahlen was allerdings nur die praktische Seite einer umfassenden Idee ist. Es geht hier um mehr, um Konsumkritik, um Kritik an der vorherrschenden Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, an der Verwaltung von Erwerbslosigkeit, an der Fixierung auf den ersten Arbeitsmarkt, auf dem viele Menschen auf Dauer nicht mehr unterkommen.
Das praktische Prinzip des Ladens ist schnell erklärt, eigentlich reicht ein Satz: Wer eine Sache nicht mehr braucht, kann sie hier abgeben, wer dringend etwas braucht, kann es hier kostenlos mitnehmen. Mit dem Satz "Eigentlich ist das zu schade zum Wegwerfen . . ." wird dieses Prinzip auf einem Handzettel illustriert, mit dem das Projekt von Anfang an wirbt. "Wir knüpfen an der Gebrauchsseite der Dinge an", sagt Hilmar Kunath, "viele haben Dinge auf dem Boden oder im Keller liegen, die noch nützlich sind, aber von denen sich die Menschen nicht trennen wollen. Oder die Sachen landen auf dem Flohmarkt oder beim Sperrmüll." Im Umsonst-Laden finden die Gebrauchsgegenstände schnell einen neuen Nutzer, häufig Menschen, die wenig Geld haben: Sozialhilfeempfänger, Rentner, Bewohner der so genannten Flüchtlingsschiffe, die an der Elbe vertäut sind. Es kommen auch viele Menschen, die "normal" erwerbstätig sind, jedoch nicht mehr einsehen, ständig alles neu zu kaufen.
Wie überzeugend das Prinzip ist, zeigt ein Blick in die drei Räume des nur 50 Quadratmeter großen Ladens, einer ehemaligen Wohnung: Sie sind vollgestopft mit Kleidung, Bücher, Bügeleisen, Geschirr und vielem mehr. 
Begonnen hat alles vor etwa fünf Jahren im Ottensener Stadtteilzentrum "Die Motte", mit dem Arbeitskreis Lokale Ökonomie, in dem sich Hilmar Kunath und eine Handvoll Bekannter über die Bedeutung der Arbeit und Alternativen zu den herkömmlichen Strukturen den Kopf zerbrachen. "Wir haben uns mit der Frage beschäftigt: Was soll werden, wenn die Krise der Erwerbsarbeit anhält?", sagt der Lehrer, "und die hält ja an. Viele negative Erscheinungen sind in den letzten fünf Jahren sogar noch signifikanter geworden, etwa die Ausweitung des Niedriglohnbereichs." In Hamburg seien die sozialen Folgen greifbar: An der Elbchaussee, nur einige Kilometer Luftlinie von Ottensen entfernt, gibt es die meisten Millionäre Deutschlands, gleichzeitig jedoch viel Armut. 
Der Arbeitskreis diskutierte über die Alternativbewegung der 70er und 80er und warum die damals gegründeten Bio- oder Fahrradläden sich mit der Zeit den herrschenden Markt- und Arbeitsmechanismen anpassten. "Man hat die Marktzwänge gewaltig unterschätzt", konstatiert Kunath.

Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V.

"Herausfinden, was wir wirklich, wirklich wollen !"

Seit 7 Jahren gibt es den Arbeitskreis. Es ist inzwischen kein bloßer Gesprächskreis mehr, sondern wir haben einen Stadtteiltreff eröffnet mit verschiedenen Projekten der Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe. Am bekanntesten ist inzwischen der Umsonstladen.
Wir fragen uns:

  • Was können Menschen machen, die volle Erwerbsarbeit haben und damit unzufrieden sind?
  • Wie können sie diese Erwerbsarbeit kürzen und trotzdem ihren Lebensunterhalt sichern?
  • Wie sollen Menschen für sich eine gesicherte Lebensperspektive entwickeln, die dauerhaft auf ungesicherte Jobs angewiesen sind?
  • Was sollen Menschen machen, die nicht mehr dauerhaft in die Erwerbsarbeit hineinkommen?
  • Wie sollen sie für ihre materiellen Grundlagen sorgen?
  • Wie sollen sie leben, wenn sie sich nicht allein auf die staatlichen Almosen der Arbeitslosen- oder Sozialhilfe verlassen wollen?
  • Gibt es Möglichkeiten, jenseits der allseits geforderten Konkurrenz auf dem Erwerbsarbeitsmarkt unser Zusammenleben nach unseren Fähigkeiten und Bedürfnissen zu gestalten?

