Xaga – Das Stadtspiel

Kategorie

Ein Brettspiel als Instrument für Beteiligungsprozesse und Lernmethoden


Kontakt:

Weitere Informationen zu unseren Spielentwicklungen und Projekten erhalten Sie unter
Netzwerk Südost e.V., Stötteritzer Straße 43, 04317 Leipzig, Tel. 0341-9902309 / 0341-2614009, E-mail: nw-suedost@t-online.de, Internet: www.netzwerk-suedost.de


„...man hält sich immer an Monumente, schön, aber einmal setzt man sich, bestellt einen Wein, schaut auf die Straßen hinaus: Städte als Gesicht unseres Menschseins.“ Max Frisch, Tagebücher 1949

Hintergrund:

Eine Stadt hat viele Gesichter. Mit Vorstellungen und Handlungen schaffen die in ihr wohnenden Menschen lebendige Wirklichkeiten, kreieren einen Raum, der ihrem Engagement entsprechend passiv ruht oder sich offen und voller Dynamik zeigt – nach innen und nach außen.
Notwendig für die Entwicklung eines offenen Gemeinwesens sind neben der lokalen Verwaltung insbesondere bürgerschaftliche Initiativen, die andersartige Herangehensweisen und Kommunikationsstrukturen aufbauen und unterstützen können. Gefragt ist das persönliche Engagement des Einzelnen in der gemeinsamen Arbeit an einer lebendigen Stadt durch direkte Kommunikation im Freiraum eines kreativen Miteinanders.
Diesem Ansatz folgend begreift Netzwerk Südost e.V. Stadtentwicklung als einen Bildungsprozess. Dabei stellt sich schnell die Frage nach dem Ort und der Methode des Erlernen von Kommunikations- und Beteiligungsfähigkeit und der Motivationsbildung für die aktive Teilnahme an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen. Erst die Auseinandersetzung und Identifikation mit dem eigenen Wohnen und Wohnumfeld führt zur Ausprägung des Bewusstseins, Verantwortung für den Umganges mit dem eigenen Lebensraum zu übernehmen. „Xaga - Das Stadtspiel“ kann die Funktion übernehmen, diese Prozesse zu initiieren bzw. zu vertiefen und gleichzeitig die direkte Kommunikation zwischen „Mitspielern“/Mitstreitern zu fördern.

Ziel des Spieles:

Warum ein Spiel? ... und keine Informationsbroschüre, kein Zeichenwettbewerb, keine Podiumsdiskussion? Netzwerk Südost e.V. stellte sich im Jahr 2000 nach siebenjähriger Arbeit im Gemeinwesen und Stadtteilmanagement vor Ort die Frage nach neuen Instrumenten zur Förderung von andauernder aktiver Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit neben dem Fachaustausch zwischen Spezialisten. Die Grundidee eines Spieles als ein solches Instrument, in dem sich Wünsche, Ideen und Vorstellungen für den eigenen Stadtteil „durchspielen“ und ableiten lassen, erschien – parallel zu weiteren Beteiligungsprojekten entwickelt – als spannende und Erfolg ersprechende Aufgabe, die daher umgesetzt wurde. Die Konzeption sah von vorn herein nach dem „Leipziger Messespiel“ als „Pilot“-Auflage eine weiterentwickelte Neuauflage für 2003 vor.

Spielspaß Stadtplanung:

Ob für die Entwicklung von zukünftigen Visionen oder konkreten Projekten vor Ort (z.B. das „Alte Messegelände“ in Leipzig?) – über das Spiel gelingt der Einstieg in die Problematik Stadtplanung.
„Xaga - Das Stadtspiel" ist ein strategisches Brettspiel für 4-6 Teilnehmer, das neue Blickwinkel auf Wohnfeldgestaltung eröffnet und für die Mitwirkung und Gestaltung am eigenen Lebensraum motiviert. Im Spiel entsteht auf der Grundplatte einer (fiktiven) Stadt mit bunter Knete aus Ideen, Wünschen und Strategien der Spieler ein neuer Stadtteil: Von A wie Apotheke bis Z wie Zoo.
Vielfalt ist gefragt, denn statt Quantität gilt es, die Qualität des Stadtteils auszuprägen. Um Sieger und damit „Ehrenbürger“ zu werden, muss man auf die Gestaltung der Nachbarschaft, der Architektur und originelle Nutzungen genauso achten wie auf Werbestrategien für die eigenen Bauten.
Durch die gegenseitige Bewertung vom „Schönsten Haus“ bis zum „Störendsten Nachbarn“ ergibt sich ein Gespräch über Stadtteilstrukturen, ihre Schwächen und Stärken. Geweckt wird auch die Lust, sich selbst in Stadtplanungsprozesse einzumischen. Die ideelle Übertragbarkeit einer Entwicklungssituation macht (sowohl das „Leipziger Messespiel“ als auch?) „Xaga – Das Stadtspiel“ zu einem idealen Instrument der Bürgerbeteiligung.

Was ist das besondere an dem Spiel?