Um den Antworten auf diese Fragen praktisch näher zu kommen, entwickeln wir unsere Projektgemeinschaft, die so viel Erwerbsarbeit wie nötig verbindet mit so viel gegenseitige Hilfe und selbstbestimmter Gemeinschaftsarbeit wie möglich .
Wir arbeiten auf drei Ebenen:

  • ERFAHRUNG: Wir besuchen andere Gruppen oder laden sie zu uns ein, berichten darüber und versuchen, möglichst viel von ihren Erfahrungen zu lernen. Wir sprechen über unsere Erfahrung bei der Bildung unserer Projektgemeinschaft in Hamburg und versuchen einen überregionalen Zusammenhang zwischen Umsonstläden und den Gruppen mit selbstbestimmter Gemeinschaftsarbeit zu fördern.
  • THEORIE UND KONZEPT: Zur Überwindung der Dauerkrise der marktbezogenen Erwerbsarbeit und zu einer 'Wirtschaft von unten', die zunehmend von den Beteiligten selbst bestimmt wird, diskutieren wir verschiedene Ansätze und Vorschläge, versuchen ein eigenes, offenes Konzept zu entwickeln (Siehe: „So viel Erwerbsarbeit wie nötig, so viel Gemeinschaftsarbeit, und freie Zeit wie möglich.“) und forschen zum Bereich Warenprägungen und Geld. Außerdem führen wir im Stadtteiltreff Veranstaltungen zur theoretischen und praktischen Kritik der Erwerbsarbeit durch.
  • PRAXIS: Schließlich sind wir dabei, eine eigene Projektgemeinschaft in Hamburg zu entwickeln. Wir streben einen pluralistischen, basisbestimmten Projektverbund an: Wir helfen uns gegenseitig, mit der Erwerbsarbeit klar zu kommen. Teils arbeiten wir zur Deckung der Unkosten für den herkömmlichen Warenmarkt. Hauptsächlich werden jedoch neue Arbeitsarten (Eigenarbeit, Arbeit zur Selbstversorgung in kleinen Gruppen, direkte gegenseitige Hilfe, selbstbestimmte Gemeinschaftsarbeit) entwickelt. Dazu haben wir den Stadtteiltreff "Strese 150 - Lokale Ökonomie" aufgebaut mit dem UMSONST - Laden, dem internationalen Frauencafé, dem Kleinmöbellager, der Kunstausstellung, Contraste-Redaktion Hamburg, der Beratung „Neue Arbeit“, Kritik der Warenwelt (Theoriegruppe), dem Computerbereich und weiteren Mitmach-Projekten.

Im Arbeitskreis kam man schließlich zu dem Ergebnis, dass die vorherrschende Fixierung auf Erwerbsarbeit keine Lösung sein kann, dass man ein Experimentierfeld für Arbeitsformen eröffnen muss, ein Feld, in dem Marktzwänge abgemildert sind oder ganz aufgehoben sind. Die Teilnehmer des Arbeitskreises befassten sich mit unterschiedlichen Konzepten, sahen sich alternative Projekte an anderen Orten an. Auf dem Rückweg von dem Besuch einer Landkooperative in Mecklenburg-Vorpommern Pfingsten 1997 kam dann die Idee für den Umsonst-Laden. Da waren vom Arbeitskreis noch vier übrig geblieben: Anna, die Friedensforscherin, Erich, der Programmierer, Bodo, erwerbsloser Kunsthistoriker und Hilmar. Im September 1997 fand die Gruppe die Räume in Ottensen, am 1. Februar 98 war Eröffnung. 
Der Start bewies überzeugend, dass die Idee verstanden wurde: Innerhalb von zwei Wochen konnte das erste Regal die Dinge nicht mehr tragen, nach etwa drei Monaten war der kleine Laden randvoll. Ab Ende Mai 99 mussten die Initiatoren bei Frauenkleidung und Büchern auf die Bremse treten, also die Leute bitten, nicht mehr so viel davon zu bringen. Heute kommen an den drei Tagen, an denen der Laden geöffnet ist, jeweils etwa 150 Menschen.
Angenommen werden nur Sachen, die man bequem hin und her tragen kann.
Größere Gegenstände wie Schränke oder Tische werden auf Karteikarten geschrieben, die dann ausgehängt werden. "Holen und Bringen halten sich auf wunderbare Weise die Waage", erzählt Hilmar Kunath. Für die "Holer" gilt die Drei-Teile-Regel: Pro Besuch darf jeder nur drei Sachen mitnehmen. Kunath: "Angesichts des verbreiteten Schnäppchenbewusstseins wollten wir verhindern, dass jemand mit dem Tieflader vorfährt." Es erwies sich aber recht schnell, dass die Leute ehrlicher sind als erwartet. Nur wenige "schwarze Schafe" versuchen, im Umsonst-Laden abzuräumen, fast alle halten sich an die Spielregeln.
Mit dem Stadtteilladen versucht der Arbeitskreis Lokale Ökonomie das umzusetzen, was er in vielen Monaten theoretisch erarbeitet hat, wenigstens
ein Stück weit. Es soll ein Freiraum geschaffen werden für "demokratische, gemeinschafts- und nachbarschaftsorientierte Tätigkeitsarten" wie
Nachbarschafts- oder Selbsthilfe, ein Freiraum auch für Muße und Kreativität. Hilmar Kunath hält ein solches Vorhaben für dringend erforderlich, in einer erkalteten Gesellschaft, "in der die Menschen kaufen und sich verkaufen müssen", in der viele nur noch im Supermarkt Kontakt mit anderen haben, sich über Warenbeziehungen definieren, in der sie Mobbing am Arbeitsplatz erleben und Vertrauen fast nur noch in kleinen Cliquen wachsen kann. "Rette sich, wer kann, heißt die Devise", sagt der Lehrer, "bei vielen, die hier reinkommen, spürt man das Unbehagen an einem solchen Leben."
Vor diesem Hintergrund ist der Umsonst-Laden nicht nur als praktische Konsumkritik gedacht, sondern auch als Ort offener Begegnung, an dem Menschen frei von Erwerbszwängen überlegen können, was sie gern tun möchten.

Bildet weitere Umsonstläden!

Seit nun bald drei Jahren betreiben wir, der Arbeitskreis Lokale Ökonomie, in Hamburg den ersten Umsonstladen. Die Idee ist einfach: Wer in Hamburg funktionsfähige Dinge über hat, kann sie bei uns vorbeibringen, statt sie weiter nutzlos bei sich zu lagern oder sie wegzuwerfen. Wer etwas benötigt, kann diese Dinge bei uns umsonst abholen. Jede (r) kann pro Besuch bis zu drei Teile mitnehmen und gerne wiederkommen. Geben und Nehmen sind nicht mechanisch aneinander gekoppelt. Wer braucht, nimmt und wer hat, gibt. Doch wer ein halbes Jahr nur nimmt, kann schon mal gefragt werden, ob er oder sie nicht auch in irgendeiner Form etwas beitragen will. Wir bitten die BesucherInnen um eine freiwillige Spende von 1 DM für unsere Ladenmiete, die wir von Anfang an aus eigener Kraft aufbringen.
Große Gegenstände (z.B. Möbel) können wir bei uns nicht lagern. Deshalb schreiben wir sie auf Karteikarten, die im Stadtteilladen ausgehängt werden. So können Vorbesitzerin und Interessenten sich in Verbindung setzen. Bisher haben über 12 000 Leute dieses konsum- und warenkritische Selbsthilfeprojekt für sich nutzen können.
Das Stichwort "zu schade zum Wegwerfen" verstehen die meisten Menschen und freuen sich, dass sie ihre nicht mehr benötigten nützlichen Dinge andern schenken können. Uns ist bei unserer praktischen Umverteilungsaktion wichtig, dass Leute aus allen sozialen Schichten zu uns kommen, auch etliche 'normale' Berufstätige, die nicht nur Dinge bringen, sondern auch holen, weil sie nicht mehr einsehen, alles neu zu kaufen. Ständiger Neukauf erhöht die Erwerbszwänge. Niemand wird bei uns gefragt, ob sie oder er "bedürftig" ist. 
Wir haben das Projekt Umsonstladen mit 4 Leuten in unserem 50 m2-Stadtteilladen gestartet. Jetzt arbeiten über 10 regelmäßig mit und eine Reihe weiterer Menschen hilft ab und zu. Die meisten davon sind als NutzerInnen auf uns gestoßen. In den nächsten Monaten werden wir wahrscheinlich in etwas größere Räume umziehen. Darüber hinaus bräuchten wir noch Werkstattraum für unsere Idee "Reparieren statt wegwerfen".
Zwei Berliner haben die Internet-Homepage alles-und-umsonst.de entwickelt. Das ist quasi ein Umsonstladen im Netz. Hier fehlt natürlich der menschliche Kontakt und verwertungs-süchtiger Mißbrauch ist dort auch nicht so leicht abzustellen. Trotzdem ist es toll, dass es so etwas gibt. Schließlich sind noch nicht überall Umsonstläden in der Nähe.
Seit über einem Jahr betreibt inzwischen auch die Projektgemeinschaft Bremer Commune erfolgreich den Bremer Umsonstladen. Er ist auch über www.umsonstladen.de im Netz erreichbar.
Am 2. November eröffnete in Hamburg-Bergedorf der zweite Umsonstladen Hamburgs mit StudentInnen der Fachhochschule 'Rauhes Haus'. In Dresden funktioniert das Abfallgut e.V. herrlich. Auch in Hannover gibt es inzwischen einen Umsonstladen und in Detmold wird demnächst der erste Umsonstladen unter dem Dach der evangelischen Kirche eröffnen. Wo entsteht der nächste ??
Wir empfangen in Hamburg weiterhin gern Gäste aus anderen Städten, damit sie sich den Betrieb des Umsonstladens ansehen, um anschließend bei sich zu Hause ein ähnliches Projekt zu entwickeln. Also: herzlich willkommen !