Die Spieler entwerfen keinen Bebauungsplan mit konkreten Vorlagen, sondern entwickeln assoziativ Bauten und Nutzungen, die ihnen emotional für ein lebendiges Viertel wünschenswert erscheinen. Ereigniskarten bringen dabei spielerisch Glück und Pech ein, aber auch Anforderungen an das Quartier wie den Mix von sechs "Baubereichen" (Wohnen, Kultur/Freizeit, Dienstleistung, Produktion, Infrastruktur und Natur). So entsteht scheinbar wie von selbst ein Ort mit vielen verschiedenen Bezugslinien und einer eigenen Werteskala.
Der stetige Rollenwechsel jedes Spielers vom Investor (Bauten/Kneten und Werben) zum Anwohner/Besucher und wieder zum Eigentümer macht das vielgestaltige Beziehungsgefüge eines Gemeinwesens erlebbar. Gewonnen haben am Ende alle Teilnehmer, wenn ein ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechender Lebensraum entstanden ist.
Das Spiel motiviert damit zur Beteiligung an Gestaltung im eigenen Haus, im eigenen Stadtteil. Vor allem entsteht in jedem einzelnen Beteiligten das Gefühl, gleichwertiger Partner in einem Prozess der Stadtentwicklung zu sein.

Pilotprojekt „Leipziger Messespiel“:

Basis der Entwicklung des "Stadtspiels" ist die Pilotversion "Leipziger Messespiel", das in den letzten 2 Jahren bundesweit mehr als 250mal gekauft und bewertet wurde (z.B. Publikation „Ökologie und Lernen“ der FU Berlin, Prädikat „ausgezeichnet“).
Das "Leipziger Messespiel" sollte die Vermarktung der "Alten Messe" in Leipzig unterstützen, und zugleich ein didaktisches Instrument zur Vermittlung des Gemeinwesengedankens sein. Der Erfolg des Spieles bestätigt die Sichtweise, dass Gemeinwesen und Nachbarschaft vor allem kooperativer Kompetenz bedarf.
Die Erfahrungen vieler durch uns angeleiteter Spielrunden auf öffentlichen Veranstaltungen, z.B. auf der Tagung „Modelle der lokalen Bürgerbeteiligung“ der Evangelischen Akademie Loccum, mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung Saarbrücken, bei einem Workshop des Berufsverbandes der Verkaufsförderer und Trainer, mit Bürgern der Stadt Grimma u.v.m., sowie die Verleihung des Förderpreises „Aktive Bürgerschaft“ haben uns angeregt, das „Leipziger Messespiel“ weiterzuentwickeln.

Spielentwicklung „Xaga – Das Stadtspiel“ und „Xaga – Das Dorfspiel“:

In Auswertung der besonderen Qualitäten des Spiels als Unterstützungsinstrument von Entwicklungsprozessen soll nun im ersten Halbjahr 2003 eine weiterentwickelte Fassung in Form eines "Stadtspiels" und eines "Dorfspiels" erarbeitet werden (Fertigstellung Oktober 2003). Das Spielsystem wird weitgehend beibehalten. Wir möchten jedoch im inhaltlichen Zuschnitt verschiedene Themen und Zugänge neu einbeziehen oder gestalten. Diese inhaltliche /grafische Überarbeitung erfolgt bis Juni 2003.
Für interessierte Initiativen / Organisationen / Programme bieten wir die Möglichkeit an, sich an der Erarbeitung der Inhalte des "Stadtspiels" oder eines "Dorfspiels" zu beteiligen, das in der eigenen Arbeit vor Ort und in der Region in verschiedenen Funktionen einsetzbar ist.
Es besteht auch die Möglichkeit, eine individuelle Variante mit Zuschnitt auf eine Region oder einen Ort zu erstellen.
Natürlich ist es auch möglich, das allgemein gehaltene, auf jeden Ort anwendbare Spiel nach Erscheinen im Oktober 2003 zu erwerben und als solches einzeln oder als motivierendes Instrument in einer eigenen Kampagne / Entwicklungsstrategie einzusetzen. Eine Einführung / Anleitung durch Netzwerk Südost e.V. kann als Dienstleistung individuell vereinbart werden.

Netzwerk Südost e.V.:

Netzwerk Südost e.V., die „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung einer gemeinwesen-orientierten Sozialstruktur Leipzig-Südost e.V.“, ist seit 1993 als Fachverein für Stadtteil-, Regionalentwicklung und Gemeinwesen in Leipzig Südost und seit 1998 darüber hinaus in der Region tätig.
Von 2000 bis 2004 kooperiert der Netzwerk Südost e.V. mit dem Projekt „Management für regionale Lernkultur“ des ABWF e.V., „Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Weiterbildungsforschung, Berlin, im Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Lernkultur Kompetenzentwicklung“, Programmbereich „Lernen im sozialen Umfeld“.

Beispiele zu Netzwerkaktivitäten:

  • Arbeitskreis Südost: seit 10 Jahren einmal pro Monat organisiertes Podium von Akteuren, Wirtschaft, Verwaltung und freien Trägern für Informations- und Leistungsaustausch, Initiieren und Unterstützen einzelner und gemeinsamer Initiativen
  • Treff Fundraising Leipzig: öffentliche Veranstaltungsreihe, ca. 3x jährlich, zu Trends, Methoden und Praktiken des Fundraising
  • LEA, die Lern- und Entwicklungsagentur: Pilot- und Entwicklungsprojekt für regionale Strukturbildung und innovatives Lernen. Lernen an der Erfahrung des anderen steht dabei im Mittelpunkt eines regionalen Managements. An mehreren dezentralen Stellen in der Region Leipzig/Südost – Muldental – Leisnig – Döbeln sollen gemeinsam mit Partnern vor Ort LEAs entstehen. Sie unterstützen lokale Initiativen, deren Kooperation sowie Projekte und Fragestellungen in ihrer Entwicklung. www.stadt-land-mulde.de