(aus: CONTRASTE, Dez. 2001)

So entstanden schon vor Ladeneröffnung die Gruppen "PC und Internet-Service und "Bewegung und Entspannung", mittlerweile gibt es unter anderem eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt, eine Computer-Schule, eine Theoriegruppe "Kritik der Warenwelt" und eine Sozialberatung. Wer eine Projektidee hat, wird bei der Verwirklichung unterstützt, aber nicht so, dass ihm oder ihr die Verantwortung abgenommen wird. "Wir sind ein Aktivierungsverein", umschreibt Kunath dieses Credo, "wir möchten etwas mit den Menschen tun und nicht für sie." Bei den etwa 30 Aktiven des Stadtteilladens, von denen Dreiviertel erwerbslos sind, ist diese Aktivierung weitgehend gelungen. Für viele von ihnen hat das Engagement hier zur Stabilisierung beigetragen, hat das Selbstbewusstsein gestärkt. Sie tun etwas Sinnvolles für sich und andere, haben neue Leute kennen gelernt und eine andere Form des Umgangs.
Für Evelyn zum Beispiel gilt das (im Stadtteilladen nennen sich alle beim Vornamen). Die Erzieherin ist seit vier Jahren arbeitslos. "Zuerst konnte ich mich noch halten", sagt sie, "aber irgendwann stürzt man ab." Wer immer allein sei, versinke leicht in Depressionen, darum sei das Engagement im Stadtteilladen für sie "eine große Bereicherung". Vor zwei Jahren im April war Evelyn durch eine Notiz im Straßenmagazin "Hinz & Kunzt" auf den Laden aufmerksam geworden. Zuerst nahm sie nur Geschirr mit für eine Feier, doch sie kam wieder und schloss sich bald dem Aktiven-Team an. Begeistert erzählt sie von ihren Erlebnissen mit Besuchern, zum Beispiel von den älteren Damen aus den vornehmen Stadtteilen Blankenese und Nienstedten: "Die stehen auf dem Standpunkt: Allmählich muss ich mich mal von Sachen trennen. Wenn ich freitags um halb elf komme, stehen die schon hier vor der Tür." Neben den Kontakten zu Aktiven und Besuchern ist für Evelyn durchaus auch die materielle Seite von Bedeutung. Sie hat schon viele nützliche Dinge im Umsonst-Laden gefunden, zum Beispiel einen alten Fernseher. Bei 1300 Mark Arbeitslosenhilfe ist das schon eine Erleichterung.
Susanne (76) ist seit Anfang Januar dabei. Die Rentnerin las in ihrem Stadtteilblatt vom Umsonst-Laden, brachte Kleidung und Bücher vorbei und war so angetan, dass sie wiederkam. Jetzt macht sie jeden Freitag von halb elf bis drei mit, sortiert die eingehenden Gegenstände und packt sie in die Regale. Was es ihr bringt? "Spaß", sagt sie spontan. Tischler Karl-Heinz, auch schon in Rente, ist seit zwei Jahren dabei. Er ist verantwortlich für das Projekt Kleinmöbelbau, für das gerade ein Werkstattraum gesucht wird. In der Werkstatt sollen Regale, Tische, Stühle und und ähnliches aufgearbeitet werden, Anwohner sollen zudem gegen eine geringe Gebühr Maschinen und Werkzeuge mitnutzen dürfen. Karl-Heinz benennt seine Motivation für das Mittun im Stadtteilladen so: "Ich hab keine Lust, immer vorm Fernseher zu hocken, da kriegt man ja ne Klatsche."
Die Initiatoren des Stadtteilladens sehen die Projekte als Beweis dafür, dass es möglich ist, auch mit sehr wenig behördlicher Unterstützung einen vielfältigen Lebensraum zu entwickeln. "Das wäre überall möglich, wenn die Kommunalbehörden in stärkerem Maße Räume und gebrauchte Ausstattung für Erwerbslose und Bürgergemeinschaften zur Verfügung stellen würden", heißt es in einer Erklärung des Arbeitskreises Lokale Ökonomie. Eine Selbsthilfe auf Gegenseitigkeit dürfe aber auf keinen Fall zu weiteren staatlichen Sparmaßnahmen benutzt werden. Der Arbeitskreis hält auch Kontakt zu ähnlichen Initiativen in anderen Stadtteilen oder in anderen Städten.
Hilmar und seine Mitstreiter hoffen darauf, dass die Idee des Umsonst-Ladens sich fortpflanzt und so auch in anderen Vierteln Freiräume geschaffen
werden. Räume, in denen Kaufen und sich Verkaufen keine Rolle spielt und Menschen versuchen können, den Druck des Erwerben-Müssens eine Zeitlang abzulegen. Wenn man dem Treiben im Stadtteilladen eine Weile zuschaut und den Aktiven zuhört, kommt man als Beobachter jedenfalls zu dem vorläufigen Schluss: Egal wie klein die Anfänge sind, wie bescheiden sie sich ausnehmen mögen angesichts des Furors eines entfesselten Marktes was in Hamburgs ersten Umsonst-Laden geschieht, ist mit Sicherheit nicht umsonst.

 

„So viel Erwerbsarbeit wie nötig, so viel Gemeinschaftsarbeit und freie Zeit wie möglich“

Konzeptpapier aus dem Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V. , Hamburg

Viele Millionen Menschen in den hochindustrialisierten, privatwirtschaftlichen Ländern haben keine Erwerbsarbeit. Noch mehr Menschen haben ungesicherte Jobs, die kaum das zum Leben Notwendige einbringen. Diejenigen, welche dauerhaft Erwerbsarbeitsplätze haben, sind oftmals sehr angespannt und zeitknapp, also nicht so glücklich damit. Die Erwerbsarbeit ist häufig mit einem ungesunden täglichen Wettlauf verbunden. Wer sich nicht anpasst oder zu viel krank ist, gehört leicht auch zu den Erwerbslosen.
Auch verfestigt sich global - trotz ständig wachsender Produktivität - eine menschenunwürdige Armut für die Mehrheit der Menschen. So erhebt sich für uns die Frage: Wie aus dieser grundlegend unbefriedigenden Lage herauskommen ? 
Es gibt kein Land außerhalb des Weltmarktes, in das einfach 'ausgewandert' werden könnte. Da ist jedoch die Möglichkeit, sich jeweils 'zu Hause' kritisch davon abzustoßen im Sinne einer merklich menschlicheren Gemeinschaft innerhalb dieser Gesellschaft, aber jenseits der Zwänge des Marktes.
Um einen merklich anderen Anfang zu finden, haben wir eine praktische Kritik der Erwerbsarbeit begonnen, die ausgeht von einer zunächst vorhandenen fast vollständigen Abhängigkeit vom Warenmarkt und vom Erwerbszwang über Geld. 
Als auch selbst Betroffene waren und sind unsere Ausgangsfragen: "Was sollen Menschen tun, die trotz eigenem Bemühen dauerhaft erwerbslos bleiben?" und, damit eng verbunden: "Was sollen Menschen tun, die sehr viel Erwerbsarbeit haben, darin fast vollständig aufgehen und damit unzufrieden werden?" Die Erwerbsarbeit in leicht reformierter Form oder eine Reform der Welthandelsbeziehungen gab uns keine befriedigende praktische Antwort auf diese Fragen. Also haben wir begonnen, verschiedene Projekte der gegenseitigen Hilfe zu entwickeln, die die Zwänge der Erwerbsarbeit praktisch mildern und Erfahrungen selbstbestimmteren Wirtschaftens ermöglichen sollen. Der Umsonstladen ist inzwischen das bekannteste davon. 
Neben der herkömmlichen Erwerbsarbeit entwickeln wir einen Strang von gegenseitigen Hilfe und Gemeinschaftsarbeit. Anfangs können wir nur einen kleineren Teil der Erwerbsarbeit dadurch ersetzen. Doch wir helfen uns auch, die noch nötige Erwerbsarbeit besser zu ertragen und zu gestalten. In dem neuen Bereich der gegenseitigen Hilfe und Gemeinschaftsarbeit soll es erkennbar menschlicher zugehen.
Wir entwickeln ein bewusstes, kritisches Wechselspiel von marktbezogener Arbeit und Gemeinschaftsarbeit: Einerseits versuchen wir, uns schrittweise vom Vollerwerbsjob etwas 'freizuschaufeln' (weniger Überstunden, Kürzung der marktbezogenen Arbeitszeit, wo möglich ...). Wer zunächst keine Erwerbsarbeit hat, versucht (teils mit Unterstützung der Gruppe) wieder welche zu bekommen, aber - wer mag - nicht mehr einen Vollzeitjob ... Andererseits nutzen wir die gewonnene freie Zeit, zu Muße (Selbstbesinnung), selbstbestimmter Weiterbildung, zu gegenseitiger Hilfe und Entwicklung von Gemeinschaftsarbeit, die teilweise auch zu unserem Erwerb beitragen kann.
Wer bei uns mitmachen will, kann einfach in einem der Teilprojekte anfangen oder ein eigenes Projekt daneben stellen. Das bedeutet nicht, dass jemand dann gleich gestaltender Teil der Projektgemeinschaft sein muss: Grundlage aller Tätigkeiten ist die Freiwilligkeit. Der Ausgangspunkt für eine wachsende Gemeinschaft sind die Tätigkeitswünsche und -ideen der Menschen, die zu uns kommen.
Die meisten Projekte sind also offene Mitmach-Projekte, wie z.B. der Umsonstladen, das internationale Frauencafé, das Kleinmöbellager und der Computerbereich. Nur ein Teil der Aktiven begreift sich als Teil einer Projektgemeinschaft und möchte darauf Einfluss nehmen, wie das Ganze weitergehen soll. Ein anderer Teil der Aktiven möchte seine Mitarbeit (zunächst) auf einen Teilbereich beschränken. Beides ist uns wichtig.
Projekte, die mit ihren Produkten in geringem Umfang auf den Markt gehen, wie zum Beispiel das Kleinmöbellager, sollen damit die Unkosten (für Transporter und Räume) wieder hinein bekommen. Hierfür werden nach außen Kleinmöbel deutlich unter Marktpreisen angeboten. Sinn des Kleinmöbel-Projektes ist es, für die in einem der Teilprojekte Aktiven ohne Geld Kleinmöbel zu beschaffen. Alle Projekte, die sich als Teil der Projektgemeinschaft ' Neue Arbeit' begreifen, arbeiten ohne Geld direkt für die anderen Aktiven: Sie stellen nützliche Dinge und Tätigkeiten zur Verfügung. 

Der Umsonstladen als Teil der Projektgemeinschaft 
Die Idee des Umsonstladens geht aus von dem ungeheuren Warenreichtum in dieser Gesellschaft. 
Es gibt inzwischen einen Berg nützlicher Dinge, die irgendwo herumliegen: Sie sind „zu schade zum Wegwerfen!“ Sie sind noch nützlich, bloß nicht mehr für ihre Besitzer. Im Umsonstladen werden diese Dinge nicht wieder als Ware verwertet, sondern in gegenseitiger Hilfe direkt für den Nutzen anderer Menschen zur Verfügung gestellt. Viele Menschen sind froh, solche noch brauchbaren Gegenstände anderen geben zu können, anstatt sie in den Müll werfen zu müssen. Anderen Menschen fehlen vielleicht gerade diese Dinge, die sie sich kaum leisten können. Darüber hinaus sehen viele Umsonstladen-BesucherInnen, die Erwerbsarbeit haben, nicht mehr ein, ständig alles neu zu kaufen. Über 20 000 Menschen haben das bisher (durch Bringen, Holen, Kontakt aufnehmen) allein bei uns für sich nutzen können. Inzwischen gibt es elf Umsonstläden und ein paar ähnliche Ansätze. Der Umsonstladen kann das Bewußtsein fördern, dass die Dinge Lebensmittel und nicht Lebenszweck sind, und dass die Menschen ihr Wirtschaften direkter selbst in die Hand nehmen können. 

Was ist Neue Arbeit für uns ?
Neue Arbeit ist nicht die alte, marktbezogene Erwerbsarbeit, auch nicht der Warenhandel, ob klein oder groß. Sie bedeutet für uns ein Aufbruch zu selbstbestimmteren Arbeitsarten in Form von gegenseitiger Hilfe, Eigenarbeit und Gemeinschaftsarbeit. Das Neue der Neuen Arbeit besteht für uns darin, dass sie ohne Waren und Geld direkt füreinander geleistet und in ihrem Umfang und ihrer Verteilung von der Gemeinschaft selbst beschlossen wird. Damit schließt die Neue Arbeit auch alle Tätigkeiten, die bisher im wertproduktiven Sinne nichts oder wenig wert waren ein, wie Hausarbeit, Putzen, Kinder betreuen und begleiten. Alles ist ein gleich wichtiger, nützlicher Teil der Gemeinschaftsarbeit.
Wir nehmen bewusst als Grundlage, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber nicht mehr ist: Wir helfen uns gegenseitig. Gegenseitige Hilfe können wir unter uns intensivieren. Sie ist noch keine Gemeinschaftsarbeit, aber sie kann sich daraus entwickeln. Wir fragen uns: Wer möchte freiwillig etwas für die anderen Aktiven in der Projektgemeinschaft tun? Ziel ist es, über punktuelles, solidarisches Verhalten hinaus durch die Zusammenarbeit von einzelnen Projekten eine gemeinschaftliche, verabredete Arbeitsteilung zu entwickeln, die die Zwänge der Erwerbsarbeit abmildert und unsere Abhängigkeit davon allmählich senkt. Dabei sind wir erst ganz in den Anfängen. 
In einer „Liste der Wünsche" haben wir zum Beispiel angefangen, unsere Bedürfnisse nach Gegenständen, die jede (r) von uns braucht, aufzuschreiben. Alle ca. 25 Aktiven aus den Projekten versuchen dann, diese Wünsche zu erfüllen. 
Die Gemeinschaftsarbeit soll merklich ruhiger, angenehmer, verantwortlich und mit gegenseitiger direkter Anerkennung laufen. Wir entwickeln die Gemeinschaftsarbeit auch, um das Neue der nicht so waren- und geldgeprägten Tätigkeiten zu erleben, also ihren Unterschied zu bisheriger Erwerbsarbeit. Sie ist verbunden mit einer Entwicklung von Gemeinschaftsbesitz (Gemeinsame Räume, Computer, größere Anschaffungs-gegenstände, wie den Transporter). Die laufenden Ausgaben der Projektgemeinschaft werden aus einer gemeinsamen Kasse beglichen, in die die Aktiven monatlich '3 Euro plus x' zahlen. Gemeinschaftsarbeit ist direkte Arbeit eines Einzelnen oder einer Gruppe für die anderen Aktiven. Nur als 'binnenbezogene' kann sie anfangs überhaupt Gemeinschaftsarbeit sein, weil rundherum ja fast alles (noch) nach dem Verwertungs-prinzip funktioniert. Um diese Beschränktheit zu überwinden, ist für uns auch eine praktische Zusammenarbeit im Stadtteil und weit darüber hinaus sehr wichtig.
Die alle betreffenden Probleme der verschiedenen Teilgruppen, die Schwerpunkte und Verteilung der Gemeinschaftsarbeit werden auf den 14-tägigen Arbeitskreis-Treffen besprochen. Ab Sonnabend, den 8. Februar 2003 , 16 Uhr werden die wichtigsten Beschlüsse der Gemeinschaft einmal im Monat in einem Arbeitscafé von allen Aktiven zusammen gefasst. 
Ziel der Gruppe ist eine langfristige, freiwillige Aktivierung für eine Gemeinschaft, die gleichzeitig die kreativen Kräfte der Einzelnen freisetzt und schützt. 

Weitere Grundsätze und Ziele 
Aus unserer bisherigen Tätigkeit haben wir ein paar einfache Grundsätze entwickelt:

  • Hier können die einzelnen Menschen sich Zeit lassen, herauszufinden, was sie wirklich tun wollen. Hier werden Menschen nicht danach bewertet, was sie beitragen. Jede(r) hat die Chance gehört zu werden.
  • Wir fördern und helfen uns gegenseitig.
  • Für die selbst gewählten Aufgaben entwickeln wir eine freiwillige Verantwortung. Die einzelnen Menschen sollen zunächst für sich etwas tun. Dann kommt auch der Antrieb, von den eigenen starken Seiten her etwas in eine Gemeinschaft einzubringen.
  • Die einzelnen Gruppen und Projekte entscheiden selbst über ihre Angelegenheiten (Projektautonomie). Dafür versuchen die Teilgruppen füreinander Nützliches zu tun. Das kann allerdings nicht funktionieren ohne einen minimalen Kontakt und eine minimale Absprache untereinander.
  • Wir bleiben weltanschaulich vielfältig, basisdemokratisch, ungebunden und offen. Wir verabreden nur "Minimalspielregeln", die nicht zu komplex werden dürfen und versuchen nicht, uns gegenseitig auf bestimmte Weltbilder zu "vereinheitlichen" (Pluralismusgebot) .

Zur Rolle der Erwerbsarbeit
Aus einigen Gründen bleibt auch die bisherige Erwerbsarbeit noch wichtig zum Gelderwerb - wenn auch, je nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Einzelnen, zeitlich zurückgedrängt:

  • zur Einkommenssicherung derer, die in der Projektgemeinschaft mitmachen,
  • für die einzelne Rente; vielleicht auch darüber hinaus für einen gemeinsamen Rentenanteil,
  • den freiwilligen Beitrag ( '3 Euro plus x') zum Ausgleich für Unkosten (Laden- und Werkstattmiete, Verbrauchsmaterial) und für gemeinsame Anschaffungen (Computer, Auto, Maschinen...).

Wenn wir schon die Erwerbsarbeit und die marktbezogene Seite der Projektarbeit nur langsam und schrittweise zurückdrängen können, so kann sie uns doch auch dazu dienen, um uns davon allmählich gründlich abzustoßen: Wir sind fast alle mehr oder weniger verfangen und verstrickt in das Werthandeln und Wertdenken. Zum Beispiel fragten interessierte Leute häufig als erstes nicht nach unserer Praxis und unseren Konzepten, sondern: "Wie finanziert ihr euch?". Oder eine erste Erklärung des Umsonstladens wird von einigen Leuten erst einmal mißverstanden: "Aha, ein Tauschladen!" Auch unsere eigenen intensiven Debatten um 'die Ladenmiete' zeigen, wie äußere Zwänge mit dazu beitragen, unsere Gedanken ständig neu um den Wert und die Verwertung kreisen zu lassen. Um uns überhaupt etwas davon lösen zu können, brauchen wir neue Erfahrungen jenseits der Verwertungszwänge. 

Schlussbemerkung
In unserer Gruppe ist zur Zeit etwa die Hälfte der Aktiven erwerbslos. Vor einem Jahr war der Anteil noch höher. Trotzdem begreifen wir uns bewußt nicht als Erwerbslosengruppe, sondern helfen uns gegenseitig dabei, wieder Erwerbsarbeit zu bekommen. Das gilt natürlich nicht direkt für die Gruppen der Rentner und Pensionäre und der StudentInnen, die auch bei uns herzlich willkommen sind. Allerdings wollen einige von uns, die auf Erwerbsarbeit noch angewiesen sind, nicht mehr so viel davon haben, damit Platz ist für ein angenehmeres Leben und für selbstbestimmtere Tätigkeiten! Gleichzeitig bitten wir inzwischen verstärkt Erwerbstätige zur Mitarbeit. Die könnten sich überlegen, wie sie ihre Erwerbsarbeit einschränken, um auch mehr Zeit zum Leben und für selbstbestimmtere Tätigkeiten zu haben. Jedoch soll das Bündel gegenseitiger Hilfen und der Ansatz von Gemeinschaftsarbeit für uns kein "Ventil" sein, um 'Dampf abzulassen' für ein weiteres Funktionieren in der Marktwirtschaft: Wenn wir beide Arbeitsarten ständig erleben, auch die Schwierigkeiten des Gemeinschaftslebens, können wir einen kritischen Sinn dafür entwickeln, wie wir unsere Tätigkeiten, unsere Arbeit dauerhaft gestalten wollen. Unser eigener notgedrungen noch vorhandener Marktbezug und unsere Erwerbsarbeit, auf die wir noch angewiesen sind, sollen nicht mehr allein dazu dienen, unsere Abhängigkeit davon aufs Neue zu stärken. Lasst uns eine flexible Taktik des kritischen Umgangs mit der Warenwelt entwickeln, mit der es Spaß macht, in Richtung tätiger Mitmenschlichkeit auszuwandern!